So viele Beschwerden wie noch nieKVB stellt Qualitätsbericht 2023 vor – Probleme in allen Bereichen

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Zu sehen sind ein Bus, eine Stadtbahn und mehrere Menschen an der oberirdischen KVB-Haltestelle am Neumarkt.

Die oberirdische KVB-Haltestelle am Neumarkt

Auf den regulären Fahrplan für die Stadtbahnen müssen die Kölnerinnen und Kölner womöglich noch länger warten.

Trotz eines ausgedünnten Fahrplans schafft es die KVB nicht aus der Krise: Zufrieden ist KVB-Chefin Stefanie Haaks nicht. Jede fünfte Bahn kommt immer noch zu spät. Erneut stellte Haaks den Qualitätsbericht der Kölner Verkehrsbetriebe mit den einleitenden Worten vor, es sei nicht das Ergebnis, das sie präsentieren wolle.

Schlecht fällt vor allem das Ergebnis bei der Pünktlichkeit aus. Nur 79,1 Prozent der Bahnen (2022: 79,2) fuhren planmäßig ab. Wer regelmäßig mit der 17 fährt, sollte weniger Probleme gehabt haben, sie war die pünktlichste. Wer auf die 13 angewiesen ist, dürfte laut Statistik mit jeder dritten Fahrt zu spät gekommen sein. Als Ursache gibt die KVB verlängerte Zeiten beim Fahrgastwechsel an, die wiederum durch die reduzierte Verfügbarkeit der Bahnen zustande kommt. Auch 148 Falschparker, 127 Fahrzeuge in Gleisanlagen und 695 Unfälle behinderten die Stadtbahnen. Das waren im Schnitt 1,9 Unfälle pro Tag.

Zahl der Beschwerden steigt

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Die Fahrgäste sind unzufrieden: Die Zahl der Beschwerden der KVB-Nutzer sind 2023 um 18 Prozent gestiegen. Vergangenes Jahr meldeten sich 21.616 Fahrgäste bei der KVB, fast 19.000 davon über das Verbesserungsmanagement, 2800 über Social Media. Bereichsleiterin Anja Höhn begründete die Zunahme an Kontaktaufnahmen mit der Mobilitätsgarantie. Denn 9700 Eingänge bezogen sich auf die Serviceleistung der NRW-Verkehrsunternehmen, bei Verspätung von Bus oder Bahn um 20 Minuten oder mehr die Kosten für ein alternatives Verkehrsmittel bis zu einer bestimmten Höhe zu erstatten. 2021 waren es nur 400 Anfragen in diesem Zusammenhang. Seitdem bewarben die Verkehrsbetriebe das Programm vermehrt.

Unpünktlichkeit war trotzdem Beschwerdegrund Nummer eins und das für zusätzliche 4500 Kunden. Diese Zahl ist leicht gesunken, um 450 Eingänge gegenüber 2020. Dafür wirkt sich die veraltete Qualität der Fahrzeuge aus. Sie schien 2021 kaum zu stören, 2022 meldeten sich deshalb 260 Fahrgäste, jetzt 350. Deutlich unzufriedener sind die Kölnerinnen und Kölner mit dem Fahrplanangebot: Gerundet 650 Beschwerden, mehr als doppelt so viele wie 2022, zählte die KVB. Das dürfte am verringerten Takt und den Fahrtausfällen liegen.

Wann der reguläre Fahrplan zurückkommt, ist ungewiss

Auf den regulären Fahrplan für die Stadtbahnen müssen die Kölnerinnen und Kölner womöglich noch länger warten. Stefanie Haaks machte eine Rückkehr zum gewohnten Takt vom Fortschritt der Instandsetzung der Mülheimer Brücke abhängig. Die Baustelle hätte am 5. September an die KVB übergeben werden sollen, die weitere Arbeiten vornehmen muss. Dafür hatte die Stadt im Juni eine Verzögerung von vier bis sechs Wochen mitgeteilt. Eine Abstimmung zwischen Stadt und KVB stehe in der kommenden Woche an, hieß es am Freitag. Haaks sagte: „Wenn es eine Verzögerung der Wiederinbetriebnahme um sechs oder acht Wochen gibt, dann wird es keinen Fahrplanwechsel mit Erweiterung geben.“ 

