Schlappe für ChorweilerDezernent Egerer bringt keine guten Nachrichten für den Verkehr im Kölner Norden

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In den Abendstunden und am Wochenende bleibt die Blumenberger Bushaltestelle verwaist.

In den Abendstunden und am Wochenende bleibt die Blumenberger Bushaltestelle verwaist.

Verkehrsdezernent Ascan Egerer schenkte den Bezirksvertretern aus Chorweiler beim Besuch ihrer Sitzung Gehör - viel mehr allerdings nicht.

Ein Thema, das Bürgern und Politikern im Kölner Norden besonders unter den Nägeln brennt, ist der Verkehr: Sowohl beim Ausbau der Straßen als auch der Radwege, sowie dem des ÖPNV-Netzes bleiben im Bezirk Chorweiler viele Wünsche offen. Der Besuch des Kölner Dezernenten für Mobilität, Ascan Egerer, in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Chorweiler (BV) war daher mit Spannung erwartet worden. Letztlich hatte ihnen der Beigeordnete aber nicht viel Konkretes anzubieten.

Egerer sprach zunächst über die Umsetzung des nachhaltigen Mobilitätsplans „Besser durch Köln“ als Beitrag seines Dezernats zum Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2035. „In diesen Plan wollen und müssen wir alle Pläne und Konzepte einordnen“, so Egerer. In der Entwicklung des ÖPNV-Netzes gebe es viele Projekte – Egerer nannte die Ost-West-Achse, sowie den Ausbau der Stadtbahn in den Mülheimer Süden, nach Rondorf und nach Widdersdorf. Die Finanzierung sei eine Herausforderung, weil der ÖPNV durch Einnahme-Rückgänge in der Klemme stecke. Egerer zeigte sich aber optimistisch, dass es in den nächsten Jahren gelingen werde, dieses Problem zu lösen, auch dank großzügig bemessener Fördermittel.

Blumenberg wartet seit Jahren auf bessere Busanbindung

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Den Haken an Egerers Ausführungen zum ÖPNV-Ausbau zeigte Daniel Kastenholz (CDU) auf: „Sie haben wenig vorgestellt, das uns betrifft. Mich würde der Norden interessieren“, sagte er. Der warte „seit Jahrzehnten darauf, dass hier mal ein Großprojekt angestoßen wird“, fügte sein Fraktionskollege Axel Zimmermann hinzu. Dringend notwendig sei etwa die von der BV beschlossenen Überarbeitung des Busnetzes, das mehr Querverbindungen zwischen den Stadtteilen brauche. Verkehrsversuche würden in anderen Bezirken durchgeführt, obwohl „wir als einer der ersten Bezirke einen On-Demand-Bus-Service beantragt haben“, wie der SPD-Fraktionsvorsitzende Inan Gökpinar erinnerte. Stattdessen versuche man seit Jahren vergeblich dafür zu sorgen, dass Blumenberg auch in den Abendstunden und am Wochenende per Bus angebunden sei.

Halbporträt eines mittelalten Mannes im Anzug mit braunem Haar und Seitenscheitel

Ascan Egerer leitet das Dezernat III, das Amt für Mobilität, der Stadt Köln.

„Gewerbe und Industrie im Norden liefern nach meiner Einschätzung fast ein Viertel der Gewerbeeinahmen der Stadt Köln, aber ÖPNV wird hier nicht geplant“, so Gökpinar. Wolfgang Kleinjans, Fraktionsvorsitzender der Grünen, erinnerte an den Blumenbergsweg, auf dessen Ausbau die BV regelmäßig pocht: „Der ist jetzt schon Verkehrsachse Nummer eins, der Verkehr der Neubaugebiete, wie Kreuzfeld, wird noch hinzukommen“. Ebenfalls ein großes Problem sei die Unzuverlässigkeit der S-Bahnlinien – diese hatte Egerer selbst zu spüren bekommen, da er mit einer verspäteten S-Bahn angereist war. „Da haben sie noch Glück gehabt, dass Sie hier aussteigen konnten“, sagte Klaus Hebert-Okon, Vertreter der Linken, „denn oft genug umfahren verspätete S-Bahnen den gesamten Bezirk.“

Doch für keines der genannten Probleme konnte Egerer den Bezirksvertretern eine Lösung in Aussicht stellen. Die Probleme der S-Bahnlinien seien ärgerlich und würden in Gesprächen mit dem VRS angesprochen. Sie würden sich „endgültig aber wohl erst mit dem S-Bahn-Ausbau im Rechtsrheinischen lösen lassen“. Eine Erweiterung des Busnetzes sei „eine Frage der Finanzierung“ - es gebe stadtweit viele Anträge, diese müssten der Reihe nach abgearbeitet und „im Gesamtkontext“ gesehen werden.

Einen echten Dämpfer aber hatte Egerer in Bezug auf den Blumenbergsweg parat: In Gesprächen mit dem Verkehrsminister des Landes NRW, Oliver Krischer, habe er erfahren, dass dessen Ausbau in der Prioritätenliste des Landes nach unten gerutscht sei. „Wir prüfen jetzt, ob der Ausbau wie bisher geplant weiterlaufen kann“ – eine Möglichkeit wäre, dass die Stadt Köln den Abschnitt des Anschlusses an die A57 zunächst selbst finanziere und sich das Geld später vom Land erstatten lasse. Als „K.O.-Schlag“ bezeichnete Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner (CDU) die Neuigkeit dennoch. „Die Rechte saß richtig gut“, fügte er trocken hinzu. „Der Bezirk wird in Jubel ausbrechen.“