Wanderung im KönigsforstGanz neue Ausblicke vom mystischen Berg ins Tal der Sülz

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Wanderschuh auf dem Weg ins Tal, im Hintergrund scheint die Sonne

Auf dem Weg vom Tütberg ins Tal bieten sich immer wieder neue Auslicke. Lange bestehen werden sie aber nicht.

11 Kilometer lang ist der Rundweg vom Forsthaus Steinhaus über den Tütberg ins Tal der Sülz. Blicke bis ins Siebengebirge und in die Eifel.

Raureif liegt auf dem Gras am Wegesrand, eine Eisschicht hat sich auf der Pfütze daneben gebildet. Die Luft ist klar und kalt – und die Gelegenheit gut, den Tütberg bei Bensberg einmal von seiner in den vergangenen Jahren entstanden neuen Seite kennenzulernen, die ebenso reizvoll wie vergänglich ist.

Guido  Wagner

Guido Wagner

Leiter der Redaktion Rhein-Berg von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Bergischer Landeszeitung/Kölnischer Rundschau“. Bereits während des Studiums hat er als freier Journalist gearbeitet und nach dem Exame...

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Denn rund um den 212 Meter hohen Gipfel in den Hochlagen des Königsforstes, der hier steil zum Tal der Sülz abfällt, sind in den vergangenen Jahren zahlreiche durch Hitze und Borkenkäfer zerstörte Fichtenbestände gefällt worden. So bieten sich nun einmalige Ausblicke ins Tal der Sülz, auf Hoffnungsthal und bis zum Siebengebirge und sogar zu den Eifelhöhen am Horizont. Der Anblick ist gleichwohl vergänglich, denn schon in ein paar Jahren werden die nachgepflanzten und durch Naturverjüngung ausgesäten neuen Bäume die Sicht wieder nehmen.

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Blick ins Tal auf der Wanderroute

Auf dem Wanderweg bahnen sich neue, aber auch vergängliche Anblicke. Denn schon bald werden an vielen Stellen wieder dicht an dicht Bäume stehen.

Los geht's vom Parkplatz an der Straße Steinhaus direkt neben dem Technologie-Park Bergisch Gladbach. Nach ein paar Schritten bereits lohnt ein Abstecher zum historischen Forsthaus Steinhaus, in dem eine sehenswerte Ausstellung über den weithin streng geschützten Naturraum des Königsforstes und der angrenzenden Wahner Heide informiert (siehe „Der besondere Tipp“).

Das Forsthaus Steinhaus

Das Forsthaus Steinhaus

Bald erreichen wir die hier als Waldweg verlaufende „Brüderstraße“, auf der bereits im Mittelalter Pilger und Kaufleute zwischen Siegen und Köln reisten. In Richtung Osten ist heute der Elisabethpfad, ein Fernwanderweg nach Marburg, markiert, in Richtung Westen folgen Wanderer der Markierung eines der Jakobspilgerwege in Richtung Köln und nach Santiago de Compostela.

Zwei Schilder weisen die Brüderstraße sowie den Weg zum Tütberg aus

Von der Brüderstraße zweigt der Weg zum Tütberg ab.

So weit wollen wir heute nicht, wandern Richtung Osten und entdecken bald eine regelrechte Seenlandschaft am Berg. Entstanden ist sie aus einem Klärteich für die Abwässer aus der Erzaufbereitung des Erzbergwerks auf dem Lüderich, dessen Hauptschacht-Förderturm noch auf dem Berg jenseits des Sülztals zu sehen ist. 1978 wurde das Bergwerk geschlossen, der Klärteich verlandete teilweise. Bis vor wenigen Jahren lag er an drei Seiten von dichtem Fichtenwald umgeben, jetzt lässt sich beim Wiederaufstieg auf der anderen Seite des einstigen Stausees bis hinunter auf Hoffnungsthal im unteren Sülztal und dahinter zum Siebengebirge sehen.

