Newcomer Omar Jatta beim Summerjam„Köln wird für Multikulti angepriesen, aber ich erfahre oft das Gegenteil“

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Omar Jatta am Rheinufer vor der Domkulisse

Der in Köln lebende Musiker Omar Jatta wird beim Summerjam-Festival die Green Stage eröffnen.

Der Musiker Omar Jatta eröffnet am Freitag, 5. Juli, die Green Stage des Summerjams. Ein Gespräch über seine Musik und Rassismuserfahrungen.

Für Omar Jatta fühlt sich die Eröffnung der Green Stage auf dem Summerjam wie ein Heimspiel an. „Wir sind alle mit dem Festival aufgewachsen. Auch haben viele Leute aus unserer afro-deutschen Community dort Food-Stände“, sagt der 27-Jährige im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Wenn der Musiker am kommenden Freitag, 5. Juli, um kurz vor 15 Uhr auf die Bühne tritt, werden sich viele seiner Freunde unter die Gäste mischen. „Auch meine Mutter kommt“, so Jatta.

Der Newcomer im Genre deutschsprachiger Afrobeat ist entsprechend aufgeregt. Nicht nur, weil er auf der bisher größten Bühne seiner Karriere steht, sondern weil er selber Fan der Stars ist, die dort auftreten. Zum Beispiel von Headliner Burna Boy, dem Superstar des Afrobeats. „Er ist einer der Schlüsselfiguren, die mich motiviert haben, Afromusik zu machen. Als ich ihn 2019 das erste Mal live gesehen habe, musste ich weinen.“

Porträt von Omar Jatta

Musiker Omar Jatta lebt seit zwei Jahren in Köln-Kalk.

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Summerjam: Omar Jatta kam erst mit Anfang 20 zur Musik

Zu dem Zeitpunkt stand Jatta erst in den Startlöchern seiner Musikkarriere. Zuvor studierte er Mehrsprachige Kommunikation an der TH Köln. Jatta lebt seit zwei Jahren in Köln, vorher war er seit seinem zehnten Lebensjahr in Solingen zu Hause, wo die Mutter bis heute einen Afro-Shop führt. Und davor lebten sie eine ganze Weile in Baden-Württemberg.

Mit Anfang 20 stieß er vergleichsweise spät zur Musik. „Es ist nicht so, als hätte ich gar keinen Kontakt gehabt zur Musik. Und meine Mutter wusste schon immer, dass ich das kann.“ Das Musikalische sei in der mütterlichen Linie angelegt: „Das erste Mal auf einem Konzert war ich mit fünf in Gambia, dort hat meine Oma gesungen.“ Auch der Opa habe selber traditionelle, gambianische Musik gemacht. Zudem leitete er Musikgruppen im Land und arbeitete gelegentlich für den BBC England, erzählt Jatta.

Jattas erster richtiger Auftritt fand auf einem Familienfest einer Nachhilfeschule in Solingen statt, wo er im Nebenjob unterrichtete. Das Kölner Nani-Kollektiv holte ihn kurze Zeit später 2021 für einen Auftritt in den Jugendpark. „Das war mein erster großer Gig hier.“

Omar Jatta in Köln-Kalk: „Ich erfahre mehr Rassismus durch ausländische Mitbürger“

Vor zwei Jahren ist Jatta dann nach Köln gezogen, da er immer öfter aus Solingen herpendeln musste. Über Köln äußert er sich auf ambivalente Weise. „Ich liebe Köln. Köln wird sehr stark für Multikulti und Vielfalt angepriesen, aber ich erfahre leider oft das Gegenteil“, so Jatta. Gerade in Kalk, wo er wohnt, sei er ständigen Rassismuserfahrungen ausgesetzt.

„Ich habe einen richtigen Trigger dafür bekommen, dass ich die ganze Zeit angeschaut werde.“ An Kalk schätzt er, dass sich hier viele kennen, gleichzeitig findet er: „Dadurch, dass sich nicht so sehr um Kalk gekümmert wird, wirkt sich das auf die Menschen aus. Ich erfahre mehr Rassismus von ausländischen Mitbürgern hier als von deutschen.“ Sogar marokkanische Migranten riefen ihm Sprüche entgegen, „obwohl die auch Afrikaner sind“.

Und dennoch: „Trotzdem ist Köln der perfekte Ort, um sich musikalisch weiterzuentwickeln. Ich bin lieber hier als in Berlin.“ Mit seiner deutschsprachigen Musik, in der er auch mit Leichtigkeit englische und französische Parts einfließen lässt, verfolgt er ein klares Ziel. „Ich will eine Art Übersetzer sein und einen pädagogischen Einfluss auf die Leute haben. Ich will ihnen nahebringen, wer ich bin.“ Das Dazwischen-Sein und die Fremdzuschreibungen thematisiert er zum Beispiel in seinem Song „Wo ich herkomm’“.