Grund- oder Schichtwasser?Wasser in Kellern in Porz-Lind – Untersuchung soll Betroffenen helfen

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Linder Bruch

Wie ein Schwamm hat das Linder Bruch die großen Regenmengen der vergangenen Monate aufgesaugt. Bewohner vermuten, dass verlandete Gräben im Bruch das sogenannte Schichtwasser nicht mehr abführen können.

Auf Antrag der SPD wird die Stadt zum Handeln veranlasst. Betroffene in Porz-Lind wollen eine Interessengemeinschaft gründen.

Nach monatelangen Regenfällen und besonders nach dem Starkregenereignissen im Mai haben viele Bewohnerinnen und Bewohner von Häusern in Porz-Lind Wasser im Keller. Mehr als 50 Häuser sind betroffen und die Bewohnerschaft ringt um Hilfe. Während eindringendes Wasser durch Starkregen oder Überflutung nämlich ein Fall für die Versicherung ist und Schäden übernommen werden können, sieht das bei Eindringen von Grundwasser anders aus – dagegen hilft keine Elementarschadensversicherung.

Weil bisher noch nicht zweifelsfrei feststeht, wie es zum anhaltenden Eindringen von Wasser in weiten Bereichen von Porz-Lind gekommen ist und weil städtische Ämter sich zunächst als nicht zuständig erklärt hatten, fühlen sich die betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner alleingelassen. Der Zustand mit Nässe und Schimmel in den Kellern hält an und viele Hausbesitzer sehen nach Konsultationen von Fachfirmen vorerst auch keine Möglichkeit, nachträglich eine zuverlässige Abdichtung für die Keller zu schaffen.

Kölner Stadtrat fordert Untersuchung

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In dieser Situation hat der Hauptausschuss des Kölner Stadtrates auf Initiative des SPD-Fraktionsvorsitzenden Christian Joisten die Stadtverwaltung zum Handeln beauftragt. Über ein externes Gutachten soll die Verwaltung möglichst kurzfristig das Zusammentragen aller notwendigen Informationen und deren Auswertung veranlassen.

Darauf basierend sollen die externen Gutachter die Handlungsmöglichkeiten für die Stadt Köln und die betroffenen Hausbesitzer unter Angabe konkreter Maßnahmenvorschläge darstellen.

Mögliche kommunale Handlungsmöglichkeiten sollen samt konkreter Umsetzungspläne der Kölner Stadtverwaltung baldmöglichst dem zuständigen Fachausschuss Klima, Umwelt, Grün (AKUG) zur Beschlussfassung vorgelegt werden. In jedem Fall soll gleich in der ersten Sitzung des AKUG nach der Sommerpause über den aktuellen Sachstand berichtet werden.

Beratungsmöglichkeiten für Grundwasser-Geschädigte

Der Beschluss sieht überdies eine Prüfung vor, wie allen Bürgerinnen und Bürgern in den betroffenen Bereichen Informationen und konkrete Beratungsangebote zum weiteren Vorgehen unterbreitet werden können. Das soll ihnen Unterstützung bei eventuell notwendigen Investitionsentscheidungen leisten.

Nicht zuletzt soll die Stadtspitze sich weiterhin gegenüber dem Land NRW dafür einsetzen, „diese grundwasserbedingten Starkregenfolgeschäden in die Nothilfe-Systematik des Landes aufzunehmen“ heißt es im Beschluss. Dann könnten die Betroffenen diese Hilfen beantragen und zumindest ein wenig finanzielle Entlastung bei der Bewältigung der Folgeschäden erfahren.

Joisten freut sich, dass der Antrag einstimmig beschlossen wurde, die Fraktion der Grünen, der CDU, der Linken, der FDP und Volta hätten sich der Initiative angeschlossen.

Betroffene gründen Interessensgemeinschaft

„Tatsächlich trägt der politische Beschluss nach Joistens Intervention schon Früchte“, sagt Gerhard Möller, Vorsitzender des Bürgerverein Wahn-Wahnheide-Lind. Möller engagiert sich seit Anbeginn für die Wassergeschädigten. Er hat schon mehrere Begehungs-Termine am Rand des Feuchtgebiets Linder Bruch gehabt, unter anderem mit Vertretern der städtischen Entwässerungsbetriebe und der Rhein-Energie. Dabei hat er viel über die Wasserströme am Rand der Heide erfahren. So kann es den Fachleuten zufolge auch dann noch nass in den Kellern sein, wenn es schon länger nicht geregnet hat. Die in der Wahner Heide und im Linder Bruch wie in mächtigen Schwämmen aufgesogenen Regenmassen brauchen lange, bis sie in Lind ankommen, und sie versiegen dann auch nur sehr langsam.

Möller hat alle Betroffenen zuletzt zu einer Versammlung auf den Bauspielplatz eingeladen und sie ermutigt, sich zu einer Interessengemeinschaft zusammenzuschließen. Etwa 40 Personen sind dem gefolgt, die IG ist in der Gründungsphase. So soll das weitere Vorgehen koordiniert werden, und die von Nässe geplagten Menschen können als Gemeinschaft mehr erreichen. Unter anderem könnten juristische Schritte erfolgen und eventuelle bauliche Maßnahmen koordiniert werden.

Die Interessengemeinschaft hat drei Sprecher gewählt. Einen dieser Sprecher, Benno Widera, wird mit Gerhard Möller an einer Besprechung im Porzer Bezirksrathaus teilnehmen. Als direkte Folge des politischen Beschlusses im Hauptausschuss soll dort am 6. August auf Einladung des Umwelt- und Verbraucherschutzamtes ein Fachgespräch zum Thema stattfinden. Bezirksamtsleiter Guido Motter, Vertreter der Stadtentwässerungsbetriebe, der Rhein-Energie, des Umweltamtes und weiterer Fachämtern wollen ihre Erkenntnisse teilen und über geeignete Maßnahmen beraten.

„Wir sind sehr froh, dass das Thema endlich in der Verwaltung angekommen ist“, sagt Widera, in dessen Keller seit Mitte Mai anhaltend Wasser eindringt. Während sich Mitarbeiter mehrere Ämter zunächst darauf zurückgezogen hätten, es handele sich um Grundwasser, und damit habe die Stadt überhaupt nichts zu schaffen, ist Widera überzeugt: „Es handelt sich um Schichtwasser, das oberhalb des viel tiefer liegenden Grundwassers fließt.“ Dass dieses Wasser nicht mehr abfließt, sondern sich staut und dann in die Häuser eindringt, könnte seiner Meinung an Versäumnissen liegen, für die es Verantwortliche gebe.

Anders als zu Zeit landwirtschaftlicher Nutzung im Linder Bruch werde der zur Entwässerung wichtige Ostgraben jetzt nicht mehr regelmäßig ausgebaggert. Der Graben könne deshalb seine Aufgabe nicht mehr erfüllen – mit fatalen Folgen. Problemen wie diesen müsse nachgegangen werden, fordert Widera, und ist gespannt auf die Zusammenkunft im August.