Ost-West-AchseNeuer U-Bahn-Tunnel in Köln schneidet besser ab als oberirdische Lösung

Lesezeit 3 Minuten
Eine 90 Meter lange Stadtbahn

Testfahrten mit 90-Meter-Langzügen der KVB auf der Ost-West-Achse

Ein Expertenteam aus Stadt Köln, KVB und externen Gutachtern und Ingenieuren bewertet eine unterirdische Trasse als vorteilhafter.

Soll in der Kölner Innenstadt zwischen Heumarkt und Aachener Weiher ein neuer U-Bahn-Tunnel entstehen oder reicht ein oberirdischer Ausbau, um 90 Meter lange Stadtbahnen einzusetzen? Über die Frage diskutieren Politik, Stadtverwaltung und Bürger seit vielen Jahren. Oberbürgermeisterin Henriette Reker stellte am Mittwoch die von vielen Beteiligten langersehnte Beschlussvorlage für den Stadtrat vor. Das Ergebnis: Es spricht mehr für einen Tunnel als für die oberirdische Lösung.

Expertenteam untersuchte beide Varianten

Ein Expertenteam bestehend aus 20 Mitarbeitenden von Stadt Köln und Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) sowie 70 Mitarbeitenden externer Gutachter- und Ingenieurbüros hat beide Varianten gleichberechtigt untersucht und Bürger und Anwohner über öffentliche Veranstaltungen einbezogen. Insgesamt untersuchten sie 33 Kriterien, aus den Bereichen Stadtraum, Verkehr und Umwelt. 20 der 33 Kriterien fielen zu Gunsten der unterirdischen Lösung aus,  zehn davon ergeben ein besseres Ergebnis für die oberirdische Lösung. 

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Auch bei der Finanzierung des Projekts hat laut der Einschätzung eines externen Gutachters, der laut der Stadt eng mit den potenziellen Fördergeldgebern Bund und Land zusammengearbeitet hat, der Tunnel besser abgeschnitten. Liegt der sogenannte Nutzen-Kosten-Faktor oberhalb von 1,0, ist ein Projekt berechtigt, Fördergelder zu beantragen.

Die Tunnelvariante erzielte einen Wert von 1,4, während die oberirdische Lösung bei 1,3 landete. Der Vorteil von 0,1 ergibt sich daraus, dass die Stadtbahnen laut KVB-Chefin Stefanie Haaks in einem Tunnel bis zu vier Minuten schneller wären als bei der oberirdischen Lösung. 

Reker: Ost-West-Tunnel brächte größtmöglichen Nutzen

„Diese Zahlen bestärken mich, im Stadtrat für den Ost-West-Tunnel zu stimmen“, sagte die Oberbürgermeisterin. Diese Variante bringe den größtmöglichen Nutzen. Ihr sei klar, dass das für alle Belastungen mit sich bringen würde, finanziell und auch aufgrund der langjährigen Baustelle, die in der Innenstadt entstünde.

Es würden aber an der Oberfläche Orte mit einer hohen Aufenthaltsqualität entstehen und die Menschen kämen schneller an ihr Ziel, das helfe bei der Verkehrswende und somit dem Klima. „Es ist die Entscheidung, wer und was wir sein wollen – europäische Metropole oder deutsche Provinz“, sagte Reker.

Längere Haltbarkeit bei Tunnel-Lösung

Baudezernent Markus Greitemann verwies darauf, dass sich die Gleistrasse derzeit wie eine Schneise durch die Stadt ziehe. Die Möglichkeiten für die Stadtentwicklung wären mit einem Tunnel so gut, dass sich weitere Fördergelder aus dem Topf der Städtebauförderung beantragen ließen. KVB-Chefin Stefanie Haaks betonte, dass die Stadtbahnen in einem Tunnel schneller und sicherer unterwegs wären als oberirdisch. Der Tunnel würde zudem über eine längere Haltbarkeit verfügen als eine oberirdische Lösung.

In einem wichtigen Punkt ist die oberirdische Variante dem Tunnel überlegen. Es würden laut derzeitiger Berechnungen Kosten in Höhe von 193 Millionen Euro entstehen, ein Tunnelbau käme hingegen auf 1,06 Milliarden Euro. Bund und Land würden sich laut der Stadt mit bis zu 95 Prozent an den zuwendungsfähigen Kosten beteiligen. Die Planungskosten lassen sich zu zehn Prozent fördern. Lediglich die Kosten für die Kommunikation muss in jedem Fall die Stadt tragen.

Der Stadtrat soll am 27. Juni eine Entscheidung treffen. Die Stadtverwaltung positioniert sich dabei nicht, unterirdische und oberirdische Lösung stehen in der Beschlussvorlage gleichberechtigt zur Auswahl. Die Politik ist bislang zwiegespalten. Während CDU und FDP den Tunnel favorisieren, lehnen Grüne und Linke diesen ab. SPD und Volt haben sich bislang noch nicht öffentlich zu einer Variante bekannt, sie wollten zuerst die Beschlussvorlage abwarten.