Chanson-LegendeFrançoise Hardy ist gestorben – Diese 11 Lieder sollten Sie kennen

Lesezeit 5 Minuten
Françoise Hardy Mitte der 1960er Jahre.

Françoise Hardy Mitte der 1960er Jahre.

Anlässlich des Todes der großen französischen Sängerin erinnern wir an 11 ihrer schönsten Chansons wie „Comment te dire adieu“.

Seit 2004 kämpfte Françoise Hardy gegen den Krebs. Kein Wunder, dass sie danach viel über Abschied und Tod sang. Zu ihrem 80. Geburtstag, den sie im Januar noch erleben durfte, wünschte sich die von Schmerzen geplagte Grande Dame des französischen Chansons nur noch, dass ihr eigener so bald wie möglich kommen möge. Sie wolle so schnell und schmerzfrei wie möglich gehen, sagte sie in einem Interview mit der Wochenzeitung „Paris Match“, es sei „ein Albtraum“. Am 14. Juni 2024 ging ihr Wunsch in Erfüllung.

Mit Françoise Hardy haben wir eine der wichtigsten Stimmen, prägendsten Künstlerinnen und Stilikonen der französischen Popmusik verloren. Wir erinnern an elf ihrer schönsten, erfolgreichsten und unvergesslichsten Kompositionen.

„Tous les garçons et les filles“ (1962)

Alles zum Thema Musik

Dieses selbstgeschriebene Lied war Hardys erster großer Hit und wurde zu einer Hymne der französischen Jugend in den 60er Jahren. Es handelt von der Einsamkeit eines jungen Mädchens, das beobachtet, wie alle anderen verliebt sind, während sie selbst allein bleibt. Hardys sanfte Stimme und die eingängige Melodie trugen maßgeblich dazu bei, dass das Lied zu einem Meilenstein der Yé-Yé-Musik wurde und Hardy als eine der führenden Figuren dieser Bewegung etablierte. Später distanzierte sie sich von diesen frühen Liedern und bezeichnete sie als „naiv“.


„Message personnel“ (1973)

Dieses Lied schrieb Hardy zusammen mit dem viel zu früh verstorbenen Michel Berger, dem späteren Ehemann von France Gall. Das gleichnamige Album wird von vielen Fans als das Ende ihrer klassischen Phase angesehen, bevor sie sich mit den folgenden Alben auf die Suche nach einer neuen Richtung begab.


„Frag den Abendwind“ (1965)

Der verträumte Schlagerklassiker erreichte Platz 7 der deutschen Single-Charts und machte Françoise Hardy auch in Deutschland endgültig zum Star. Insgesamt veröffentlichte sie fast 30 deutschsprachige Lieder, von denen sie sich später ebenfalls distanzierte. Wer wollte es ihr verdenken, bei zum Teil skurrilen Titeln wie „Die roten Russenstiefel“ (1970) oder Betroffenheitsschlagern wie „Wenn wilde Schwäne flieh'n“ aus der Feder von Michael Holm. Allerdings finden sich unter den vielen Titeln auch sehr schöne Übersetzungen ihrer Lieder.


„La maison où j'ai grandi“ (1966)

Die französische Bearbeitung des Originals „Il ragazzo della via Gluck“ von Adriano Celentano ist eine Hommage an das Elternhaus und wurde zu einem von Hardys größten Erfolgen. Mit schön gestrichener Rhythmusgitarre und in der zweiten Hälfte des Werkes dezent einsetzender Orchesterbegleitung beschreibt der Text die Sehnsucht nach der Rückkehr an einen vertrauten Ort: „Eines Tages, eines schönen Morgens, werde ich unter eurem Lachen zurückkehren / Ja, eines Tages werde ich den ersten Zug der Erinnerung nehmen“.


