Prozess vor dem AmtsgerichtKölner soll schwangerer Ehefrau in den Bauch getreten haben

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Der Angeklagte im Amtsgericht zwischen seinen Verteidigern Gottfried Reims und Michael Murat Sertsöz.

Der Angeklagte im Amtsgericht zwischen seinen Verteidigern Gottfried Reims und Michael Murat Sertsöz.

Im Zeugenstand berichtete eine 32-jährige Kölnerin von einem Ehe-Martyrium.

Schwere Attacken auf seine schwangere Ehefrau und spätere brutale Übergriffe wirft die Staatsanwaltschaft einem 46-jährigen Kölner vor. Der ehemalige Mitarbeiter eines Copyshops sitzt seit mehreren Monaten in Untersuchungshaft, am Montag startete der Strafprozess vor dem Amtsgericht. In einem zentralen Punkt entlastete ein Gutachter allerdings den Angeklagten.

Anklage in Köln: Schwangere in Bauch getreten

Der Staatsanwalt ging davon aus, dass der Angeklagte seiner in der neunten Woche schwangeren Ehefrau – geheiratet wurde nach islamischem Recht – in den Bauch getreten und dabei Stiefel getragen habe. Dadurch habe die Frau ihr Baby verloren. Angeklagt war daher unter anderem ein Schwangerschaftsabbruch, der allein mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden kann.

Der anwesende Gerichtsmediziner bezweifelte einen kausalen Zusammenhang zwischen Tritt und der erfolgten Fehlgeburt, da kein „traumatischer Abgang“ erfolgt sei, sondern ein sogenannter Schwangerschaftsstillstand. Ohnehin endeten bis zu 20 Prozent früher Schwangerschaften in einer Fehlgeburt, der Angeklagte sei laut Gutachter damit strafrechtlich wohl bereits entlastet.

Kölnerin über Ehemann: „Habe ihn sehr geliebt“

Nach der mutmaßlichen Attacke im März des Jahres 2021 war die 32-Jährige Frau zu ihrem Ehemann zurückgekehrt. Im Zeugenstand berichtete sie, wie sehr sie unter dessen Kontrollwahn und Eifersucht gelitten habe. Ihre drei Kinder, die sie mit in die Ehe gebracht habe, habe sie abgeben müssen, sie lebten nun beim leiblichen Vater. „Aber ich habe ihn sehr geliebt“, sagte sie über den Angeklagten.

Der Mann sei ihr gegenüber immer bestimmender geworden, berichtete die Zeugin. Er habe ihr Handy einbehalten und verboten, dass sie Fernsehsendungen anschaue, in denen fremde Männer vorkamen. Einmal habe er ihr das Essen hingeworfen, weil sie etwas in Butter statt in Öl angebraten habe. Er habe dann seine Mutter angerufen, damit diese ihrer Schwiegertochter das Rezept erkläre.

Vorwürfe: Bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt

Zur Verhaftung des zur Tat schweigenden Angeklagten in Nippes hatten Vorfälle aus dem vergangenen Januar geführt. Mehrfach habe der Mann seine Ehefrau geschlagen und getreten, ihr Kopf sei auf dem Boden aufgeschlagen. Auch habe er sich auf sie gekniet, bis der Kiefer geknackt habe und sie bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt. Die Frau flüchtete zu einer Nachbarin.

Die Schilderungen der Zeugin passten zum Verletzungsbild, sagte der Gerichtsmediziner. Ein sogenanntes Monokelhämatom könne von einem Faustschlag stammen, kleine Einblutungen vom Würgen. Für eine kurzzeitige Bewusstlosigkeit spreche, dass sich die Geschädigte aufgrund einer erschlafften Muskulatur eingenässt habe. Der Prozess wird kommende Woche fortgesetzt.