Die Insel der GlücksseligenDas Marienburger Büdchen punktet mit Neapolitanischer Pizza

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Das Büdchen am Südpark, davor sitzeneinige Leute auf Bänken.

Treffpunkt in der Nachbarschaft - sowas gibt es auch im Kölner Villenviertel Marienburg.

Das Marienburger Büdchen verkauft Zeitungen, Kaffee und neapolitanisch-kölsche Pizza. Julia Floß verrät, wie es schmeckt. 

Der Stadtteil Marienburg im Kölner Süden ist hauptsächlich für seine gut betuchten Einwohner beziehungsweise deren üppige Immobilien bekannt. Ein Spaziergang oder eine kleine Radtour durch das Villenviertel lässt einen sehr schnell vergessen, dass man noch in Köln ist. Riesige Grundstücke mit satten Grünflächen und alten Bäumen, prächtige Einfahrten mit steinernen Löwen, aber auch hohe Mauern, dicke Eisengitter und Überwachungskameras gehören zum Straßenbild.

Einige Anwesen erinnern an den englischen Landadel samt Pferdegestüt und Rosengarten, andere sehen einfach aus wie das Hauptquartier eines beliebigen Bond-Bösewichts. Ein Potpourri der architektonischen Highlights und Sünden gleichermaßen. Nur eben mit sehr viel Platz drumrum. Abgesehen von ein paar Spaziergängern oder Radfahrern auf dem Weg zum Rheinufer oder zum Südpark verirrt sich hierher niemand, der nicht hierher gehört. Warum auch?

Julia Floß

Julia Floß

Julia Floß ist ausgebildete Köchin und Patissière und hat viele Jahre in verschiedenen von Gault-Millau und Guide Michelin ausgezeichneten Küchen gearbeitet, bevor sie Journalismus und Medienkommunika...

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An der Busschleife am Südpark steht seit Jahr und Tag ein Büdchen. Auch die Marienburger Nachbarschaft braucht ab und zu ein Päckchen Kaugummis oder eine Tageszeitung, das Bedürfnis nach einem Wegbier wage ich arg zu bezweifeln.

Ende 2023 entschieden sich die Herren Sven Oliver Pink, Anton Jurina und Ben Rüdiger, dem Viertelskiosk einen neuen Anstrich zu verpassen. Das Büdchen sollte zu einem Treffpunkt für die Nachbarschaft werden.

Neapolitanische Pizza in Marienburg

Eine neue Kaffeemaschine und die Auswahl sorgfältig kuratierter Magazine reichen für dieses Vorhaben nicht aus. Wenn man Menschen, egal in welcher Gehaltsklasse, zusammenbringen möchte, braucht man dafür Essen. Also machten sich die drei Herrschaften auf ins ferne Neapel und ließen sich alles über die hohe Kunst des Pizza-Backens erklären. Die Wichtigkeit des Steinofens, das richtige Mehl, die Konsistenz des Teiges, die Qualität der Zutaten.

Und tatsächlich liest sich die Pizzakarte des Marienburger Büdchens wie das Handbuch des AVPN, des neapolitanischen Pizza-Verbandes. Die Tomaten kommen aus San Marzano, der Fior di Latte aus Agerola, die Zitronen aus Amalfi, die Zwiebeln aus Tropea, Parmesan und Schinken durften 24 Monate reifen. Hier wurde wirklich nichts dem Zufall überlassen und Antonio Pace, der ehrwürdige Präsident des neapolitanischen Pizza-Verbandes, kann sich stolz eine kleine Träne aus dem Augenwinkel tupfen.

Eine Pizza ist auf einem Holzbrett zu sehen.

Was dazu wohl Antonio Pace sagt? Kölsche Pizza mit Flönz und Apfel.

Zur Auswahl stehen zwölf verschiedene Pizzen. Eine klingt besser als die andere. Grundsätzlich bin ich überzeugter Pizza-Purist. Auf meine Margherita verirrt sich maximal eine Handvoll Kapern, aber am Marienburger Büdchen mache ich freudestrahlend eine (oder zwei) Ausnahmen. Möchte ich lieber weißen Thunfisch und rote Tropea-Zwiebeln? Oder neapolitanische Salami? 'Nduja aus Kalabrien oder Parmaschinken, Rucola und gereiften Parmesan? Ich entscheide mich für die Bianca mit Amalfizitronen und gelben Tomaten und das großzügig belegte Trüffelchen. Oft wurde ich von diesen Kombinationen schon enttäuscht, aber nicht hier. Die Pizza schmeckt ganz vorzüglich.

Der Plan des Marienburger Büdchen-Gespanns ging eindeutig auf. Arbeitskolleg*innen, Großeltern mit ihren Enkeln, alte Bekannte - der Kiosk ist zum Treffpunkt geworden. Entweder man ergattert einen Platz am Fenster oder unter dem großen Baum oder man stellt sich an die hohe, weiß geflieste Theke, die der befreundete Künstler Simon Mullan gestaltet hat.

Champagner und Hundeleckerli

Natürlich gibt’s am Kiosk im Villenviertel die klassische gemischte Tüte, Limo und Zeitungen, aber eben auch selbst angefertigte Hundeleckerlis, Champagner und Espresso Macciato aus dem Siebträger. Tja, du kannst zwar die Jungs aus Marienburg holen, aber nicht Marienburg aus den Jungs.

Die Kölsche Pizza-Variante mit Flönz und Apfel klingt total gut, aber ich glaube hier hätte Antonio Pace die Grenze gezogen. Aber was versteht der denn schon von Köln?


Büdchen am Südpark, Am Südpark 0, 50968 Köln, Öffnungszeiten: täglich 8-20 Uhr, Pizza: Di-So 12-15 Uhr + 16-20 Uhr

Espresso Macchiato und eine Waffel sind im Bild zusehen.

Espresso Macchiato und eine Waffel: macht hier auch Sinn.

Julias Auswahl:

  • Pizza Margherita // 9,50 Euro
  • Pizza bianca mit Amalfizitrone, gelben Tomaten und Büffelmozzarella // 11,- Euro
  • Pizza Trüffelchen mit Trüffelcreme, Parmesan, Pilzen und Büffelmozzarella // 13,50 Euro
  • Buttermilchwaffel mit Zimt und Zucker // 3,20 Euro
  • Orangenkuchen // 3,90 Euro