NRW-TagSo feiert Köln das Land, seine Menschen und sich

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Henriette Reker, Oberbürgermeisterin von Köln, (2.v.l.) und Johannes Hermanns (l), Polizeipräsident stehen im Rheinauhafen mit Behördenvertretern vor dem Schriftzug der Stadt Köln zwischen Einsatzfahrzeugen.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker (2.v.l.) und Polizeipräsident Johannes Hermanns (l) auf dem NRW-Tag.

Wissenschaft, Kultur und Ehrenamt: Über 100.000 Besucher erleben ihr Land am Kölner Rheinufer von einer anderen Seite.

„Hier lernen Sie in zwanzig Minuten mehr, als Sie in der gesamten Schule überhaupt hätten vergessen können. Schauen und Staunen Sie!“ Clemens Gümbel steht mit weißem Professoren-Mantel hinter einem knallroten Podium mit der Aufschrift „Physikanten“. Der witzige Wissenschaftler führt am Wochenende für das Landesministerium Kultur und Wissenschaft kleine Experimente vor.

„Hier können Sie die Wissenschaft nicht nur bewundern. Sie können sie wahrlich spüren“, sagt der Physiker, bevor er mit tatkräftiger Unterstützung der Zuschauer Emma, Stephanie und Morten einen Stromkreislauf herstellt, der nur durch den elektrischen Fluss über Körper und Haut das Lied „Freude, schöner Götterfunken“ unter den Kranhäusern ertönen lässt.

NRW-Tag lockt Zigtausende Besucher nach Köln

Alles zum Thema Hendrik Wüst

Das Ministerium erklärt, wie es diese kleinen Experimente geschafft haben, der Grundstein für fußballspielende Roboter oder genverändernde Technik zu werden. Mitmach-Aktivitäten dieser Form finden sich am NRW-Tag vielfach entlang der 2,5 km langen Feiermeile zwischen der Haltestelle Schönhauser Straße und Heumarkt. Alle zwei Jahre wird die Gründung von Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland mit einem zweitägigen Event gefeiert.

Nachdem diese Tradition 2006 in Düsseldorf ins Leben gerufen wurde, fand der letzte große Nordrhein-Westfalen-Tag 2018 in Essen statt. Die große Sause in Köln wird in diesem Jahr nachgeholt, nachdem sie, ursprünglich für 2020 angesetzt, wegen Corona ausfallen musste. Es gab ein buntes Programm mit rund 200 Ausstellern und einem kulturellen Programm auf insgesamt drei Bühnen.

NRW mal von einer anderen Seite erleben

NRW-Ministerpräsident  Hendrik Wüst zeigt sich am Samstagnachmittag begeistert vom Ergebnis der aufwendigen Planung des großen Festtages. Gemeinsam mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker schaut er während eines Rundgangs an jedem Stand vorbei. Bereits im Vorhinein lobte Wüst die Entscheidung für den Ausrichter: „Die Stadt Köln ist für dieses Comeback als lebensfrohe, herzliche und weltoffene Gastgeberin genau der richtige Ort.“ Besondern ins Auge fallen die vielen schweren Fahrzeuge, die Besucher am Rheinauhafen kostenlos besichtigen können. Auf der so genannten „Blaulichtmeile“ steht neben den massiven Einsatzfahrzeugen von Polizei und Feuerwehr auch ein ADAC Rettungshubschrauber des Typs H145 von Airbus Helicopters.

Die Stadt Köln ist für dieses Comeback als lebensfrohe, herzliche und weltoffene Gastgeberin genau der richtige Ort.
Hendrik Wüst, NRW-Ministerpräsident

So können die beeindruckenden Gefährte, die man sonst auf den Straßen NRWs oder am Himmel beobachten kann, auch mal von innen begutachtet werden. Das freut vor allem Timo. Der achtjährige Kölner begeistert sich für Fahrzeuge und freut sich am NRW-Tag über alles, das rollt, blinkt und hupt. Er staunt vor dem großen Feuerwehrauto. Die Aufregung wird noch größer als ihn ein Feuerwehrmann in kompletter Uniform mit einem Ruck in das Fahrzeug setzt. Freudestrahlend sitzt der Kleine zwischen Helmen, Schläuchen und Stahlkappenschuhen und winkt seinen Eltern zu.

Ministerpräsident NRW Hendrik Wüst und OB Henriette Reker

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst besuchte gemeinsam mit Oberbürgermeisterin Henriette Rekder alle Stände.

Auch die erleben Nordrhein-Westfalen an diesem Wochenende von einer ganz anderen Seite, wie sie selbst sagen: „Es ist eigentlich verrückt wie viel bei uns so passiert, von dem man gar nichts mitbekommt oder nur mal nebenbei davon gehört hat. Wir haben schon immer sehr gerne hier gewohnt, weil wir die Anbindung sehr schätzen und die Mentalität mit den Menschen teilen.“ Zum Thema Anbindung gibt es unter anderem einen Stand des Autobahnnetzwerks, sowie Vertreterinnen von der Deutschen Bahn oder der KVB, die Interessierte über ihre Arbeit und deren Strukturen aufklären.

