„Glow up“Neues Köln-Festival soll Demokratie und Freiheit stärken

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Gruppenbild der Band Brings

Die Band Brings wird im Rahmen des Festivals in der Philharmonie auftreten.

„Glow up“ hieß im vergangenen Jahr ein Abend in der Philharmonie. Jetzt haben Kölner Kulturschaffende ein ganzes Festival auf die Beine gestellt.

Köln ist bunt, nicht braun, in Köln schlägt der „Pulse of Europe“, und Köln bekommt den „Arsch huh“, wenn es um Fremdenfeindlichkeit, Rassismus oder soziale Ausgrenzung geht. Aber um Freiheit und Demokratie zu stärken, braucht es neben Kundgebungen auch den Diskurs. Davon sind die Initiatoren von „Glow up - Demokratie feiern!““ überzeugt, die unter diesem Titel in diesem Jahr erstmals ein mehrtägiges Festival auf die Beine stellen.

Köln: Neues Festival „Glow up “

Mehrere Mitwirkende aus der Kölner Kultur-Szene hatten im vergangenen Jahr „Glow up“ im Rahmen eines Philharmonie-Abends ins Leben gerufen, an dem unter anderem die Kölner Brass-Pop-Band Querbeat oder die Jazz-Sängerin Simin Tander auftraten.

Am 18. Oktober wird es erneut eine Veranstaltung in der Philharmonie geben, bei der es darum geht, mit vielen Künstlerinnen und Künstlern ganz unterschiedlicher Genres gemeinsam für den Erhalt und die aktive Mitgestaltung der Demokratie einzustehen. Doch dabei soll es nicht bleiben. „Wir wollen etwas Nachhaltiges schaffen“, sagt Mitinitiator Oliver Gontram, langjähriger Produktionsleiter der lit.Cologne.

Sina Kloke lächelt in die Kamera.

Pianistin Sina Kloke engagiert sich für „Glow up“.

So sind neben dem Philharmonie-Abend Workshops, Ausstellungen, spezielle Angebote für Jugendliche, Lesungen, Filme und Diskussions-Panels geplant. „Da wir besorgt verfolgen, dass unsere demokratische Grundstruktur zunehmend in Gefahr gerät, sind wir der Überzeugung, dass angesichts des erstarkenden Rechtsextremismus eine gesellschaftliche Notwendigkeit für ein unabhängiges demokratisches, den Diskurs belebendes Angebot besteht“, sagt Mitinitiatorin und Pianistin Sina Kloke, die am 18. Oktober in der Philharmonie selbst auftreten wird. Die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen hätten diese Sorge noch einmal bestätigt.

Festivalauftakt am 18. Oktober im Filmforum NRW

Politik habe etwas Konfrontatives, Kultur jedoch etwas Verbindendes, sagt Gontram. Daher seien Musik oder Theater wie geschaffen, um Menschen mit unterschiedlichen Meinungen, Ansichten und Lebensgeschichten zusammenzubringen. „Es geht darum, sich mit Themen auseinandersetzen, was viele Leute normalerweise nicht machen, da sie in ihrer eigenen Blase bleiben“, sagt Gontram. Es gehe in erster Linie ums Zuhören, sich offen zeigen für einen anderen Blick aufs Thema. „Und bestenfalls bleibt es nicht dabei, und man wird selbst tätig, indem man sich in einem Verein oder einer Gruppe engagiert.“

Gruppenbild der Tanz-Crew

Auch die Hip-Hop-Tanz-Crew „Rock Spot“ hat zugesagt.

So wird zum Festivalauftakt am 18. Oktober im Filmforum NRW im Museum Ludwig der „Film The Mind Game“ gezeigt. Er handelt von einem 14 Jahre alten Flüchtling aus Afghanistan, der seine Heimat verlässt, nachdem die Taliban seinen Vater getötet haben. Die lebensbedrohliche Reise, die zahlreiche unbegleitete Minderjährige auf sich nehmen, um in Europa Schutz zu suchen, hat der Jugendliche mit seiner Handykamera festgehalten, bis er in Belgien Asyl beantragt.

Zudem haben die „Stammtischkämpfer*innen“ ihr Kommen zugesagt. Die inzwischen bundesweit aktive Initiative bietet am 19. Oktober im Comedia Theater sowie am 20. Oktober im Basement am Stadtgarten jeweils Workshops zum Umgang mit Stammtischparolen an: Dabei werden Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt, wenn etwa im Bekannten- oder Familienkreis plötzlich rechte und rassistischen Parolen der AfD von sich gegeben werden.

Das Logo des Festivals umfasst vier leuchtende Kreise

So sieht das Logo des Festivals aus.

Darüber hinaus gibt es am 18. und 19. Oktober im Museum Ludwig Führungen unter dem Titel „Art Chats“. Dabei werden in Anlehnung an das Projekt „Art in democracy“ des Europäischen Parlaments anhand einer Auswahl von Exponaten die Beziehung zwischen Kunst und Demokratie erörtert.

„Der erhobene Zeigefinger hat bei Glow up nichts zu suchen“, betont Kloke. Demokratie brauche und lebe von Diversität. Mit diesem Ansatz solle Glow up, Menschen zusammenzubringen, „um unsere Demokratie gemeinsam in die Zukunft zu tragen“.

Auch das NS-Dokumentationszentrum zählt zu den Kooperationspartnern der Kulturschaffenden, die den Verein „Glow Up - Demokratie stärken“ gegründet haben. Dort gibt es am 19. und 20. Oktober die Möglichkeit, um 14 Uhr beim Demokratie-Spiel „Remote Island“ Demokratie zu erleben und selbst zu gestalten. Angestrebt wird, dass sich diese parteipolitisch unabhängige Plattform mit Festival-Charakter nicht nur in Köln etabliert.

„Glow up“: Philharmonie-Abend am 18. Oktober

Auch in anderen Städten sei „Glow up“ perspektivisch denkbar. „Statt sich auf Probleme zu fokussieren oder im schlimmsten Fall rechtsextreme Ideologien zu tolerieren, setzen wir auf die Motivation zur Mitgestaltung der Gesellschaft, in der wir leben möchten“, heißt es seitens der beiden Initiatoren.

Die Journalistin und Fernsehmoderatorin Yara Hoffmann schaut mit verschränkten Armen in die Kamera.

Die Journalistin und Fernsehmoderatorin Yara Hoffmann wird durch den Philharmonie-Abend führren.

Zum Philharmonie-Abend am 18. Oktober, bei dem alle Beteiligten erneut ehrenamtlich tätig sind, haben Brings, die Streetartisten von Urbanatix mit Sängerin Svea Kirschmeier, die Akademie des WDR Sinfonieorchesters, der Jazz-Pianist Florian Weber, die Reggea/Afropop-Sängerin Treesha, die Hip-Hop-Tanz-Crew „Rock Spot“ des Choreografen Sugar Rae, die Singer-Songwriterin Becky Sikasa, der Sänger und Aktivist Shekib Mosadeq mit Inés Fabig (Rezitation), der Poetry Slammer Lukas Knoben, der Autor Martin Hyun sowie die Moderatorin Yara Hoffmann zugesagt.

Auf der Website www.glowup-cologne.de, die laufend aktualisiert wird, finden sich alle Termine mit den Veranstaltungsorten und genauen Uhrzeiten.