Landtagswahlkampf in KölnFDP startet mit Streuselkuchen und unerwarteten Vorschlägen

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FDP Wahlkampf Gebauer

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) beim Wahlkampf auf der Schildergasse.

Köln – Die Kölner FDP lässt es entspannt angehen an diesem Tag des Landtagswahlkampfs 2022. Am „Infotainer“, einem blau-gelben Blechkasten, der traditionell bei Wahlen am Eingang der Schildergasse steht, gibt es Streuselkuchen. Auf den Stehtischen liegen Flyer und Bonbons in gelbem Papier. Neben einigen Wahlhelfern sind viele Kandidierende der Liberalen gekommen, man steht in der Sonne und plauscht, ab und zu hält ein Passant an und sucht das Gespräch.

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer ist die prominenteste der Kölner FDP-Kandidaten. Und auch in ihrem Wahlkreis im linksrheinischen Kölner Norden ist sie das bekannteste Gesicht unter den Anwärtern aller Parteien. „Der Wahlkreis ist herausfordernd“, sagt Gebauer. Es gebe Stadtteile mit vielen verschiedenen Kulturen und jene mit Alteingesessenen. „Da muss man sich thematisch breit aufstellen.“ Das sei indes gar nicht so schwierig, gebe es doch genügend Aspekte, die alle Menschen gleichermaßen ansprächen. Eine bessere Gesundheitsversorgung etwa, die in manchen Bereichen des weitläufigen Kölner Nordens nicht ausreichend sei. Auch die Bildungslandschaft sei ausbaufähig. „Wir brauchen mehr Kita-Plätze und Ganztagsangebote. Wir müssen Kinder alle Chancen eröffnen.“

Anmeldechaos „schmerzt mich als Kölnerin“

Die Ministerin ist wegen des Anmelde-Chaos’ an Kölner Schulen zuletzt in die Kritik geraten. Jedoch sieht sie sich nur mittelbar in der Pflicht, wie sie erneut betont. „Die Vergabe ist in erster Linie Aufgabe der Stadt, das ist in ganz NRW so.“ Dennoch habe sie sich nun „eingeschaltet“ und stehe in engem Kontakt mit der Bezirksregierung. „Es schmerzt mich als Kölnerin, zu sehen, dass es solche Probleme vor allem in meiner Stadt gibt“, sagt Gebauer, die nicht glaubt, dass ihr das Kölner Durcheinander im Wahlkampf schadet. Sie verweist auf die Errungenschaften ihrer Amtszeit, etwa dass sie in NRW rund 10.000 neue Lehrer-Stellen geschaffen habe, und den Erhalt 6000 weiterer, „die die rot-grüne Landesregierung streichen wollte“.

Bildungspolitik liegt auch Lorenz Deutsch am Herzen, der sein Landtagsmandat behalten möchte. Er tritt im Kölner Süden an und hat Platz 21 der FDP-Landeliste. Die Partei steht aktuellen Umfragen zufolge bei acht bis neun Prozentpunkten, was für ihn für den Einzug ins Parlament knapp reichen könnte. „Die Leute möchten Antworten haben“, sagt Deutsch, der sich als Kulturpolitiker einen Namen gemacht hat. „Wir müssen zum Beispiel das Bauen einfacher machen, damit wir schneller günstigen Wohnraum schaffen können.“ Die Mobilität müsse vielfältiger werden. Zum Beispiel müssten Radwege ausgebaut werden und Pendler ein attraktives Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln haben. Aber auch Kölnerinnen und Kölner bräuchten einen besseren ÖPNV. In seinem Wahlkreis etwa bedeute dies eine Verlängerung der Straßenbahn „bis Meschenich und darüber hinaus“.

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„Alternativen statt Verbote“, darauf setzt auch Eva-Maria Ritter, die im Kölner Westen antritt. Wenn etwa Parkplätze wegfielen, müssten neue Abstellmöglichkeiten geschaffen werden, etwa durch Quartiersgaragen. Dann seien weitere autofreie Straßen möglich, sagt sie. Auch Maria Westphal, Kandidatin in den Bezirken Ehrenfeld und Nippes und Vize-Vorsitzende der FDP Köln, hat für liberale Verhältnisse durchaus forsche Verkehrsideen. Wo möglich, müsse es mehr verkehrsberuhigte Zonen geben. Und zwar wirklich beruhigt, „Tempo 30 reicht oft nicht“, sagt sie. Vor allem aber hat die Gymnasiallehrerin die Bildungspolitik im Blick, die ihr eine „Herzensangelegenheit“ sei. Die Schulen müssten deutlich besser ausgestattet werden, vor allem in digitaler Hinsicht.