„La Question“ (1971)

Das Album „La Question“ gehört mit seinen wunderbaren, teils flüsternden Gesangsmelodien zu den schönsten Alben in Hardys an Schönheiten nicht gerade armem Gesamtwerk. Man könnte hier fast alle enthaltenen Songs aufzählen, aber wir haben uns für den Titelsong mit Akustikgitarre, etwas Bass und dezentem Orchester entschieden. „La Question“ handelt von Unsicherheit und Verwirrung in einer Beziehung. Er beschreibt die Angst und den Schmerz, die durch ungelöste Fragen und unausgesprochene Gefühle entstehen, und vergleicht die Suche nach Antworten mit dem vergeblichen Versuch, den Wind einzufangen.


„Le temps de l'amour“ (1962)

Wussten Sie, dass der Text von „Le temps de l'amour“, einem ihrer ersten und größten Hits, unter anderem von ihrem späteren Ehemann Jacques Dutronc stammt? Das Lied, das auf dem Instrumental „Fort Chabrol“ der Surf-Rock-Band Les Fantômes basiert, beschwört die Unbeschwertheit und das Erwachen der Liebe. Die beatlastige Musik des Liedes war damals für viele Liebhaber frankophoner Musik ein kleiner Schock, da sie einen deutlichen Bruch mit dem traditionellen Chansonstil darstellte.


„Tant de belles choses...“ (2004)

Nach einigen etwas schwächeren Alben fand Françoise Hardy 1996 mit „Le Danger“ zu alter Stärke zurück, allerdings mit einer deutlich dunkleren und rockigeren Note. Dies setzte sie auch auf den folgenden Alben fort. „Tant de belles choses“ handelt von Abschied und Hoffnung angesichts ihrer damals diagnostizierten Krebserkrankung. Hier beschwört Hardy die Kraft der Liebe. Der Text handelt davon, dass die Liebe stärker ist als Schmerz und Tod und vermittelt die Botschaft, dass es im Leben noch viele schöne Dinge zu erleben gibt.


„Mon amie la rose“ (1964)

Françoise Hardy hat sich schon früh mit der Metapher des Todes auseinandergesetzt, besonders eindrucksvoll in „Mon amie la rose“. Das Lied war ein großer Erfolg und handelt von der Vergänglichkeit des Lebens, erzählt aus der Perspektive einer Rose, die schnell verwelkt und stirbt. Auf dem gleichnamigen Album findet sich mit „Je n'attends plus personne“ ein weiterer bemerkenswerter Titel, der Chanson und Rock verbindet und von Jimmy Page (Led Zeppelin) an der Gitarre begleitet wird.


„Comment te dire adieu“ (1968)

Kaum jemand weiß, dass es sich bei diesem Lied um eine Coverversion handelt – das englische Original „It Hurts To Say Goodbye“ von 1966 stammt von der Jazz- und Popsängerin Margaret Whiting, die vor allem in den 1940er Jahren erfolgreich war. Serge Gainsbourg schrieb den französischen Text zu einem unsterblichen Chanson-Klassiker, der sich durch raffinierte Wortspiele zum Thema Abschied auszeichnet. Übrigens auch in der deutschen Version, denn dort heißt es gleich zu Beginn: „Nach zwei Cognac ex bekamst du Mut“. Mit weit über 70 Millionen Plays auch auf Spotify Spitze.


„Soleil“ (1970)

Neben „La Question“ gehört „Soleil“ zu den Meisterwerken von Hardy. Im Titelsong schafft die Sängerin eine warme, verträumte Atmosphäre, die das Gefühl eines sonnigen Tages einfängt. Die sanfte Melodie und Hardys gefühlvolle Stimme verleihen dem Song eine besondere Leichtigkeit und Intimität. Der poetische Text reflektiert die Natur und die Schönheit des Sonnenlichts.


„Seras-tu là ?“ (2018)

Hardys musikalische Reise endete 2018 mit dem sehr persönlichen Album „Personne d'autre“, auf dem sie sich erneut kompromisslos mit Tod und Abschied auseinandersetzte. „Seras-tu là?“, eine Coverversion des Songs von Michel Berger, stellt die Frage nach Präsenz und Halt in schwierigen Zeiten, ein indirekter Verweis auf Hardys eigene Kämpfe: „Wenn unsere Geheimnisse nicht mehr gelten und die Tage vergehen, wirst du da sein?“