Kölner ModedesignerSeine Kleidung ist praktisch „unkaputtbar"

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Amin Perraro im Hallmackenreuther

Amin Perraro im Hallmackenreuther

  • „Noch nie war Geld klauen so einfach wie heute“, davon ist Modedesigner Amin Perraro überzeugt.
  • Der 39-Jährige verkauft auf der Brüsseler Straße seine eigene Mode und setzt dabei auf Nachhaltigkeit.
  • Welche besonderen Taschen in Mänteln vor Diebstahl schützen sollen und welche Kleidungsstücke man wirklich im Schrank braucht, erfahren Sie hier.

Köln – Ich bin kein überängstlicher Mensch, aber als ich nach dieser Kaffee-Unterhaltung im Hallmackenreuther aufbreche und durch die City laufe, ist mir ein wenig mulmig und ich denke, wie das wohl im Winter sein wird, wenn die Weihnachtsmärkte öffnen – so sie dann öffnen. Ich denke an den einen Satz, den mein Gesprächspartner beim Rühren in der Cappuccino-Tasse fallen lässt: „Noch nie war Geld klauen so einfach wie heute.“

Amin Perraro kommt gerade von einer Teambesprechung, als ich ihm auf der Brüsseler Straße über den Weg laufe. Der 39-Jährige hat dort ein Geschäft, in dem er seine eigene Mode verkauft. Der in Marokko geborene, in Stuttgart aufgewachsene und seit 20 Jahren in Köln lebende Designer hat den Anfang der Corona-Phase als „sehr schwer“ empfunden. „Es war niemand mehr daran interessiert, Klamotten zu kaufen.“ Inzwischen habe sich das geändert. „Die Leute, die jetzt kommen, kaufen bewusster. Die wollen nicht mehr das Billige made in China, die wollen das Nachhaltige.“

Kleidung aus dem Segeltuch der Wikinger

Diese Haltungs- oder Richtungsänderung freut den 39-Jährigen besonders, weil er sich den Begriff „Nachhaltigkeit“ schon vor vielen Jahren auf die Fahnen geschrieben hat. Er produziere Kleidungsstücke, sagt er, die im Grunde unkaputtbar seien und gar nicht ausgetauscht werden müssten.

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Beim Material habe er sich nämlich insbesondere auf den wahrscheinlich ältesten Funktionsstoff fokussiert: Auf gewachste Baumwolle, wie sie laut Perraro bereits von den Wikingern für Segel verwendet wurden.

Weshalb dieses Material irgendwann fast von der Bildfläche verschwunden sei – abgesehen von den unverwüstlichen Jacken, die man häufig bei Jägern sehe, frage ich. Waxed Cotton sei nach wie vor aufwendig in der Herstellung. Daher wurden zwischenzeitlich Kunststoffe favorisiert. Doch durch Corona sei ein Wandel entstanden. „In meinen Augen ist es genau die richtige Zeit, um aus Altem wieder etwas Neues zu machen“, meint Perraro.

Aus Metallfäden bestehende Innentaschen in Mänteln

Immer mehr Sachen im Schrank zu haben, ist in seinen Augen sinnlos. Man brauche nur wenig, aber das müssen Lieblingsstücke sein, die man am liebsten immer trägt. Bisher habe er ausschließlich Herrenkleidung hergestellt, Jackets oder Mäntel, in denen man selbst bei heftigstem Regen trocken bleibe. Seit kurzem habe er auch eine Damenkollektion. „Weshalb?“, frage ich. „Weil die mich genervt haben.“ Perraro lächelt. „Weil sie immer wieder gefragt hätten: Weshalb gibt es das nicht für mich?“

„Und im Herbst kommt noch was Neues“, erläutert er. Auf meinen fragenden Blick hin erzählt er von seiner Teambesprechung und davon, dass sie in der Endphase einer Entwicklung steckten: Einer aus Metallfäden bestehenden Innentasche in Mänteln und Sakkos, die davor schützte, dass Kontodaten von EC-Karten oder Scheckdaten abgefischt werden könnten.

Geld von Fremden aufs eigene Konto schaufeln

Ich stehe zunächst auf der Leitung, bis Perraro mir ein Video vorspielt, welches zeigt, wie leicht man die sogenannten RFID-Chips der neuen EC-Kartengeneration mittels eines handelsüblichen Lesegeräts abrufen und sich auf diese Weise Geld von Fremden aufs eigene Konto schaufeln kann. „Man muss einfach nur dicht an jemandem vorbeigehen, das reicht“, betont Perraro. Indem er in seine neue Kollektion einen Schutzkäfig in Form einer kleinen Tasche einbaue, sei diese Gefahr gebannt. Und man sei auch vor Handystrahlung geschützt.

Unsere Serie „Zwei Kaffee, bitte!“: Wie reagieren Menschen – was erzählen sie, wenn man sie auf der Straße anspricht und zu einem Kaffee einlädt?