Geheime Orte„Urlaub in Köln“ bietet neue Perspektiven auf die Stadt

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Blick auf den Kölner Hauptbahnhof und den Dom

Blick auf den Hauptbahnhof und den Kölner Dom. Auf das Dach des Hansa-Hochhauses kommt man nur mit einer Tour von „Urlaub in Köln“.

Das Programm soll Kölnerinnen und Kölnern die eigene Stadt auf eine ganz neue Art näherbringen.

Pünktlich zum Beginn der Sommerferien in NRW hat sich die „Akademie för uns kölsche Sproch“ der SK Stiftung Kultur etwas Besonderes ausgedacht. Im Zeitraum vom 5. bis 21. Juli bietet sie im Rahmen ihres Projekts „Urlaub in Köln“ doppelt so viele Stadtführungen an wie normalerweise.

Zur Vorstellung des neuen Programms geht es hoch hinaus, genauer gesagt auf die Dachterrasse des Hansa-Hochhauses, das früher das größte Europas war. Seitdem hat sich einiges verändert. Das zeigen auch Schwarz-Weiß-Aufnahmen der spektakulären Aussicht aus den 1930er Jahren. „August Sander ist mit seiner Großformatkamera hochgekraxelt und hat von hier fotografiert“, erzählt Priskla Höflich, Kulturmanagerin der SK Stiftung Kultur.

Ein Mann und eine Frau stehen auf einer Dachterasse.

Priska Höflich und Bernd Imgrund bieten Stadtführungen an. Vom Dach des Hansa-Hochhauses hat man einen guten Rundumblick.

Auch über den bekannten Kölner Fotografen bietet die Stiftung eine Tour an. Wie viele ist sie bereits ausgebucht – und das, obwohl das Projekt parallel zur Fußball-Euromeisterschaft läuft. „Man kann durchaus noch Programm anbieten, obwohl so eine EM stattfindet, die ich auch gerne gucke“, sagt Höflich. Damit sich die Teilnehmenden nicht entscheiden müssen, wurde eine Tour an einem Viertelfinalspiel sogar extra auf 15 Uhr verschoben – Anpfiff ist um 18 Uhr.

„Urlaub in Köln“: Touren werden von unterschiedlichen Experten geführt

Insgesamt gibt es 52 Ausflüge, darunter 31 Stadtwanderungen, 18 Fahrradtouren und eine Schifffahrt. Neu im Programm sind unter anderem Führungen durch Zollstock, Ehrenfeld, die Südstadt und den Hahnwald und eine Nachtwanderung auf dem Melatenfriedhof – inklusive Nachtsichtgerät und Fledermausdetektor. Besonders beliebt sind laut Höflich die Touren in Deutz, Kalk, dem sogenannten ‚Chinesenviertel‘ in Neuehrenfeld sowie „Köln von oben“.

Die Ausflüge werden von Journalisten, Stadtführern, Kunsthistorikern, Militär- oder Naturexperten veranstaltet. „Wir haben eine wilde Mischung an Leuten, die ein unterschiedliches Know-how einbringen, aber alle haben total viel Ahnung von der Stadt“, sagt Höflich.

Schriftsteller Bernd Imgrund gefällt besonders, „dass man dabei fast immer durch Gegenden kommt, die man sonst eher nicht kennt“. Er gibt insgesamt zehn Führungen, alle basieren auf seinen Büchern wie „111 Kölner Orte, die man gesehen haben muss“ oder „Clever durch Köln“. Von Themen wie Luftfahrt, Wein, Schlösser, Burgen oder Ritter ist für jeden etwas dabei. 

Neues über Karl Marx, Konrad Adenauer und Dirk Bach

„Meine liebste Tour ist immer ‚Kneipen im Eigelstein‘“, erzählt Imgrund schmunzelnd. „Da führe ich die Leute durch fünf, sechs Kneipen und lande am Ende im ‚Durst‘, meiner eigenen Stammkneipe. Das ist immer eine sehr runde Sache für mich“.

Passend zur EM kommt auch der 1. FC Köln bei Imgrund nicht zu kurz. Zu diesem Thema bietet er eine Fahrradtour zu Orten an, die mit der Geschichte des Vereins in Verbindung stehen. Dazu zählt zum Beispiel der Kölner Südfriedhof, auf dem Hans Schäfer und andere große Stars des FC begraben liegen. „Indem man diesen Geist wachhält, wird man es auch erreichen, dass die irgendwann wieder in die erste Liga aufsteigen, glaube ich“, sagt Imgrund und lacht.

Wir zeigen ‚geheime Orte‘, die aber durchaus Zauber haben und es verdient haben, von der Bevölkerung gekannt und vielleicht auch mal ‚bewohnt‘ zu werden.
Priskla Höflich, Kulturmanagerin der SK Stiftung Kultur

Ziel von „Urlaub in Köln“ ist es, die Stadt „aus verschieden Perspektiven zu zeigen, und zwar nicht Mainstream“, so Höflich. Nicht jeder dürfte zum Beispiel wissen, dass Karl Marx eine Zeit lang in Köln gearbeitet hat, wie Dirk Bach „vom schüchternen Teenager zum totalen Top-Entertainer der Unterhaltungsbranche“ wurde oder dass der erste deutsche Supermarkt in Köln-Ehrenfeld entstanden ist.

Kölner Führungen haben eine Auslastung von 95 Prozent 

Man wolle „das Schöne von Köln im Detail finden, in den Veedeln, in der Geschichte und in dem, was die Stadt so sympathisch macht“, so Höflich. „Wir zeigen ‚geheime Orte‘, die aber durchaus Zauber haben und es verdient haben, von der Bevölkerung gekannt und vielleicht auch mal ‚bewohnt‘ zu werden.“ Das Angebot richte sich deshalb vor allem an Kölner selbst, sei aber auch für alle anderen Interessierten offen.

Seit 2017 gibt es das Projekt, auch während der Corona-Pandemie fanden Führungen statt – wenn auch mit halber Teilnehmerzahl, Abstand und Maske. Seitdem ist „Urlaub in Köln“ stetig gewachsen. „Wir hatten letztes Jahr eine Auslastung von 95 Prozent“, sagt Höflich.

Welche Stadttouren noch verfügbar sind, Tickets, Termine und weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite von „Urlaub in Köln“.