Verwunschener OrtEhemaliger Schmuckgarten auf Fort in Marienburg nicht erreichbar – Stadt plant Treppe

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Das Zwischenwerk VIII b am Militärring, nahe dem Heinrich-Lübke-Ufers wurde 1876 von den Preußen als Schutz  gegen die Franzosen gebaut.

Auf dem Zwischenwerk VIIIb in Marienburg gibt es einen ehemaligen Schmuckgarten. Seit 2017 gibt es keinen offiziellen Zugang mehr dorthin, das wollen Lokalpolitiker und Stadt ändern.

Auf dem Zwischenwerk VIIIb in Marienburg liegt ein ehemaliger Schmuckgarten in Dornröschenschlaf. Eine Treppe hinauf gibt es nicht.

Beeindruckende Kopfplatanen, erhöhte Baumplätze, alte Mauern, hier und da eine Rose im grünen Gras und viel Ruhe – auch wenn von dem Rosenmeer, das hier viele Jahrzehnte blühte, nichts mehr zu erkennen ist, herrscht im ehemaligen Schmuckgarten auf dem Dach des Zwischenwerks VIIIb am Militärring eine verwunschene und reizvolle Atmosphäre.

Die historische Treppe, die in den ehemaligen Schmuckgarten führte, ließ die Stadt Ende 2020 abbrechen, weil sie marode war. Ab 2017 war sie bereits abgesperrt. Seither ist der Aufstieg zur Grünanlage in Marienburg beschwerlich und nicht offiziell, nur zwei steile Trampelpfade führen nach oben.

Am Zwischenwerk VIIIb könnte Treppe oder Rundweg entstehen

Das will die CDU-Fraktion ändern und forderte auf der Juni-Sitzung der Bezirksvertretung, die Verwaltung solle einen Rundweg aufs grüne Fortdach prüfen. „Es ist ein Ort mit potenzieller, großer Aufenthaltsqualität. Mit einem Rundweg wäre er für alle zugänglich“, sagte Fraktionsvorsitzender Christoph Schykowski.

Die Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen und SPD zeigten sich begeistert vom Antrag und traten ihm bei. Die Grünen regten an, auch die Errichtung einer Treppe prüfen zu lassen. „Eine Treppe ist wahrscheinlich ein geringerer Eingriff in das Naturdenkmal“, meinte Oliver Ismail, Bündnis 90/Die Grünen.

Die verwunschen anmutenden Baumplätze, angelegt um 1926, stehen noch heute. Der Schmuckgarten mit Rosen- und Staudenbeeten und Oleandersträuchern ist verschwunden.

Ein Schmuckgarten ist nicht mehr zu sehen, aber Kopfplatanen, Baumplätze und alte Mauern.

Die bestehenden Teile des alten Forts, die umgebenden Grünanlagen sowie der Rosengarten stehen seit 1980 unter Denkmalschutz. Schykowski gab zu bedenken, dass eine Treppe aus Denkmalschutzgründen schwieriger und vor allem nicht barrierefrei sei, nahm die Ergänzung aber in den Antrag auf. Einstimmig beschlossen die Lokalpolitiker, die Verwaltung solle beides prüfen, Rundweg und Treppe am alten Standort, inklusive einer groben Kosteneinschätzung.

Schykoswki informierte, die CDU habe bereits Anfang 2019 die Instandsetzung der damals abgesperrten Treppe gefordert. Die Verwaltung teilte daraufhin mit, man habe ein Architekturbüro mit der Prüfung einer Zuwegung zum ehemaligen Schmuckgarten beauftragt. „Seitdem herrscht Funkstille“, berichtete er.

Die Stadt erklärte auf Nachfrage dieser Zeitung, 2022 seien drei Vorschläge erarbeitet worden. „In Abstimmung mit allen beteiligten Ämtern hat man sich auf die aktuelle Variante des Wiederaufbaus unter Verwendung des historischen Materials geeinigt“, informiert Stadtsprecherin Katja Reuter. Das Material der Treppe wurde nach dem Abbruch eingelagert. Der Rosengarten werde vorerst nicht neugestaltet, aber mittels Grünschnitt regelmäßig gepflegt, so Reuter.

Eine Brücke als Zeichen des Friedens am Marienburger Fort

Eine Wiedererrichtung der historischen Treppe am alten Standort wird den Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz Köln freuen, der genau dies fordert. Im April wählte er das Fort zum „Denkmal des Monats“.

Das Kölner Festungsmuseum, das sich seit 2004 in dem Fort befindet und von einem Verein betrieben wird, hat dagegen eine andere Idee. „Wir haben der Stadt schon vor Jahren vorgeschlagen, eine Brücke von der Erhöhung hinter der Festungsgrabenmauer zum ehemaligen Schmuckgarten zu errichten“, erläutert Vereinsvorsitzender Robert Schwienbacher. „Eine Brücke wäre barrierefrei, es könnten gut Gerätschaften zur Pflege der Grünanlage darüber transportiert werden und es wäre eine Öffnung zum ehemaligen Feind, den Franzosen und somit ein schönes Friedenszeichen.“

Auch mit einer Treppe ist der Verein einverstanden, allerdings nicht am alten Standort. Gleich daneben befindet sich nämlich die ehemalige Kaponniere, ein Vorbau mit Schießscharten. „Die wurden an allen Forts in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg weggesprengt, nur hier ist sie noch erhalten“, erklärt Schweinbacher. „Wir haben jetzt die Chance, ein wunderbares Denkmal-Ensemble zu schaffen, mit Festungsfassade, Kaponniere und Diamentengraben. Das ist der Graben um die Kaponniere.“ Wenn diese offen stehe, biete das einen ganz anderen Eindruck, als wenn eine Treppe angebaut sei, so Schweinbacher.

Konrad Adenauer lässt Schmuckgarten am Marienburger Fort anlegen

Das ehemalige Fort wurde 1876 erbaut und gehört zum äußeren Festungsgürtel, den die Preußen als Schutz vor Angriffen der Franzosen zwischen 1873 und 1918 errichteten. Nachdem Deutschland den 1. Weltkrieg verloren hatte, mussten dem Friedensvertrag von Versailles gemäß alle Festungsanlagen gesprengt, werden.

Dass beim Marienburger Fort mehr als üblich erhalten blieb, ist dem damaligen Oberbürgermeister Konrad Adenauer zu verdanken. 1925/26 wurde nach Plänen des Gartendirektors Fritz Encke die Anlage in ein grünes Fort umgewandelt und der Schmuckgarten angelegt.