„Bei mir steht kein Buch im Regal“Dieser neue Kölner Buchladen überrascht mit einem außergewöhnlichen Konzept

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Urs Erdle steht in seinem Buchladen, im Hintergrund ist die Kaffeebar zu sehen.

Urs Erdle in seinem Buchladen Manulit

Der neue Buchladen Manulit an der Limburger Straße hat ein außergewöhnliches Konzept.

„Bei mir steht kein Buch im Regal“, sagt Urs Erdle. Das hört sich ziemlich merkwürdig an für einen Buchladen. Was er damit meint: Im neu eröffneten Manulit in der Limburger Straße im Belgischen Viertel sind nirgendwo Buchrücken zu sehen, sondern alle Bücher werden frontal mit dem Cover präsentiert. „Ich weiß, wie viel Grips die Verlage in die Gestaltung der Cover stecken und wie wichtig sie als Kaufanreize sind. Dann sollte man sie auch sehen.“

Bücher sind im Manulit nach einem neuen Konzept sortiert

Der schöne, langgezogene Altbauraum bekommt durch diese Präsentation außerdem eine große Farbvielfalt, die man schon durch die großen Schaufenster sieht. Es gibt fast ausschließlich gebundene Bücher. „Da ist die Haptik einfach schöner.“ Sessel mit kleinen Tischen stehen fürs Lesen bereit und mittendrin gibt es eine Kaffeebar. Der gebürtige Kölner Urs Erdle (56) hat eine hohe Summe investiert, aber er weiß, was er tut. Er war Vertriebs- und Marketingleiter bei den Verlagen Campus, DuMont und Patmos.

Alle Bücher werden frontal mit dem Cover in einer Leseecke mit Palmentapete präsentiert.

Alle Bücher werden frontal mit dem Cover präsentiert.

Erdle möchte jetzt mit einem neuen Konzept Bücher verkaufen. Die handverlesene Literatur (manus – die Hand, daher der Name Manulit) präsentiert er nicht nach Genres wie Krimi, Abenteuerroman oder Kochbuch, sondern nach Lesewelten und Lesemotivationen geordnet – zum Beispiel „Leicht lesen“, „Nervenkitzel“, „Eintauchen“ oder „Unterwegs“, in denen die verschiedensten Genres nebeneinander liegen. So findet sich bei „Unterwegs“ ein Bildband über Hotels in spektakulären Bergregionen, das Buch „Der Fußgänger“ von Wigald Boning und Werner Köhlers Roman „Die dritte Quelle“, bei dem es um eine Kölner Familie geht, die einst auf die Galapagos-Inseln auswanderte.

Meine Kunden kommen nicht mit einem bestimmten Buchwunsch herein, sondern sind Impulskäufer.
Urs Erdle

Diese Klassifizierung hatten zwei Branchen-Studien 2018 und 2020 zum Lese- und Kaufverhalten empfohlen. Sie funktioniere aber nur auf kleinen Flächen, ein großer Player in München sei damit gescheitert, weil die Kunden in den riesigen Läden damit überfordert gewesen seien, so Urs Erdle. Bei ihm gehe es nach dem Motto „Nicht suchen, sondern finden“. „Meine Kunden kommen nicht mit einem bestimmten Buchwunsch herein, sondern sind Impulskäufer“, sagt er nach den ersten Erfahrungen. „Und wenn die im Flow sind, kaufen sie auch mehrere Bücher.“

Das Bild zeigt den Buchladen mit großer Fensterfront in der Limburger Straße.

Der Buchladen liegt an der Limburger Straße im Belgischen Viertel.

Viele hätten ihm gesagt, es sei sehr mutig, in diesen Zeiten einen Buchladen aufzumachen. Ja, das stimme, aber dieses Konzept gebe es noch nicht und die Buchladen-Landschaft in Köln mit renommierten Spezialisten wie Bittner und Walther König und starken Stadtteilbuchhandlungen sei sehr stabil, die Kundschaft da.

Wenig Laufkundschaft an der Limburger Straße

Allerdings werde er mit dem Ladengeschäft allein nicht auskommen, sagt Erdle. In der Limburger Straße sei nicht genug Laufkundschaft unterwegs und bei Büchern gebe es nur geringe Gewinnmargen. Außerdem nimmt er bewusst keine Geschenkartikel in sein Sortiment, die wesentlich lukrativer sind und in anderen Buchhandlungen schon fast überhandnehmen. Deshalb muss ein großer Teil des Umsatzes online gemacht werden. Eine Internetseite, die nach demselben Konzept aufgebaut ist wie der Laden, gibt es schon.

Aber persönliche Begegnung sei natürlich schöner. Deswegen ist Erdle auch sehr froh, dass die Kaffeebar genehmigt wurde. Viel Geld könne und wolle er damit nicht verdienen, es gehe eher um die Atmosphäre und das Verweilen. In der Amtssprache ist das Manulit nun eine Bücherstube mit Kaffeeausschank.