Neue Foto-Ausstellung in der SüdstadtStädtepartnerschaftsverein Köln-Bethlehem kritisiert Stadt

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Maria Meiwes-Schmitz, Suraya Hoffmann und Albrecht Schröter stehen vor Fotos, die auf einem Tisch liegen.

Maria Meiwes-Schmitz, Suraya Hoffmann und Albrecht Schröter (v.l.) vom Städtepartnerschaftsverein Köln-Bethlehem bei der Eröffnung derAusstellung

Der Städtepartnerschaftsverein Köln-Bethlehem hat eine neue Ausstellung eröffnet. Und kritisiert die Pflege der Partnerschaft.

Als Köln 1996 eine Städtepartnerschaft mit Bethlehem einging, war es das erklärte Ziel, „auf kommunaler Ebene einen Beitrag zur Stabilisierung und Förderung des Friedensprozesses in Nahost zu leisten“. So steht es in der damaligen Vereinbarung. Köln konnte eine Vermittlerrolle einnehmen, denn bereits seit 1979 besteht eine Partnerschaft mit Tel Aviv-Yavo.

Aktuell sieht der Städtepartnerschaftsverein Köln-Bethlehem die Beziehungen gestört. „Unser Eindruck ist, dass die Partnerschaft mit Bethlehem sehr stark vernachlässigt wird“, sagte am Dienstag Vereinsvorsitzender Albrecht Schröter und sprach von einem „Missverhältnis in der Wahrnehmung der Partnerstädte“. Dies sei allerdings „kein Vorwurf an die Fachabteilung der Stadt. Die tun, was sie können.“ Anlass für seine kritischen Worte war die Eröffnung der Ausstellung „Inhabited Spaces – Bewohnte Räume“ in der Südstadt-Galerie Smend, die Bilder palästinensischer Fotografen und Fotografinnen zeigt.

Kölns Partnerstadt: Lage in Bethlehem „gekennzeichnet durch nächtliche Razzien“  

Alles zum Thema Henriette Reker

„In weiten Kreisen der engagierten Kölner Zivilgesellschaft“ bestehe der Eindruck, „dass sich die Stadt Köln im Konflikt im Nahen Osten sehr einseitig verhält und ihre Partnerstadt Bethlehem sich alleingelassen fühlt“, so Schröter. Der Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und die Geiselnahme seien „als ein Akt der Gewalt nicht zu entschuldigen“, doch was seitdem geschehen ist, sei „in dramatischen Maße unverhältnismäßig“.

Damit bezog er sich auf das Leiden der Zivilbevölkerung im Gazastreifen unter dem militärischen Vorgehen Israels sowie auf die „Auswirkungen auf die Westbank“. Die Lage in Bethlehem und Umgebung, wo die Menschen verzweifeln würden, sei „gekennzeichnet durch nächtliche Razzien der israelischen Armee“; Minderjährige würden verhaftet und „der ein oder andere getötet“.

Die Wirtschaft, abhängig vom Tourismus, liege am Boden. Hinzu kämen illegale Übergriffe jüdischer Siedler. „Der israelische Staat tut nichts“, nichts gegen das Unrecht, das auf besetztem Gebiet geschehe, sagte der Vorsitzende. Im Namen des Vereins forderte er einen Waffenstillstand, die Freilassung der Geiseln, aber auch von „unschuldig inhaftierten Palästinensern aus israelischen Gefängnissen“, den Verzicht auf „mutwillige, geplante Tötungen“ und Gespräche über eine politische Lösung.

Schröter spricht mit Reker über Einflussmöglichkeiten Kölns

„In Bethlehem würde man sich unglaublich über ein politisches Signal der Stadt Köln freuen“, betonte Schröter. Gerade habe er mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker über die Möglichkeit von Städten gesprochen, im Sinne einer „lokalen Diplomatie“ Einfluss auszuüben. Reker, die in ihrem Amt natürlich nach allen Seiten Rücksicht nehmen müsse, habe sich aufgeschlossen gezeigt und ihn gebeten, Vorschläge zu erarbeiten, „wie wir als Verein und Stadt gemeinsam ein politisches Zeichen setzen“ könnten – ein Zeichen dafür, „dass Bethlehem nicht vergessen ist“.

Unterdessen hat der Verein ein neues Projekt aus der Taufe gehoben. Es dient der Unterstützung der privaten Musikschule „Betlehem Academy of Music“, zum Beispiel durch Spenden oder individuelle Patenschaften, mit denen junge Musiker und Musikerinnen gefördert werden können. Die nach Angaben der Veranstalter von der Stadt Köln finanziell unterstützte Ausstellung in der Galerie Smend, Mainzer Str. 31, ist bis zum 5. September täglich von 14 bis 19 Uhr zu sehen. Hergeholt haben sie Suraya Hoffmann und Maria Meiwes-Schmitz, beide im Vorstand des Vereins und im kulturellen Begegnungszentrum „Café Palestine Colonia“ tätig.

Präsentiert werden Bilder, die 21 junge Fotografen und Fotografinnen 2022 im Westjordanland und im Gazastreifen gemacht und mit denen sie ihre Vorstellungen von den gesellschaftlichen Verhältnissen ausgedrückt haben. Es sind Ergebnisse eines Wettbewerbs der Dar al-Kalima Universität in Bethlehem. Der erste Preisträger sei inzwischen umgekommen, der zweite verschwunden und der dritte ins Ausland gegangen, sagte Hoffmann. Am Sonntag, 1. September, versammeln sich ab 13.30 Uhr vor der Galerie Menschen, die an einem „Friedensgang“ teilnehmen, der zur Kartäuserkirche, Kartäusergasse 7, führt. Im Innenhof der Kirche beginnt um 15 Uhr das traditionelle Olivenbaumfest des Vereins.