Gefahr von Missernten verringernPorzer Landwirte suchen gemeinsam klimaresistente Weizensorten

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Achim Roth (l.) und Uwe Nolting von den Stadtwerken Niederkassel auf einem Feld

Für Achim Roth (l.) und Uwe Nolting von den Stadtwerken Niederkassel spielt auch die Wasserqualität im rechtsrheinischen Köln, Troisdorf und Niederkassel eine wichtige Rolle.

Die AG „Drüber und drunter“ erprobt diverse Feldfrucht-Sorten auf ihre regionale Tauglichkeit in Zeiten des Klimawandels.

Der „Champion“ schwächelt. Die Weizensorte mit diesem vielversprechenden Namen leidet unter einer Pilzkrankheit, die eine vorzeitige Gelbfärbung der Blattspreiten bewirkt. Die Krankheit dürfte dazu führen, dass „Champion“ einen mäßigeren Ernteerfolg bringt als andere der zwölf Weizensorten, die der Arbeitskreis „Drüber und Drunter“ auf einem Feld zwischen Köln und Niederkassel gesät hat.

Köln: Landwirte suchen Klimawandel-resistente Weizesorten

Der Sortenversuch soll den mehr als 40 im Arbeitskreis zusammengeschlossenen Landwirten im Gebiet des Langeler Bogens dabei helfen, für den hiesigen Boden und die aktuellen Klimaverhältnisse erfolgversprechendes Saatgut zu finden. Zugleich geht es aber um den Schutz des Trinkwassers. Denn gesundes Getreide braucht weniger Pflanzenschutz, dessen Rückstände das Grundwasser beeinträchtigen könnten.

Der Arbeitskreis aus Landwirten und drei kommunalen Trinkwasser-Versorgungsunternehmen betreibt seit Jahren eigene Anbau-Versuchsreihen, die in Zeiten spürbarer Klimaveränderungen von wachsender Bedeutung sind.

Landwirt Bernd Bulich, der Vorsitzende von „Drüber und Drunter“ benennt die besonderen Aufgaben: „Wir versuchen, Sorten zu ermitteln, die mit einer längeren Trockenperiode im Sommer zurechtkommen. Andererseits sollen die Pflanzen auch ein feucht-nasses Frühjahr überstehen, ohne dass ein verstärkter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln notwendig wird.“

Versuche sollen allen Bauern dienen

Wöchentlich treffen sich Landwirte aus der Umgebung und Agrarberater Achim Roth von der Ingenieurgemeinschaft für Landwirtschaft und Umwelt (IGLU) an Parzellen, wo nebeneinander diverse Weizen-, Gersten-, Winterraps- oder Zuckerrübensorten angebaut werden. Auf den Versuchsflächen können die Landwirte beobachten, wie sich die Sorten bis zur Ernte entwickeln.

Spannend ist dabei die Differenzierung zwischen Parzellen, auf denen die Feldfrucht in üblicher Weise behandelt wird, und anderen, wo kein Schutzmittel zum Einsatz kommt. Bei der Sorte „Champion“ wurde gar nicht gespritzt, das Ergebnis war in diesem Fall unbefriedigend.

Die Ergebnisse der Versuche bis hin zur Auswertung von Erntemengen und -Qualität werden abschließend allen Mitgliedern zur Verfügung gestellt. Die Bauern können daraus Schlüsse für ihre Anbaupläne im nächstfolgenden Jahr ziehen.

Beträchtliche Mehrarbeit lohnt sich

Die Anlage und Bearbeitung der Versuchsflächen verlangt den beteiligten Landwirten nach den Worten von Arbeitskreis-Pressesprecher Jürgen Lowis beträchtliche Mehrarbeit ab. Doch lohne sich der Einsatz. Durch die Auswahl angepasster Sorten könne die Gefahr von Missernten verringert werden.

Das komme den Landwirten zugute, die Bulich zufolge einen Großteil ihrer Erntegewinne gleich wieder in boden- und gewässerschonende Technik investieren. Missernten hierzulande hätten aber sehr viel weitere Auswirkungen, erläutert Jürgen Lowis: „Deutschland als reiche Nation kann bei Missernten den Lebensmittelbedarf aus anderen Ländern zukaufen. Für ärmere Gesellschaften kann das aber fatale Folgen haben, weil sich Hungersnöte in die dann leergekauften Gebiete verlagern.“

Arbeitskreis hat Nitratwerte von Grundwasser gesenkt

Achim Roth und Uwe Nolting als Vertreter der Stadtwerke Niederkassel heben die Bedeutung der Versuche für die Wasserqualität im rechtsrheinischen Köln, Troisdorf und Niederkassel hervor. Pflanzen mit guter Grundgesundheit verwerten demnach den fürs Wachstum notwendigen Dünger sehr gut. „Kommen die Pflanzen hingegen beispielsweise mit einer längeren Trockenzeit im Sommer nicht zurecht, sterben sie im schlimmsten Fall ab“, schildert Roth. Das eingesetzte Nitrat verbleibe dann im Boden und könne ins Grundwasser gelangen.

„Wir begrüßen es daher, dass die Landwirte Vermeidungsstrategien entwickeln“, sagt Uwe Nolting. Mit Maßnahmen zur umweltverträglichen Landwirtschaft hat es der Arbeitskreis seit 1985 geschafft, das Grundwasser im Langeler Bogen frei von Pflanzenbehandlungsmitteln aus der Landwirtschaft zu halten und die Nitratwerte deutlich zu senken.