Krimi-Führung „Babylon Cologne 1929“So war das Kölner Leben vor dem NS-Regime

Lesezeit 3 Minuten
Der Dienstsitz der Kölner Kriminalpolizei Am Weidenbach, 1919 in einem ehemaligen Kasernengebäude eingerichtet, ab 1933 zentraler Ort für die Verfolgung von sozialen Randgruppen und der Sinti und Roma.

Dieses Kölner Gebäude wäre der Arbeitsplatz des fiktiven Polizisten Gereon Rath aus „Der nasse Fisch“ gewesen

Volker Kutschers Roman „Der nasse Fisch“ ist das diesjährige Buch für die Stadt und spielt im Jahr 1929. Aber was passierte in dieser Zeit in Köln und wie lebten die Menschen damals? 

Wie lebten die Kölnerinnen und Kölner im Jahr 1929? Diese Frage beantwortet eine Führung im NS-Dokumentationszentrum, die im Rahmen der Aktionswoche „Ein Buch für die Stadt“ am 26. November stattfinden wird. Das aktuelle Buch für die Stadt, „Der nasse Fisch“ von Volker Kutscher, spielt nämlich just in diesem Jahr. Der Krimi bildet den ersten Band einer Reihe um den Polizisten Gereon Rath, die unter dem Titel „Babylon Berlin“ als Serie adaptiert wurde. Darauf spielt auch der Titel der Führung im EL-DE-Haus an: „Babylon Cologne 1929“.

Tatsächlich kehrte Volker Kutscher bei seinen Recherchen zum Buch auch in den Archiven des NS-Dok ein. Ihn trieb die Frage um, wo genau die Menschen in Deutschland eigentlich falsch abgebogen sind, um aus der Demokratie der Weimarer Republik auf die NS-Diktatur zuzusteuern. Unweigerlich ist der Blick auf diese Zeit also von dem Wissen um den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust geprägt.

Führung zum Krimi „Der nasse Fisch“ im NS-Dokumentationszentrum

Dass die Führung zum Buch in der ehemaligen Kölner Gestapo-Zentrale stattfindet, verstärkt zusätzlich diesen Eindruck. So beleuchtet sie die Anfänge der NSDAP in Köln, die nach ihrer Gründung 1921 noch recht beschauliche Mitgliederzahlen und Wahlergebnisse verzeichnete, aber mit den Jahren erstarkte. Ein Foto ihrer Parteizentrale zeigt 1928 ein Plakat mit der Aufschrift „Die Juden sind unser Unglück“ und dokumentiert so die Deutlichkeit, mit der die Nazis schon zu Beginn ihren Antisemitismus zur Schau stellten.

Aber darauf beschränkt sich die Führung nicht, die an verschiedenen Stationen der Dauerausstellung im EL-DE-Haus Halt macht. Auch der Kölner Alltag und wichtige öffentliche Geschehnisse finden Erwähnung, etwa die Einweihung der Mülheimer Brücke, Konrad Adenauers Zeit als Oberbürgermeister von Köln, die Rolle der Frau, die Situation der Juden oder die Massenarbeitslosigkeit in Folge des New Yorker Börsencrashs. Inmitten von alten Schwarz-Weiß-Fotografien der Stadt, Zeitungsbeiträgen oder Wahlplakaten entsteht so ein spannender Kontext für kleine Lesepassagen von „Der nasse Fisch“.

Volker Kutschers Roman beleuchtet auch die Entstehung moderner Polizeiarbeit

Spannend ist auch der Blick auf die Polizeigeschichte, die in dieser Zeit moderne Methoden entwickelte. Auch hier bietet „Der nasse Fisch“ ein spannendes Eingangsportal in die späte Weimarer Zeit. Bei all seiner Akribie hat Volker Kutscher aber ein kleines Detail im Buch nicht ganz akkurat beschrieben, wie die Kuratoren der Führung erwähnen. Dort arbeitet Gereon Rath vor seiner Versetzung nach Berlin im Polizeipräsidium am Neumarkt, einer kleinen neogotischen Burg. In Wahrheit war die Mordkommission aber in einer Kaserne bei St. Pantaleon untergebracht. Beide Gebäude sind als Fotografien in der Ausstellung zu sehen.

Drei Veranstaltungen zur Aktionswoche

1. Volker Kutscher liest am 22. November um 19 Uhr im EL-DE-Haus aus „Der nasse Fisch“. Ort: NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, Appellhofplatz 23-25, 50667 Köln. Telefon: 0221-221-243 40. Eintritt: 10 Euro.

2. Chilli con Crime am 24. November ab 20:00 Uhr. Winfried Bode liest aus „Der nasse Fisch“. Es gibt musikalische Begleitung und ein Chili sin Carne solange der Vorrat reicht. Ort: bel xanto, Xantener Str. 145, 50735 Köln. Anmeldung erforderlich unter: mail@belxanto.de, Telefon: 0221-760 68 06. Einlass ab 19:30 Uhr. Eintritt frei.

3. Babylon Cologne 1929 am 26. November um 15:00 Uhr. Eine Führung durch das NS-Dok im EL-DE-Haus mit Birgit Kloppenburg und Oliver Meissner. Ort: NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, Appellhofplatz 23-25, 50667 Köln. Anmeldung bis zum 23.11. unter diesem Link. Eintritt: 4,50 €.

Zu „Ein Buch für die Stadt“

„Ein Buch für die Stadt“ ist eine gemeinsame Aktion von Literaturhaus Köln und „Kölner Stadt-Anzeiger“. Unterstützt wird die Initiative vom Unternehmen JTI. Das diesjährige Buch für die Stadt ist Volker Kutschers „Der nasse Fisch“. Informationen zu allen Veranstaltungen der Aktionswoche bis zum 26. November, zu Anmeldungen und zum Kauf von Tickets finden Sie unter: bfds.ksta.de