Neben Infrastruktur und Sicherheit spielen aber auch Karriereangebote und wissenschaftliche Forschungen am NRW-Tag eine Rolle. Über die komplette Fläche des Elisabeth-Treskow-Platzes präsentieren sich auf der Karrierewerft diverse Arbeitgeber von Bauwens über Lidl bis hin zur Stadt. Adressaten sind Interessierten jeden Alters, die sich beruflich neu- oder umorientieren möchten.

Eine Bürgerin, die für den NRW-Tag eigens aus dem Bergischen Land angereist ist, lobt das Angebot: „Die Berufswelt ist mittlerweile so schnell und teilweise wirklich undurchsichtig geworden, dass ich als Frau mittleren Alters da nur noch schwer durchsteige, wenn wir mal ehrlich sind. Dass Nordrhein-Westfalen das wahrnimmt und hier so ein aufschlussreiches Programm auf die Beine stellt, wo man einfach mal face to face Informationen bekommt, finde ich ganz großartig.“ Diesen Eindruck teilt auch Innenminister Herbert Reul, der in einem Podiumsgespräch über die Vielfalt seines Bundeslandes spricht: „Viele Menschen sehen die kleinen Dinge dieses Landes gar nicht. Deswegen möchte ich Sie alle dazu einladen, dieses Wochenende aufmerksam gemeinsam zu feiern und zu schauen, was sich Neues für Sie und für uns entdecken lässt.“

Besucher betrachten beim Nordrhein-Westfalen-Tag einen Hubschrauber der Spezialkräfte der Luftwaffe.

Zuschauer bestaunen beim Nordrhein-Westfalen-Tag einen Hubschrauber der Spezialkräfte der Luftwaffe.

Das Programmheft scheint schier endlos. Als eines der Highlights gilt dabei die MS Wissenschaft des Bundesministeriums für Bildung und Forschung: Ein schwimmendes Science Center. Hier werden die Strukturen und Zusammenhänge des Miteinanders in der Gesellschaft leicht verständlich und interaktiv aufgearbeitet. Kultur- und Musikbegeisterte genießen mit Darbietungen durch Künstler „made in NRW” auf den aufgebauten Bühnen ein unterhaltendes Programm. Von Rock über Indie bis Poetry Slam ist für jeden was dabei. Neben den regionalen Künstlern wie Pemele, EES und Maxim war das traditionelle Sommerkonzert der Landesregierung ein besonderer Höhepunkt. Das Konzert wurde auch live vom WDR übertragen.

Unter den 200 Ausstellern im Rheinauhafen finden sich etwa 100, die im Zuge des NRW-Tages ihre ehrenamtliche Arbeit präsentieren: von der sozialen Arbeit über Kultur, Brand- und Katastrophenschutz, Gesundheit und Selbsthilfe reicht das Spektrum. Auch der  am Wochenende verliehene Ehrenamtspreis „KölnEngagiert 2024” soll ein besonderes Augenmerk auf die wichtige, ehrenamtliche Arbeit in NRW.  Für Torben ist das einer der Gründe, warum er so gerne hier lebt: „Ich liebe Sport und hatte Lust, mich für Menschen einzusetzen, die das auch tun, aber ganz andere Zugangsschwierigkeiten haben."

Bei „Körbe für Köln e.V.“ hat er sein Engagement gefunden. Es handelt sich um ein betreutes Freizeitangebot im Basketball für Kinder ab zwölf Jahren. Auf dem NRW-Tag kann man an ihrem Stand ausprobieren, wie schwierig es ist, im Rollstuhl Körbe zu werfen. Weiterhin sind der „Weiße Ring e.V.“, Pulse Of Europe e.V. oder der Weltladen Köln bei der Vergabe des Ehrenamtspreises vertreten, die am Sonntagvormittag im Rathaus stattfand.

NRW-Tag in Köln

Auch die Kleinen dürfen beim NRW-Tag beim THW mit anpacken.

Das Fazit von Ausstellern und Besuchern ist eindeutig positiv: NRW erstrahlt so lebenswert wie selten zuvor und verstärkt das Gefühl von Glück und Zufriedenheit, hier wohnen zu dürfen. Eine derartige Emotion mit mehreren Hunderttausend Menschen teilen und feiern zu dürfen, hat Laura in noch keiner anderen Region Deutschlands erlebt, sagt sie: „Ich habe mich damals für einen Umzug nach NRW entschieden, weil ich mal was anderes als meine Heimat sehen wollte." Jetzt wolle sie gar nicht mehr weg: "Ich habe das Gefühl, ich bin hier angekommen.”