Blick auf ehemalige Klärteiche der Erzgrube Lüderich

Die ehemaligen Klärteiche der Erzgrube Lüderich sind zu einer regelrechten Seenlandschaft geworden.

Unversehens ist oben der Gipfel des Tütbergs erreicht, der ist mit seinen 212 Metern nochmal fast 100 Meter höher als Kölns höchster Berg im Königsforst, der Monte Troodelöh (118,04 Meter), allerdings liegt der Tütberg ja auch nicht mehr auf Kölner Stadtgebiet, sondern auf Bergisch Gladbacher Terrain. Weit schweift der Blick von hier oben bei guter Sicht bis zu den Höhen der Eifel am Horizont, bevor's aussichtsreich hinunter ins Sülztal geht, wo uns der kleine Fachwerkweiler Hellenthal empfängt – mit einem aus dem Mittelalter stammenden wuchtigen Burghaus links und einer Fachwerkkapelle rechts des Wegs.

Barbakapelle in Hellenthal

Barbakapelle in Hellenthal

Letztere ist der heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute, geweiht, die früher in den Revieren rund um Bensberg und dem Lüderich Erze abbauten. Ein paar Schritte, dann ist Lehmbach erreicht, wo eine Einkehr lockt und es dann durch ein Bachtal wieder hinauf zum Tütberg geht. Ein paar Meter sind etwas morastig, einige quer liegenden Bäume sollen in der nächsten Zeit entfernt werden.

Mitten im Wald auf dem Lüderich fällt ein einsames Wohnhaus auf, das eine bewege Geschichte hat. Der Kölner Privatbankier Carl Theodor Deichmann ließ es 1929 als Jagdhaus errichten. Seine Tochter war mit James Graf von Moltke verheiratet, der als Begründer der Widerstandsgruppe „Kreisauer Kreis“ gegen das NS-Regime aktiv war und noch kurz vor Kriegsende, am 11. Januar 1945, vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Bis heute erinnert das Haus auf dem Tütberg auch an seine Geschichte.

Der besondere Tipp:

Neben einem Waldcafé im Innenhof (siehe „Einkehren“) verfügt das Besucher-Zentrum am historischen Forsthaus Steinhaus unweit des Start- und Zielpunkts über eine interaktive Erlebnisausstellung. Auf spielerische Weise kann man hier das Naturschutzgebiet Königsforst/ Wahner Heide erkunden. Öffnungszeiten siehe Infos zu „Besichtigung“ oben.

Der Wanderweg

Die Wanderung auf und um den Tütberg auf der Karte

Die Wanderung auf und um den Tütberg auf der Karte

Vom Parkplatz an der Zufahrt zum Forsthaus Steinhaus auf der Brücke Landstraße und Autobahn überqueren. Am Abzweig liegt das Forsthaus Steinhaus mit Info-Portal wenige Meter rechts. Diese Tour führt nach links. Der „>“-Markierung folgen, Abzweig rechts liegen lassen und an nächster großer Kreuzung auf Querweg (Brüderstraße) nach links abbiegen.

Der roten Markierung des Elisabethwegs (Köln-Marburg) auf Brüderstraße folgen, Abzweig links liegen lassen, an Kreuzung mit Schutzhütte geradeaus. Bald ein Stück auf Asphalt bergab und kurz vor Buchholzer Hof in einer Linkskehre des Wegs rechts abbiegen.

Ohne Markierung dem Weg an einem Damm entlang folgen, der einst zum Stauen eines Klärteichs aufgeschüttet wurde. Auf der anderen Seite des Damms auf Querweg rechts halten und bergauf gehen, bis der Weg auf einen weiteren Querweg stößt. Dort links gehen, am Gipfel des Tütbergs und einem Wasserhochbehälter vorbei bis zu einer Kreuzung mit Schutzhütte. Dort links abbiegen und dem breiten Wirtschaftsweg bergab folgen. Nach ca. 500m an Kreuzung den Weg ganz links nehmen und ihm hinunter bis nach Hellenthal mit Barbarakapelle und historischem Burghaus folgen. An der Landstraße auf Rad-Geh-Weg nach rechts gehen bis zum Lehmbacher Hof (siehe „Einkehren“). Direkt dahinter rechts abbiegen in Straße Lehmbach.

