Auf Twitter gefragtWas der Kölner Militärexperte Carlo Masala über Putin denkt

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Durch einen russischen Raketenangriff wurde dieses Wohnhaus in Kiew schwer beschädigt. 

Köln – Auf seinem Twitter-Kanal gibt sich Carlo Masala gerne auch mal etwas flapsig. Auf die mit einer Graphik untermauerten Behauptung der Linken, die immensen Militärausgaben der Nato hätten – wie man am Beispiel der Ukraine jetzt sehen könne – bei Russland eben nicht zur gewünschten Abschreckung geführt, antwortet der Militärexperte: „Kinners, bitte ein bisschen Logik. Putin wurde und wird davon abgeschreckt NATO Staaten anzugreifen. Also jeden Cent wert.“

Carlo Masala, 53, kannten vor wenigen Tagen vermutlich vor allem nur Fachleute und seine Studentinnen und Studenten von der Universität der Bundeswehr München in Neubiberg, wo er Internationale Politik lehrt. Seit Beginn des russischen Waffengangs gegen die Ukraine ist Masalas Expertise bundesweit gefragt. Er soll einordnen, bewerten, Szenarien durchspielen, helfen, einen realistischen Blick auf die Situation in der Ukraine zu werfen.

Masala studierte in Köln Politikwissenschaften

Dass Masala so gefragt ist, kann angesichts seiner Biografie kaum verwundern. Masala ist in Köln aufgewachsen, hat hier Politikwissenschaften studiert, wurde Professor, ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, des Nato Defence College sowie der Clausewitz-Gesellschaft. 2016 ist sein Buch „Weltunordnung. Die globalen Krisen und das Versagen des Westens“ erschienen.

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Carlo Masala ist Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München.

In seinem Podcast „Sicherheitshalber“ diskutiert er mit drei anderen Expertinnen über die sicherheitspolitische Lage in Deutschland, Europa und der Welt. Außerdem gibt er die „Zeitschrift für Internationale Beziehungen“ raus. Kaum einer ist hierzulande mit der kritischen Lage zwischen Ost und West so gut vertraut wie er.

Er wirbt für das Versöhnen von konträren Positionen

Masalas Aufgabe aber derzeit ist nicht allein die reine Analyse. Zum Ansinnen des Neorealisten gehört es auch, für die Versöhnung von Positionen zu werben, die über viele Jahrzehnte nicht vereinbar schienen. Es sei nicht ganz einfach, den Friedenswunsch und den Verteidigungswillen in Einklang zu bringen, schrieb er kürzlich. „Und es ist absolut verständlich, dass sich nach vielen Generationen des Friedens die Menschen damit schwertun. Aber es ist notwendig.“

Seit Russlands Präsident Wladimir Putin seine „Abschreckungskräfte“ in Alarmbereitschaft versetzt hat, wird dem Militärexperten in all den Interviews vor allem eine Frage gestellt: Ist Putin fähig, die Bombe zu werfen? Die Antwort freilich kann er nicht kennen, aber in seiner Antwort ist er um Besonnenheit bemüht. „Wir stehen nicht unmittelbar vor einem Atomkrieg. Es ist auch unwahrscheinlich, dass Putin diese Karte ziehen wird“, sagte er am Montag.

Vorschnelle Reaktion am Dienstag

Doch selbst der sonst so überlegt agierende Masala ist nicht davor gefeit, sich von der Flut an Information, Desinformation, Propaganda und Gerüchten im Internet zu vorschnellen Reaktionen verführen zu lassen. Am Dienstagmittag reagierte er auf einen Tweet, in dem behauptet wurde, Polen erwäge seine Militärflughäfen für Luftangriffe gegen russische Truppenverbände in der Ukraine zur Verfügung zu stellen. Masala sprach von einer „hirnverbrannten Aktion“, die Russland dazu bringen könnte, die polnischen Militärbasen und somit einen Nato-Staat anzugreifen.

Wenn man so etwas plant, sollte man das still und leise tun und es nicht vorher öffentlich verkünden, schrieb Masala. Als der polnische Präsident Duda wenig später bei einem Treffen mit dem Nato-Generalsekretär schließlich entschieden dementiert, löscht Masala seinen Tweet und schreibt dazu: „Ok. Die Vernunft siegt.“