„Job sausen lassen“Vier Freunde machen wohltätige Radtour von Köln nach Griechenland

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In voller Montur: Vier Freunde legen 3000 Kilometer für den guten Zweck hin.  Auf der Uniwiese haben sie sich am Samstag, 28. Mai von Freunden und Familie verabschiedet.

Köln – Mangelnde Risikofreude kann man ihnen nicht vorwerfen: Die vier Freunde Mirko, Tobi, Matti und Markus haben teilweise ihre Jobs gekündigt und sind bereit für ihr Sommerabenteuer. Am Samstag haben die vier zum Teil in Köln lebenden jungen Männer ihre Freunde und Familien an der Unimensa, dem Startpunkt ihrer Tour, verabschiedet. Ihr Vorhaben: Sie wollen von Köln nach Griechenland fahren. 3000 Kilometer in etwa drei Monaten.

Das Ganze passiert für einen guten Zweck. Während ihrer gesamten Reise unter dem Motto „Cycle 4 Change“ sammeln sie Spenden, die dann, so das Versprechen „zu 100 Prozent in die Organisationen fließen. Kein Cent landet in unserer Urlaubskasse“, versichert Markus Grüßer. Das Geld soll am Ende zu gleichen Teilen an SeaWatch, Nala e. V., Ecoalbania und an den Verein „Rettet den Regenwald“ fließen.

Ob Job gekündigt oder Sabbatical: Die Lust nach Abenteuer überwiegt

Für Grüßer ist so eine lange Reise am Stück absolutes Neuland. Mit dem Campen habe er nicht viel Erfahrung und ein gutes Fahrrad habe er sich auch erst in diesem Jahr zugelegt. Doch seitdem werde jede freie Minute zum Trainieren genutzt. Auf die Idee seines Freunds Tobi Nitze, dem schon lange eine aufwendige Fahrradreise vorschwebt, habe er daher zunächst skeptisch reagiert. „Ich dachte, ich bin Teamleiter, ich kann doch meinen Job nicht einfach so sausen lassen“, so der 28-Jährige. Kann er offenbar, denn der Ingenieur im Bereich Erneuerbare Energien hat sich dann doch von der Euphorie anstecken lassen. Er habe sich Dokus und Reisereportagen von ähnlichen Touren angeschaut und schließlich den Entschluss gefasst.

Anfang des Jahres informierte er dann seinen Arbeitgeber. Die Resonanz sei positiv gewesen. „Klar, waren die Kollegen traurig, weil wir zusammen auch vieles geschafft haben, aber sie fanden den Mut toll“, so Grüßer. Und die Jobaussichten in seinem Bereich seien gut: Er werde im Anschluss schnell wieder Fuß auf dem Arbeitsmarkt fassen.

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Matti (l.), Mirko, Markus (o. l.) und Tobi haben ihre Jobs teilweise geschmissen, um monatelang auf Radotur zu sein. Auf ihrem Weg von Köln nach Griechenland sammeln sie Spenden für wohltätige Vereine. 

Der Projektmanager Tobi Nitze hingegen durfte sich freistellen lassen – und kann nach seinem unbezahlten Sabbatical einfach zurück in seinen Job. „Irgendwann musste ich diesen Schritt gehen, ich hatte einfach Bock auf diese Radtour“, so der 32-Jährige, der in seiner Freizeit sehr viel mit dem Mountainbike unterwegs ist, ob in den Alpen oder in und um Köln. Auch Mirko Hoof hat die Option Abenteuer auf Kosten seiner sicheren Stelle im Marketing einer großen Brauerei gewählt. Alles, um die eigene Komfortzone zu verlassen. Dass die Reise körperlich und mental anstrengend werden kann, ist den vier Freunden bewusst.

Cycle 4 Change: Herausforderung Alpenüberquerung

Vor allem haben sie vor der Alpenüberquerung Ehrfurcht. „Da ist man womöglich um jedes Gramm froh, das man nicht im Gepäck hat“, sagt Markus Grüßer. Die Liste mit dem nötigen Equipment haben sie in den vergangenen Monaten daher minutiös geplant. Ganz wichtig sei zum Beispiel eine Flasche mit integriertem Filter, so Grüßer, damit man auch möglicherweise verunreinigtes Wasser trinken kann. „Und die Badehose für die Adria“. Dann noch zwei Campingkocher, einen Topf, eine Pfanne und für jeden einen Teller und jeweils eine Tasse. Das war’s. Bei der Kleidung gelte zudem die Dreier-Regel. „Ein T-Shirt zum Anziehen, ein sauberes als Ersatz und eins, was an der Fahrradtasche aufgehängt gerade trocknet“, erklärt Grüßer.

Die erste Etappe von Köln nach Nürnberg ist dann so etwas wie ein Probelauf: Was lohnt sich wirklich und was ist womöglich doch überflüssig? Bei den Eltern von Nitze in der fränkischen Stadt können sie sich nämlich noch einiger Dinge entledigen. Die meiste Zeit jedoch schlagen sie ihr Zelt auf und campen. Wo genau, steht nicht fest, ebenso wenig wie die Route. „Wir wollen über Slowenien nach Kroatien, am Meer entlang und in Albanien sicher auch mal wieder ins Landesinnere, in die Berge“, erklärt Nitze, der wie die anderen noch nie auf dem Balkan war. Dabei wollen sie aber flexibel bleiben, mit Menschen vor Ort in Austausch kommen und sich Reiseziele empfehlen lassen, mal für einen Spot einen Umweg fahren.

Von Köln nach Griechenland: Auf Instagram dokumentieren die vier ihre Reise

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Die Freude ist spürbar, auch wenn die Tour maximal unvorhersehbar ist – Verletzungen, Reparaturen am Fahrrad oder sogar Streit untereinander – dem sehen sie entspannt entgegen. „Die Alpen bergen das größte Potenzial für Frust. Aber tagsüber sind wir gut beschäftigt und können den Frust in die Pedale hauen“, sagt Nitze. Er und Mirko Hoof sind schon gemeinsam verreist und daher erfahren im Umgang miteinander. „Man muss flexibel bleiben und nicht auf Biegen und Brechen alles immer zu viert machen“, so Nitze.

Doch das Endziel der Reise ist nicht nur die westgriechische Stadt Patras, sondern eben die Spenden. Noch vor Antritt der Tour lagen ihnen bereits 2000 Euro vor. Interessierte können die Aktion über einen Link durchgehend finanziell unterstützen. Regelmäßige Eindrücke von ihrer Reise vermitteln sie auf Instagram.