„Wir sind unzertrennlich“Italienischer Staatspräsident besucht Köln – und löst Verkehrschaos aus

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Staatsbesuch des Präsidenten der Italienischen Republik S.E. Sergio Mattarella zusammen mit seiner Frau Laura Mattarella in Nordrhein-Westfalen. Gemeinsamer Besuch des Doms. Frank-Walter Steinmeier, Elke Büdenbänder, Henriette Reker und Hendrik Wüst begleiteten Mattarella.

Staatsbesuch des Präsidenten der Italienischen Republik Sergio Mattarella zusammen mit seiner Tochter Laura Mattarella: Hier beim gemeinsamen Besuch des des Kölner Doms. Frank-Walter Steinmeier, Elke Büdenbänder, Henriette Reker und Hendrik Wüst begleiteten Mattarella.

Der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella ist auf einem dreitägigen Staatsbesuch in Deutschland.

Mit dem Kölsch in der Hand auf dem Schiff von Bonn nach Köln, dann zum Kölner Dom, ins Historische Rathaus und schließlich zum Abendessen in der Flora: Dieses straffe kölsche Programm hat am Samstag der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella absolviert. Der 83-Jährige ist seit Donnerstagabend auf Staatsbesuch in Deutschland und wurde zunächst in Berlin von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfangen, der ihn auf seiner Reise nach Nordrhein-Westfalen begleitete. Oberbürgermeisterin Henriette Reker empfing die Staatsoberhäupter am Nachmittag in der Kölner Altstadt.

Nach dem gemeinsamen Besuch im Dom durfte sich Mattarella im Historischen Rathaus ins Goldene Buch der Stadt Köln eintragen. Auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst war dabei.

Sergio Mattarella (l.), Tochter Laura Mattarella, Elke Büdenbender, Frank-Walter Steinmeier (R) auf einem Schiff auf dem Rhein vor der Kölner Kulisse mit dem Dom.

Sergio Mattarella (l.), Tochter Laura Mattarella, Elke Büdenbender, Frank-Walter Steinmeier (R) auf einem Schiff auf dem Rhein vor der Kölner Kulisse mit dem Dom.

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Sergio Mattarella in Köln: Rede im Rathaus vor italienischer Community

Mattarella sowie Reker hielten im Rathaus eine Ansprache vor geladenen Gästen: Neben dem italienischen Außenminister Antonio Tajani, dem NRW-Europaminister Nathanael Liminski und Kölner Politikern waren vor allem Vertreter der italienischen Community anwesend. „Köln wird nachgesagt, es sei die nördlichste Stadt Italiens“, sagte Reker bei ihrer Begrüßung. Man verbinde mit Italien, genau wie mit Köln, „Lebensfreude, Leichtigkeit, Liebe zu Kunst und Musik“ sowie Traditionsbewusstsein, ohne sich jedoch der Moderne zu verschließen.

Die „Piazzetta“, das Zentrum des historischen Rathauses, sei, wie auch in Italien üblich, der zentrale Platz in der römisch geprägten Altstadt. Reker betonte die Bedeutung der italienischen Einwanderinnen und Einwanderer und ihrer Nachkommen für Köln. Ein großer Teil kam in den 60er-Jahren als sogenannte Gastarbeiter, sie waren in Niehl bei Ford Arbeitskräfte oder fertigten Motoren bei der Deutz AG.

Zunächst sei der Plan vieler gewesen, ein paar Jahre zu arbeiten, zu sparen und dann in die Heimat zurückzukehren. Doch es kam anders. „Das italienische Generalkonsulat mitsamt Kulturinstitut bereichert seit 1952 unsere städtische Gesellschaft. Wir sind interessiert an italienischer Geschichte, die ja teilweise auch unsere eigene ist. Köln ohne sein italienisches Erbe und die italienischen Kölnerinnen und Kölner, das ist unvorstellbar. Wir sind unzertrennlich.“ In Köln leben rund 18.000 Italienerinnen und Italiener.

OB Reker, Sergio Mattarella, Tochter Laura Mattarella,Frank-Walter Steinmeier, Elke Büdenbender, Hendrik Wüst, Katharina Wüst

Sergio Mattarella hat sich in das Goldene Buch der Stadt Köln eingetragen.

Sergio Mattarella: Staatsbesuch verursacht Staus in der Stadt

Auch der italienische Staatspräsident knüpfte in seiner Rede an die römischen Wurzeln Kölns an. „Wenn man hier durch die Gassen spaziert, bemerkt man sehr stark das römische Erbe“, sagte Mattarella. Auf diesem Erbe beruhe auch die europäische Identität. Die Zusammenarbeit mit dem Land NRW sei wichtig für Italien. „Nordrhein-Westfalen ist ein Symbol für ein multikulturelles, offenes Deutschland, auch dank der Italiener.“ Danach adressierte er seine Worte an die italienische Community. „Ihr seid der Motor des intensiven Austauschs beider Staaten“, so Mattarella.

Dessen Besuch verursachte im Zentrum Kölns zeitweise Staus und Verkehrschaos, es galt eine hohe Sicherheitsstufe, weshalb kurzzeitig Straßen gesperrt werden mussten. Der Zugang zum Dom war während des Besuchs des Präsidenten gesperrt, ebenso zum Hotel Excelsior Ernst und zur Flora, wo auf Einladung des Ministerpräsidenten Wüst ein Abendessen stattfand. Am Alter Markt versammelte sich etwa eine große Menschenmenge, um einen Blick auf die Politiker werfen zu können.

Menschen versammelten sich am Alter Markt, um einen Blick auf die Politiker zu werfen, die das Rathaus verlassen.

Menschen versammelten sich am Alter Markt, um einen Blick auf die Politiker zu werfen, die das Rathaus verlassen.

Wüste sagte im Rahmen des Staatsbesuchs: „Präsident Mattarella ist ein durch und durch überzeugter Europäer. Insbesondere die aktuellen europäischen Herausforderungen wie die Migration, die Wahrung der Inneren Sicherheit und die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft einen unsere beiden Länder.“

Patrouillierende Polizisten in Domumgebung während des Staatsbesuchs von Sergio Mattarella

In der Stadt waren sehr viele Polizistinnen und Polizisten im Einsatz. Sergio Mattarella besuchte gemeinsam mit OB Reker, Steinmeier und Wüst den Dom. Uwe Weiser

Sergio Mattarella: Weiterreise nach Italien mit Frank-Walter Steinmeier

Mattarella war am Vormittag am Flughafen Köln/Bonn gelandet. Weitere Programmpunkte waren der Besuch des Europäischen Astronautenzentrums (ESA) sowie eine Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Bonn, wo es um die deutsch-italienische Zusammenarbeit im Kampf gegen den Klimawandel ging.

Es war Mattarellas erster Besuch in NRW. Er gilt als einer der Gründungsväter der sozialdemokratischen Partei Italiens. Er steht im politischen Spektrum weit weg von Italiens ultrarechten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und deren „Fratelli d'Italia“. Am Sonntag reisen Mattarella und Steinmeier gemeinsam nach Italien weiter. Dort ist in Bologna die Teilnahme an einer Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag des Massakers von Marzabotto geplant. Das Massaker gilt als eines der schwersten Kriegsverbrechen deutscher Soldaten in Italien während des Zweiten Weltkriegs. (mit dpa)