Der Großvater von Peter und Stephan Brings war Busfahrer, der Vater von Eko Freshs Frau Sarah arbeitete bei Ford. Das Tor zur Welt war für beide die Mülheimer Brücke – von der Welt der Arbeit in Niehl zurück nach Hause bei Sarahs Vater, für Opa Brings spielte links- oder rechtsrheinisch beim Busfahren keine Rolle – Hauptsache, es gab die Brücken über den Fluss. Vor einigen Wochen haben Eko Fresh und Peter Brings zusammen ein Lied über die beiden geschrieben. Es heißt „bunte Brücke“ und erzählt von der Gemeinsamkeit von Lebenswegen. Von dem, was uns verbindet. Es ist ein Lied, das einen Nerv trifft in einer Zeit, in der vieles kaputtzugehen droht – der Frieden in Europa, das Klima, die Demokratie, der Glaube an die Zukunft.

Eko Fresh: In dem Song „Aber“ ließ er einen AfD-Wähler und einen Deutsch-Türken aufeinander prallen

„Da steht ne bunte Brücke mitten in der Stadt, da findet jede Farbe sicher einen Platz“ – so einfach und eingängig der Refrain. Bei der Premiere im Tanzbrunnen vor einigen Wochen sangen 12.000 Menschen mit. „Ich war in meinem Leben selten so glücklich wie in diesem Moment“, sagt Eko Fresh. Als Rapper habe er oft gegen etwas gesungen, Zustände beklagt, seine Wut ausgedrückt. In dem Song „Aber“, mehr als zwölf Millionen Mal auf Youtube aufgerufen und vom Goethe-Insitut als Unterrichtsmaterial genutzt, ließ der heute 40-jährige Kölner Rapper einen ausländerhassenden AfD-Wähler und einen wütenden Deutschtürken mit vielen Klischees in den Köpfen aufeinanderprallen – heraus kam ein ehrlicher, emotionaler Appell zu Verständigung und Miteinander.

„Bunte Brücke“ lässt alles Dagegen sein außen vor.  „In diesem Lied sind wir nicht gegen, sondern nur für etwas: für Zusammenhalt, für das Gute, für die Liebe. Ich glaube, dass das gerade wichtiger ist als der ganze Hate“, sagt Eko Fresh. „Die Lieder, die Eko und wir zusammen gemacht haben, waren oft schwer“, erinnert sich Peter Brings. In „Es brennt“ sangen sie über das Nagelbombenattentat in der Keupstraße, Freshs Hit „Quotentürke“, den er gelegentlich mit Brings zusammen interpretiert, handelt von den Vorurteilen und Klischees, denen Menschen mit türkischer Geschichte ausgesetzt sind. „Vielleicht ist es an der Zeit, nicht gegen etwas zu schießen, sondern sich an das zu erinnern, was uns zusammenhält. Unsere Lebenswege sind oft ähnlich. Das, was wir uns vom Leben wünschen, wonach wir uns sehnen und was uns glücklich macht, auch“, sagt Brings.

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Christian Hümmeler

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Stephan Brings hat schon mit Ekos Vater Nedim Hazar Musik gemacht. Nedim Hazar war einer der Auslöser des legendären ersten Arsch-huh-Konzerts mit 100.000 Menschen auf dem Chlodwigplatz, weil er nach den Brandanschlägen von Mölln und Solingen seine Sorge geäußert hatte, ob er noch sicher in Deutschland leben könne. „Ich war damals noch ein kleiner Junge – jetzt musiziere ich mit Brings auch schon seit vielen Jahren“, sagt Eko Fresh. Über ihre Lebenswege entdeckten sie Gemeinsamkeiten und wurden Freunde. Fresh brachte den Rap in die Rock- und Polka-Musik von Brings, „und Brings haben mir ganz viel beigebracht, wie man anders musizieren kann, auch singen“. In „Bunte Brücke“ singt Eko Fresh also, „und es macht einfach total Spaß“.

Er habe die erste Strophe an Peter geschickt, der habe eine zweite Strophe getextet und zurückgeschickt. „Wir wussten ziemlich schnell: Das Lied funktioniert“, sagt Peter Brings. Die Rapper Mo Torres und Timeless arbeiteten an dem Lied mit, der junge Klavierspieler Equal brachte sich ein, der Kölner Männerchor Grüngürtelrosen sang beim Refrain mit, bevor das Stück von Brings-Gitarrist Harry Alfter produziert wurde.

„Bunte Brücke“ ist seit Freitag bei allen bekannten Streamingdiensten abrufbar.