Solange bleiben die Linien 13 und 18 unterbrochen, die vorübergehend eingerichtete Linie 14 und die Buslinie 118 sorgen für Ersatz. Mehrere Bahnlinien fahren abends eine verkürzte Strecke, die 17 nur noch im 20-Minuten-Takt. Gute Nachricht gibt es hingegen für den Busplan: Anfang 2025 soll die Linie 171 wieder fahren, bis zum Ende des Jahres die 173, 179 und 124 folgen.

Der KVB fehlt nach wie vor Personal

Ein Dauerproblem der KVB ist fehlendes Personal. Wie auch im Vorjahr fehlen 60 Fahrerinnen und Fahrer. Das versuchte Peter Ulmer, Bereichsleiter Betrieb Stadtbahn und Bus, als Erfolg zu verkaufen, das Problem sei immerhin nicht größer geworden. Es zeichne sich leichte Entspannung ab, sagte Haaks. Ihre Begründung: 2023 fielen 2,4 Prozent der Fahrten personalbedingt aus, während es im Vorjahr noch 4,2 waren.

Haaks geht davon aus, die fehlenden Stellen nun besetzen zu können. Der Plan: Trotz fehlender Bewerber bauen die Verkehrsbetriebe die Ausbildungskapazität aus, so sollen die Einarbeitung von Busfahrern auch externe Fahrschulen übernehmen. Die KVB ändere damit die Voraussetzungen, die angehende Fahrer mitbringen müssen. Das soll den Bewerberkreis erweitern.

Eine der Herausforderungen bleibt, dass Mitarbeitende vermehrt Teilzeit beantragten und die Fluktuation zunehme. Mehr Menschen brächen die Ausbildung ab. Haaks lobte die verbliebenen Angestellten: „Die Lücken werden durch das Engagement unserer Mitarbeitenden ausgeglichen.“ Das heißt jedoch: Die Arbeitsbelastung ist weiterhin hoch.


1600 Fahrerstellen hat die KVB, je 800 für die Stadtbahnen und Busse. Zusätzlich befanden sich zum Stichtag 1. August 2024 30 angehende Bahnfahrer in der Ausbildung. Sie dauert drei Monate. In der Ausbildung zu Busfahrern waren zu diesem Zeitpunkt 101 Personen, ihre Ausbildungszeit schwankt je nach mitgebrachter Qualifizierung.


Die KVB hat zu wenig Fahrzeuge

Auch die Verfügbarkeit von Fahrzeugen ist unverändert kritisch. Die KVB tauscht 124 Niederflurbahnen gegen 62 doppelt so lange neue Modelle aus. Deren Lieferung verzögert sich aber um nun zweieinhalb Jahre. Die KVB muss deshalb alte Fahrzeuge wieder ertüchtigen. Ersatzteile dafür liefern noch ältere Bahnen, dadurch steigt die Anfälligkeit für Schäden zusätzlich. „Die Verzögerung ist besonders ärgerlich, weil die alten Fahrzeuge keine Klimaanlagen haben“, sagte Haaks. „An bestimmten Tagen im Sommer ist die Hitze sowohl für unser Personal als auch unsere Fahrgäste eine Zumutung.“ Auf den Niederflurlinien gibt es also nach wie vor zu wenige Fahrzeuge.

An den Haltestellen gab es ebenfalls Störungen. Jede fünfte Rolltreppe war nicht verfügbar, 3 Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei war Vandalismus nur noch in der Hälfte der Fälle der Grund. Auch hier seien nicht lieferbare Ersatzteile der Grund, wieso Schäden lange nicht behoben würden. Aufzüge wurden häufiger durch Vandalismus beschädigt (der Grund für 23 Prozent der Störungen), trotzdem fuhr eine höhere Prozentzahl an Aufzügen im vergangenen Jahr.