Ein kleines oranges Hinweisschild weist den Weg

„Bergischer Weg“: Ein Hinweisschild gibt die Richtung vor.

Den Markierungen „K“ und „X 22“ bis zum Ende der Straße folgen und dann auf Weg weiter in den Wald, an aufgelassenen Fischteichen vorbei, auf morastigem Weg an einem Bach entlang, dann auf Steinen geradeaus über ihn hinweg und den Berg hinauf. Nach einigen hundert Metern kommt von links der orange markierte Bergische Weg hinzu. Weiter geradeaus bis zu Querweg, dort links hinauf bis auf einen weiteren Querweg und auf diesem rechts bergan.

Dem breiten Waldfahrweg bergauf folgen (K), an einzelnem Haus vorbei, dann an Kreuzung mit Schutzhütte links. Nach ca. 700m an Kreuzung links und nun dem Jakobsweg (stilisierte gelbe Muschel auf blauem Grund) bis zum nächsten Abzweig folgen.

Dort rechts abbiegen (N) und nach ca. 400m auf Querweg links halten. Kurz vor Forsthaus Steinhaus dann wie auf dem Hinweg rechts über die Brücke zurück zum Ausgangspunkt.

Informationen zur Wanderung:

  • Start und Ziel: Parkplatz an Zufahrt zum Forsthaus Steinhaus vor (!) der Autobahnbrücke. Das Forsthaus hat die Adresse Steinhaus 1, 51429 Bergisch Gladbach.
  • Auto: Von Köln A4 Richtung Olpe bis AS Bergisch Gladbach-Bensberg (früher: Moitzfeld), an Ampelkreuzung geradeaus, den Berg hinauf und an erster Ampel rechts abbiegen, Parktaschen links und rechts der Straße.
  • ÖPNV: Von Bf. Deutz/Messe Straßenbahnlinie 1 bis Endhaltestelle Bensberg, dort weiter mit Bus Linie 421 Richtung Lindlar bis „Technologie-Park“.
  • Weglänge: 11 Kilometer lang ist diese Tour, reine Gehzeit: etwa 3,5 Stunden
  • Profil: Zum Großteil gut befestigte Waldwege, zwei etwas steilere Anstiege, Gesamtanstieg/-Abstieg: ca. 180 Höhenmeter.
  • Karte: Wanderkarte Bergisches Land Nr. 4, hg. v. Das Bergische.
  • GPS-Daten: https://out.ac/IPyiSi
  • Besichtigung: Besucher-Portal, Steinhaus 1, Bergisch Gladbach | November–März: Do/Fr 11.30–16.30 Uhr, Sa/So 11–17 Uhr; April–Oktober: Do–So 11-17 Uhr (18 Uhr Sa/So) | www.wahnerheide-koenigsforst.de/portal-steinhaus.php

Einkehrmöglichkeiten:

  • Lehmbacher Hof, Bergische Landstraße 161, 51503 Rösrath | Tel. 0 22 05/ 2 226 | geöffnet Mo/Di/Do/Fr 12 bis 14.30 Uhr und 17.30 bis 22 Uhr, Sa/So 12 bis 22 Uhr | www.lehmbacher-hof.de
  • Waldcafé Steinhaus (Außengastronomie), Steinhaus 1, 51429 Bergisch Gladbach | Tel. 01 73- 6 09 13 04 | geöffnet Nov–März Do–So 11.30 Uhr–16.30 Uhr; April–Okt Do–So 12–18 Uhr; aktuell Winterpause bis 9. Februar | www.waldcafe-steinhaus.de