Kölner „Pascha“Staatsanwaltschaft beschlagnahmt Europas größtes Bordell

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Blick auf das Bordell Pascha

Blick auf das Bordell „Pascha“ (Archivbild)

Bereits im August soll die Staatsanwaltschaft Grundstück und Immobilie beschlagnahmt haben.

„Wir haben das Grundstück zwar beschlagnahmt, die Eigentümer können den Betrieb derzeit aber wie gewohnt weiterführen“, sagt der Düsseldorfer Staatsanwalt Julius Sterzel und bestätigt damit einen spektakulären Vorgang um das Kölner Großbordell „Pascha“. Bei der Beschlagnahme handele es sich um eine vorläufige Maßnahme. Endgültig könne der Staat das Haus erst nach einem richterlichen Beschluss einziehen.

Warum die Staatsanwaltschaft jetzt tätig geworden ist, wollte der Behördensprecher nicht sagen. Was den Ermittlern jedoch wichtig sei: „Durch den Eintrag ins Grundbuch wollen wir verhindern, dass die Eigentümer das Gelände und das Haus verkaufen oder jemand anderem überschreiben können.“

Verbindungen zu einer mutmaßlichen Bande von Menschenschleusern

Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet hat, war das „Pascha“ im März 2021 unter der Vermittlung des Frechener Anwalts Claus Brockhaus an eine Firma verkauft worden, die vor allem einer chinesischen Geschäftsfrau gehören soll. Als Interessent bei den Verhandlungen in Köln indes war ein Chinese aufgetreten, der dem Vernehmen nach lediglich als „Strohmann“ gedient haben soll.

Gegen diesen Chinesen und Brockhaus wird auch im Zusammenhang mit dem so genannten „Edelschleuser-Skandal“ ermittelt. Brockhaus war nach Recherchen unserer Zeitung sogar einer der Köpfe der Bande, die begüterten Menschen aus China und dem Oman Aufenthaltstitel in Deutschland verkauft haben soll. Die „Vermittlung“ kostete bis zu 360.000 Euro.

Kompliziertes Netz von Scheinfirmen

Um die Schleusungen zu ermöglichen, wurde den Ermittlungen zufolge ein kompliziertes Netz von Scheinfirmen gegründet. Zunächst sollten die Einreisewilligen als angebliche Investoren ins Land geholt werden, die für das Gelingen der Investition vor Ort sein müssten. Als dies nach einiger Zeit nicht mehr funktionierte, auch weil die deutschen Auslandsvertretungen in China den Schwindel bemerkt hatten, wurden die Antragsteller zu angeblich dringend gesuchten Fachkräften gemacht.

Ein Polizist trägt in Bonn bei der Razzia gegen die Schleuser einen Karton aus einem Gebäude.

Ein Polizist trägt in Bonn bei der Razzia gegen die Schleuser einen Karton aus einem Gebäude.

Um deren Einreise zu ermöglichen, sollen Arbeitsverträge oder Unterlagen wie Zeugnisse aus den Herkunftsländern gefälscht worden sein. Selbst die Lohnzahlungen in Deutschland wurden fingiert, um einen erteilten Aufenthaltstitel nicht zu gefährden. Dafür wurden auch Immobilien im Großraum Köln angemietet, die vor allem die Chinesen als Scheinadresse genutzt haben sollen.

Razzia in acht Bundesländern

Nachdem fast zwei Jahre ermittelt wurde, wurden im April dieses Jahres bei einer großangelegten Razzia in acht Bundesländern zehn Verdächtige verhaftet. Bei dem Einsatz waren mehr als 1000 Beamte der Bundespolizei und der Staatsanwaltschaft beteiligt. Insgesamt wurden 101 Wohn- und Geschäftsräume durchsucht. Vor allem im Großraum Köln, der sich später als Zentrum der mutmaßlichen Schleuserbande herausstellen sollte.

Die Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ haben seitdem dubiose und teils mutmaßlich kriminelle Kontakte der führenden Köpfe der Schleuser-Bande mit Politikern und den Verwaltunsmitarbeitern in NRW-Kommunen öffentlich gemacht. Neben Düren, Solingen, Kerpen ist auch der Rhein-Erft-Kreis betroffen.

Ist Geldwäsche der Grund der Beschlagnahme?

Der Kauf des Kölner Großbordells scheint in diesem Kontext überraschend. Die chinesische Investorin, die das „Pascha“ dem Vernehmen nach erworben hat, soll dem mutmaßlichen Schleuserchef Claus Brockhaus eine Generalvollmacht ausgestellt haben. Ob auch die Frau nach Deutschland einreisen wollte, ist unklar. Generalvollmachten jedenfalls gehörten zu den Voraussetzungen, unter denen die Schleuser den Ermittlungen zufolge für ihre „Klienten“ erst aktiv wurden.

Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Justizkreisen erfuhr, soll die „Pascha“-Akte in dem Schleuserkomplex zunächst keine große Rolle gespielt haben. Offenbar handele es sich um ein „Abfallprodukt“, das die Nachforschungen der Ermittlungsgruppe „Investor“ von Bundespolizei und dem zuständigen Staatsanwalt Hendrik Timmer zutage förderten, hieß es. Spekulationen, dass die Investorin aus Peking den neu eröffneten Hotelbetrieb im neunten Stockwerk dazu nutzte, um chinesische Spione zu beherbergen, scheinen sich nicht zu bewahrheiten. Zumindest ermittelt die Staatsanwaltschaft derzeit nicht in diesem Zusammenhang.

Ob der Grund der Beschlagnahme denn womöglich war, dass die Schleuser das Bordell dazu nutzen, illegales Geld zu waschen? „Kein Kommentar“, sagt der Düsseldorfer Staatsanwalt Julius Sterzel.