Polizistentrick22-Jähriger betrügt in sieben Fällen gutgläubige Opfer

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Enkeltrick

Betrüger erreichen ihre Opfer oft über das Telefon. (Symbolbild) 

Köln – „Polizistentrick“ wird die Masche genannt: Führende Mitglieder einer Betrugsbande, die sich am Telefon als Polizeibeamte ausgeben, gaukeln älteren Menschen vor, bei ihnen stehe ein Einbruch bevor oder ein krimineller Mitarbeiter der Bankfiliale habe es auf ihr Erspartes abgesehen. So bringen sie die Senioren dazu, Wertgenstände und Bargeld, das diese aus Angst abheben, in der Nähe des Hauses abzulegen, wo es ein Kollege zur Sicherung abholen werde.

Zu einer solchen Bande soll Arif K. gehört haben, dem seit Freitag der Prozess vor dem Landgericht gemacht wird. In den sieben Fällen, an denen der 22-Jährige nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft in diesem Februar und März beteiligt war, soll insgesamt ein Schaden von 976 000 Euro entstanden sein.

Anrufe kamen aus der Türkei

Nach der Verhaftung von Mittätern sei Arif K. (Name geändert) in der Hierarchie der Bande „aufgestiegen“ und habe sowohl als „Abholer“ fungiert als auch solche angeworben, heißt es in der Anklageschrift, die das System so schildert: Hintermänner, die gut Deutsch sprechen, riefen aus der Türkei Senioren in Deutschland an und bedienten sich dabei einer Technik, die dafür sorgte, dass nicht existente Rufnummern oder solche erschienen, die Polizeidienststellen zuzuordnen waren. Die Wertgegenstände und das Bargeld, das die gutgläubigen Opfer wie vereinbart deponierten, holten Arif K. und Komplizen ab. In Herne nahm ein Geldwäscher die Beute in Empfang; sie wurde in die Türkei transferiert.

Als Tatorte führt die Anklageschrift unter anderem die Städte Köln und Dortmund an. Beispiele der mutmaßlichen Fälle: Am 12. Februar legte ein 85-jähriger Kölner 3000 Euro an einem Auto ab und am nächsten Tag erneut 15 000 Euro in einem Mülleimer auf einem Spielplatz in Lindenthal.

Ein 77-jähriger Dortmunder packte am 4. März 980 Golddukaten, 110 Goldmünzen und Schmuckstücke im Gesamtwert von 200 000 Euro in eine Tasche. Arif K. machte ihm weis, er wolle die Gegenstände in einem Auto fotografieren, und flüchtete mit der Beute.

Gold aus dem Schließfach

Ebenfalls in Dortmund holte eine 80-Jährige aus ihrem Banksafe 80 Goldmünzen im Wert von 136 000 Euro und deponierte sie vor einer Kellertür. Nach einem vermeintlichen Anruf der Staatsanwaltschaft veranlasste die Frau eine 90-jährige Bekannte, zwei Goldbarren und Schmuck – zusammen 11000 Euro wert – aus deren Schließfach zu holen; die damit gefüllte Tasche holte Arif K. ebenfalls an jener Kellertür ab.

Am 20. März lief in Köln-Weiden etwas schief. Ein 86-jähriger Mann stand mit einer Tasche bereit, die Goldbarren und -münzen im Gesamtwert von 42 000 Euro enthielt. Arif K. behauptete, er wolle Fotos vom Inhalt machen. Beim Gezerre um die Tasche stolperte der Mann, stürzte und verletzte sich. Arif K., der − wenn die Vorwürfe zutreffen − mit der Tasche verschwand, ist daher auch des Raubes und der Körperverletzung angeklagt.

Seine Verteidiger ließen anklingen, Arif K. habe ein Drogenproblem. Das soll nun von einem Drogensachverständigen geklärt werden. Für den nächsten Verhandlungstag kündigten sie eine Erklärung zur Sache und zur Person an.