„Ich bin ein alter, homosexueller, dicker Mann und mich hält nichts davon ab, auf der Bühne zu zeigen, dass ich das, was ich da im Spiegel sehe, gar nicht mal so schlecht finde!“ Matthias Brandebusemeyer schwelgt in Erinnerungen an einen seiner Auftritte, der sein Publikum zum Staunen brachte, wie er berichtet: „Alle dachten, ich würd’s nicht durchziehen. Aber das hab ich“, sagt er und meint damit seine kunstvolle Entblößung vor mehreren hundert Zuschauern im prall gefüllten Saal.

Die Röschen-Sitzung, die unter anderem von Brandebusemeyer moderiert wird, zählt zu den ganz besonderen Exemplaren unter den Karnevalssitzungen. Bis zu 20 queere Künstlerinnen und Künstler präsentieren eine erfrischend andere Show auf der Bühne und setzen in schillernden Outfits und hohen Hacken einen schwul-lesbischen Kontrapunkt zum traditionellen Karneval.

Köln: In der kommenden Session werden 30 Jahre queerer Karneval gefeiert

In der kommenden Session feiern sie damit gleich ein Doppeljubiläum. 30 Jahre queerer Karneval und 20 Jahre Röschen-Sitzung sollen unter dem Motto „Für eine Handvoll Glitzer – Die große Jubiläumsgala“ gefeiert werden. In der Pressemitteilung betont der Organisator Stephan Runge, die Veranstaltung sei „100% heterofriendly“.

Claus Vinçon ist alter Hase der Röschen-Sitzung und seit Tag eins mit dabei. „Was haben wir bitte alles schon auf die Bühne gebracht? Das kann man sich gar nicht ausdenken“, betont er. In 20 Jahren sei einiges passiert. Sie hatten Vicky Leandros bei sich zu Gast, der Prinz aus Düsseldorf hat sich in einer Röschen-Sitzung vor Publikum geoutet und der Hund der Jacob Sisters hat mit einer Pinkelattacke auf einen der herumstehenden Scheinwerfer für Aufregung gesorgt.

Selbst die Corona-Pandemie konnte das Team der Röschen-Sitzung nicht aus der Ruhe bringen. Per Videocall organisierte sie ein volles Unterhaltungsprogramm, das die Karnevalisten mit Sekt und Nüsschen vom Sofa aus verfolgen konnten. Auch im kommenden Jahr soll das nicht zu kurz kommen. Moderiert von Matthias Brandebusemeyer und Marion Radtke geben diverse Acts ihre Kunst zum Besten. Wie immer mit dabei sind Swanee Feels und die Pink Poms, ohne die sich Radtke gar keine Sitzung mehr vorstellen könne.

Auch Jonathan Briefs, der in den vergangenen Jahren mit seiner Kultfigur für Begeisterung sorgte, wird in der nächsten Session wieder auf der Bühne stehen. Für die Röschen-Sitzung kommt er mit einem ganz frischen Programm. „Wir machen das alles neu. Alt sind nur wir“, kündigt Brandebusemeyer mit einem Lachen an. Musikalisch begleitet wird jede Show traditionell von der Damenkapelle „Abends mit Beleuchtung“. Auf rund 326 Bierbank-Plätzen im Gloria ist dabei ganz viel Platz zum Mitschunkeln.

Das beste Kostüm ist „glitzernder Fummel“

Ausschließlich am 9. Februar 2025 wird auch die StattGarde Colonia Ahoj e.V. bei der Röschen-Sitzung zu Gast sein. „Das ist eine total große Ehre, darüber freuen wir uns natürlich ganz besonders“, sagt Organisator Stephan Runge. Wer noch ein Kostüm sucht, solle sich am besten in den „glitzernsten Fummel“ den der Kleiderschrank hergibt, schmeißen. Wer auf dem rosa Teppich am auffälligsten funkelt, bekommt am Ende den begehrten Preis für das schönste Kostüm des Tages.

Nachdem die Rosa-Sitzung, erstmalig erdacht unter anderem von Hella von Sinnen, ihre Anfänge bereits im Gloria feierte, freut sich auch die Röschen-Sitzung 2025 wieder zurück sein zu können. Einige Jahre lang hatte sie auf den Kulturbunker in Köln Mülheim ausweichen müssen. „Die kleine Pilgerfahrt dahin war sicher auch immer schön, aber wir und unsere Gäste freuen uns ganz doll, jetzt wieder in der Mitte der Stadt stattfinden zu können“, sagt Claus Vinçon. Erstmalig startete auch der Vorverkauf schon im März 2024. Bisher sind etwa 60 Prozent der Tickets verkauft. Die Röschen-Sitzung freut sich über jedes Weitere und heißt alle Feierbegeisterten willkommen, die aus insgesamt acht Terminen im kommenden Frühjahr wählen können. Die erste Sitzung findet am 31. Januar statt.

Das Versprechen der Röschen-Sitzung ist klar: „Wir sind bunt, wir glitzern, wir verbreiten überall gute Stimmung. Und trotzdem geben wir am Ende des Tages auch jedem Besucher ein paar neue Gedanken mit und das macht uns aus“, meint Organisator Runge und freut sich ausdrücklich auf das langjährige Stammpublikum und ganz viele neue Gesichter.