Viel Glasmüll von EngländernAWB-Einsatzleiter spricht über die Müll-Hotspots in Köln bei der EM

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Zu sehen ist Gerhard Bittdorf, Einsatzleiter der Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB), neben einem Fahrzeug der Stadtreinigung.

Gerhard Bittdorf, Einsatzleiter der Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB).

Die AWB sind in Köln während der Fußball-EM verstärkt im Einsatz.

Gerhard Bittdorf arbeitet seit 42 Jahren bei der AWB. Der 64-Jährige ist Betriebshofleiter der Stadtreinigung Maarweg und für die Planung und Koordination der Reinigungseinsätze bei Großevents zuständig. Im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ äußert er sich im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft zu den den erwartbaren Müll- und Glasmengen in Köln und welche Parallelen sich zu 2006 ziehen lassen.

Wir sind gut vorbereitet und wissen, was wir zu tun haben.
Gerhard Bittdorf, Betriebshofleiter der Stadtreinigung Maarweg

Die Europameisterschaft startet in wenigen Tagen. Können Sie sich trotz des Vorbereitungsstresses auf das Turnier freuen?

Bittdorf: Ich freue mich auf jeden Fall auf die EM. Wir sind gut vorbereitet und wissen, was wir zu tun haben. Was toll gelaufen ist: Wir haben niemanden verpflichtet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich freiwillig bereiterklärt in den Extra-Schichten am Wochenende und in der Nachtschicht zur EM zu arbeiten. Wir haben dann natürlich darauf geachtet, dass die Mitarbeitenden mit den Kollegen zusammenarbeiten können, die sie als Wunsch angegeben haben.

Kölner AWB: Drei Extra-Schichten zur EM

Wie werden Sie zur Zeit der EM arbeiten?

Zusätzlich zum üblichen Reinigungsprogramm sind wir mit drei Schichten unterwegs. Zur Eröffnung am Freitag zum Beispiel betreut die Spätschicht die Eventflächen währende des Spiels. Wir leeren Papierkörbe und haben im Blick, wo die Leute schon Glas abgestellt haben, das weg muss. Um 21 Uhr beginnt dann die Nachtschicht mit drei großen Trupps. Dann sind wir mit den großen und kleinen Kehrmaschinen und Müllwagen in der ganzen Stadt im Einsatz. Und sollten die noch nicht alles geschafft haben, reinigt die Frühschicht am nächsten Morgen noch mal mit. Wir sind allein für die EM zusätzlich dann mit 110 Kolleginnen und Kollegen unterwegs. Außerdem haben wir 500 zusätzliche Tonnen für Müll und Glas aufgestellt, die müssen auch regelmäßig geleert werden.

Was wird aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung für die AWB?

Besonders die Spieltage mit den deutschen Beteiligungen, klar. Und natürlich die Spiele, die in Köln stattfinden. Wir haben in der Planung aber auch darauf geachtet, an welchen Tagen andere große Mannschaften, wie Italien, England oder Spanien spielen. Auch dann wird in der Stadt mehr los sein als beispielsweise bei einem Spiel der Schweiz. Wir werden deswegen auch an den Orten sein, an denen viel gefeiert wird, wie dem Aachener Weiher.

Was sind weitere Hotspots?

Rund um das Stadion herum, der Brüsseler Platz, die Ringe, die Schaafenstraße, der Kyffhäuserblock, alle Orte, bei denen wir auch von Karneval wissen, dass hier viel los ist.

Zusätzliche Public-Viewing-Fläche am Konrad-Adenauer-Ufer

Kurzfristig ist mit dem Konrad-Adenauer-Ufer nun noch eine zusätzliche Public-Viewing-Fläche angekündigt worden. Was heißt das für die AWB?

Das ist für uns kein viel größerer Aufwand, zumal das erstmal nur für zwei Spieltage geplant ist. Direkt nach Spielende werden wir vor Ort sein, um die Fahrbahn freizuräumen. Die oberste Priorität ist, dass der Verkehr so schnell wie möglich wieder laufen kann. Für uns ist es natürlich immer einfacher, eine asphaltierte Fläche zu reinigen, auf der wir maschinell reinigen können – im Gegensatz zu Grünanlagen. Den Aachener Weiher sauber zu machen, dafür brauchen wir viel mehr Menpower. Dort, wo wir mit Kehrmaschinen fahren können, sind wir schnell.

Als Sie gehört haben, dass so viele Engländer und Schotten nach Köln kommen – Haben Sie da die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen?

Das nicht, aber man merkt schon, welche Nationen zu Gast sind. Ich kenne das noch von der Fußballweltmeisterschaft 2006. Die Engländer und Schotten feiern ihre Mannschaft, trinken traditionell viel Alkohol. Wir rechnen also mit viel Glasmüll. Aber sie sind sehr friedlich.

AWB arbeitet heute anders als noch 2006

Lässt sich die WM 2006 aus Ihrer Sicht mit der jetzigen EM für Köln vergleichen?

Die Vorfreude ist die gleiche, aber für unsere Arbeit ist schon einiges anders im Vergleich zu 2006. Die Veranstaltungsflächen sind für uns eindeutig besser ausgewählt, es sind weniger Grünflächen, und wir arbeiten auch mit moderneren Gerätschaften.

Wie bereitet sich die AWB auf den weiteren Turnierverlauf vor?

Wir passen unsere Planungen dahingehend an, wer in die Achtelfinals einzieht. In der Südstadt gibt es viele Italiener, wenn die weit kommen, werden wir da vor Ort sein. Die Ungarn dagegen sind eher in Ehrenfeld vertreten. Wir haben das immer mit im Blick.

Welche Rolle spielt das Wetter in den nächsten Wochen?

Während der Spiele hoffe ich auf gutes Wetter. Aber wenn es direkt danach einen kleinen Sprühregen gibt, damit die Leute schnell nach Hause gehen, wäre das auch nicht schlecht. (lacht) Und die K.O.-Spiele dürfen sich jeweils gern in 90 Minuten entscheiden. Dann können wir früher mit der Reinigung loslegen.