Kölner TraditionsgeschäftNeuer Inhaber und neuer Name für Käsehaus Wingenfeld

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Jeremie Legrand steht vor dem Käsehaus in der Ehrenstraße.

Jeremie Legrand hat das Käsehaus in der Ehrenstraße übernommen.

Der gebürtige Franzose Jeremie Legrand hat das Käsehaus Wingenfeld in der Ehrenstraße übernommen. Der berühmte Name „wanderte“ in die Südstadt.

Es sieht so aus wie immer, aber es ist nicht mehr Wingenfeld. Im markanten Geschäft im Eckhaus an der Ehrenstraße hat schon vor einigen Wochen der Inhaber gewechselt, aber so richtig aufgefallen ist es noch nicht. Doch wer aufmerksam hinschaut, sieht die kleine Reklame mit der Aufschrift „Käsehaus Legrand“ an der Fassade und den feinen Schriftzug auf dem Fenster. Der gebürtige Franzose Jeremie Legrand führt nun den Laden. Der Name Wingenfeld ist mit Legrands Vorgängerin Barbara Wilke in die Südstadt gezogen. In der Severinstraße hatte Wilke schon 2021 eine kleinere Niederlassung gegründet und die trägt den Namen nun exklusiv.

Jeremie Legrand (39) kannte das Geschäft in der Ehrenstraße schon lange. Er war 14 Jahre für einen Käse-Großhandel in Deutschland unterwegs und lernte dabei viele Läden kennen. „Wingenfeld fand ich schon immer besonders schön. Und es ist eines der besten Käsegeschäfte in Deutschland.“ Geschäftsführerin Barbara Wilke dachte schon länger daran, etwas kürzerzutreten. Legrand ist mit einer Kölnerin verheiratet, die beiden sind junge Eltern, er wollte weniger herumreisen – das passte. Beide Seiten sorgten für einen ruhigen Übergang. Eineinhalb Jahre lang arbeitete Legrand sogar samstags mit im Geschäft.

Ich quatsche gerne, da passe ich gut nach Köln.
Jeremie Legrand

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„Zuerst hatte ich natürlich etwas Bedenken, was die Stammkundschaft sagt. Schließlich ist das hier eine Institution. Deshalb habe ich mich auch erstmal mit Werbung zurückgehalten.“ Aber das war alles kein Problem. „Ich quatsche gerne, da passe ich gut nach Köln.“ Der Laden läuft. Wochentags kommen vor allem Stammkunden, am Samstag viele junge Leute, die sich oft nicht so gut auskennen und beraten werden möchten. „Das ist das Wichtigste: Hier wird jeder beraten und es kann auch alles probiert werden“, sagt Legrand. Und die Mitarbeiterinnen, die er alle übernommen hat, stimmen zu.

Jeremie Legrand im Geschäft mit einer Deckenmalerei

Das Ambiente im Laden wird nicht verändert.

Käse sei im Moment sehr angesagt, hochwertige Produkte aus tier- und umweltfreundlicher Produktion würden geschätzt. „In Berlin gibt es schon mehrere coole, sehr moderne Läden. Die sind mir manchmal zu modern, zu crazy, sexy, minimalistisch“, sagt Legrand. Er möchte das traditionelle Ambiente in der Ehrenstraße erhalten. „Das hat Charme.“ Wingenfeld, gegründet 1896 und im Laufe der Zeit oft umgezogen, ist seit 1950 dauerhaft in der Ehrenstraße beheimatet, wenn auch zunächst in einem anderen Gebäude.

Kölner Käsehaus führt 300 Sorten

Ein bisschen Veränderung gibt es allerdings beim Sortiment. Der Anteil der französischen Produkte bei den bis zu 300 Käse-Sorten (im Sommer sind es „nur“ 250, weil dann nicht so viel Käse gegessen wird) ist größer geworden und auch viele Weine aus Legrands Heimatland sind dazu gekommen. Legrand kennt zwar fast alles, aber bei gewissen Bestellungen der Kölner musste er dann doch zunächst stutzen. „Da wollten Kunden mittelalten Holländer. Das hatte ich noch nie gehört. Was ist Holländer?“, erzählt er und lacht. Bis seine Kolleginnen ihn aufklärten, dass es sich um Gouda handelt, der essenziell ist für den Halven Hahn.

In der französischen Community Kölns hat es sich herumgesprochen, dass nun ein Landsmann das Geschäft führt. Während des Besuchs des „Kölner Stadt-Anzeiger“ wechselt Legrand zweimal in seine Muttersprache, als französische Kunden ihn ansprechen. „Köln ist wirklich ein guter Ort für so ein Geschäft“, freut sich Legrand.

Seine Vorgängerin Barbara Wilke, seit 2000 die Inhaberin von Wingenfeld, ist mit der Lösung glücklich. Sie kümmert sich nun um den etwas kleineren Laden in der Südstadt und öffnet nur donnnerstags, freitags und samstags. „Ich habe jetzt auch ein Enkelkind und da möchte ich mehr Zeit haben.“  Und für Wingenfeld sei es auch so etwas wie eine Rückkehr. „Denn vor 95 war die Firma schon mal auf der Severinstraße.“