„Germany 12 Points“Deutschland sucht seinen Song für den Eurovision Song Contest

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Die sechs Acts für den deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest (ESC) Malik Harris (l-r), Eros Atomus, Emily Roberts, Nico Suave & Team Liebe, Felicia Lu und Maël & Jonas.

Berlin/Hamburg/Turin – Die ARD hat Hoffnung und Humor nicht verloren, denn der deutsche Vorentscheid für den Eurovision Song Contest heißt diesmal „Germany 12 Points“. Die Fernsehshow ist also nach der Höchstpunktzahl benannt, die Deutschland im internationalen Finale bekommen könnte. Doch das ist zuletzt bekanntlich kaum passiert. Die Beiträge der Bundesrepublik landeten meist ganz hinten.

Nach zwei Jahren ohne deutsche Vorentscheidshow heißt es am Freitag (4.3.) ab 21.00 Uhr im Ersten und in allen Dritten Programmen der ARD sowie bei One und im Internet (eurovision.de): „Germany 12 Points - der deutsche ESC-Vorentscheid“. Moderatorin ist wieder mal Barbara Schöneberger. Als Gäste sind unter anderem Conchita, ESC-Siegerin von 2014, sowie Comedian Bülent Ceylan und Jane Comerford angekündigt.

Ausstrahlung des ESC-Vorentscheid nun doch im Ersten

Bis vor wenigen Tagen hatte die ARD diese Live-Show nur in allen Dritten und ab 20.15 Uhr ausstrahlen wollen. Infolge des Kriegs in der Ukraine wird das Programm aber derzeit täglich umgebaut. Nun gibt es am Freitag im Ersten statt eines Familienfilms („Käthe und ich – Freundinnen für immer“) nach der 20-Uhr-„Tagesschau“ erst die Sendung „Solidarität mit der Ukraine“ mit Ingo Zamperoni und dann zur üblichen ESC-Zeit 21 Uhr (zu der auch das internationale Finale immer beginnt) den 90-minütigen Vorentscheid aus Berlin.

In den vergangenen beiden Jahren keine große Show

Vor 40 Jahren hieß der deutsche Grand-Prix-Vorentscheid „Ein Lied für Harrogate“ und war mit Nicoles späterem Siegertitel „Ein bisschen Frieden“ besonders erfolgreich. Vor 30 Jahren wurde in der ARD „Ein Lied für Malmö“ gesucht, vor 20 Jahren hieß die Vorentscheidshow „Countdown Grand Prix 2002“ und vor zehn Jahren „Unser Star für Baku“. In den letzten beiden Jahren bestimmten Jurys ohne Einbindung des Publikums und ohne große Show den deutschen Beitrag.

2022 heißt es nun also „Germany 12 Points“. So lautete der Titel des Vorentscheids auch schon mal vor 17 und 18 Jahren, damals allerdings mit Ausrufezeichen. 2004 moderierten Sarah Kuttner und Jörg Pilawa und 2005 tat es Reinhold Beckmann. 2004 kam Max Mutzke („Can“t Wait Until Tonight“) im internationalen Finale dann auf Platz acht, 2005 Gracia („Run and Hide“) nur auf den letzten Platz, Rang 24 damals.

Moderation beim Vorentscheid zum ESC war stets prominent

In der Liste der Moderatorinnen und Moderatoren der nationalen Vorentscheide finden sich erstaunlich prominente Namen: Hans-Joachim Kulenkampff, Carolin Reiber, Thomas Gottschalk, Sabine Sauer, Hape Kerkeling, Carmen Nebel, Jens Riewa, Thomas Hermanns oder auch Anke Engelke. Auch Sängerinnen präsentierten schon die Show, etwa Katja Ebstein (1981), Wencke Myhre (1986) und Nena (1998).

Sechsmal moderierte Axel Bulthaupt (1998 bis 2003). Er ist damit gleichauf mit Barbara Schöneberger, die bislang 2014 bis 2017 sowie 2019 dran war und nun auch diesmal wieder moderiert. 2015 hatte sie den außergewöhnlichen Fall zu bewerkstelligen, dass der soeben gekürte Vorentscheid-Sieger Andreas Kümmert in Panik und voller extremer Angst die Wahl plötzlich ablehnte. Nachrückerin Ann Sophie wurde dann später mit null Punkten Letzte in Wien.

Radiosender sind Bestandteil des Auswahlverfahrens

Diesmal hat die ARD ein senderübergreifendes Prozedere installiert. Die neun Pop-Radiosender der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sind erstmals integraler Bestandteil des Auswahlverfahrens. Die Popwellen Antenne Brandenburg, Bayern 3, Bremen Vier, hr3, MDR Jump, NDR2, SR1, SWR3 und WDR2 spielen am 4. März die ausgewählten Lieder und rufen zur Abstimmung auf. Seit Montag (28.2.) kann auch schon online abgestimmt werden. Diese Stimmen sollen am Ende zusammen mit Stimmen während der Show zum Ergebnis führen.

944 Musiker und Bands hatten sich von den jüngsten Niederlagen beim Song Contest nicht abschrecken lassen und sich für den ESC 2022 beworben. Eine Jury wählte sechs Acts aus, die manchem ESC-Fan zu ähnlich klingen und arg auf radiotauglich getrimmt scheinen. Es sind die Lieder „Rockstars“ von Malik Harris, „I Swear to God“ von Maël & Jonas, „Alive“ von Eros Atomus, „Soap“ von Emily Roberts, „Anxiety“ von Felicia Lu und „Hallo Welt“ von Nico Suave & Team Liebe.

Petition änderte nichts an Absage an Band Eskimo Callboy

Für Aufsehen gesorgt hatte die Bewerbung der Metal-Band Eskimo Callboy, die am Ende aber eine Absage von der ARD erhielt. Auch eine Petition mit Zehntausenden Unterschriften änderte daran nichts.

Mit der neuen alten Variante des Vorentscheids hofft die ARD, Deutschlands ESC-Pechsträhne zu beenden. 2021 war der Hamburger Sänger Jendrik auf dem vorletzten Platz gelandet (Platz 25). Beim ESC 2019 (vor der Corona-Zwangspause 2020) hatte das Duo S!sters mit „Sister“ ebenfalls nur den vorletzten Platz erwischt, genauso Levina 2017. Aus der jüngeren deutschen ESC-Geschichte ragen nur Michael Schulte (2018 Platz vier), Roman Lob (achter Platz 2012) sowie natürlich Lena heraus, die vor zwölf Jahren auf Platz eins landete.

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Besondere Aufmerksamkeit beim ESC bekommt dieses Jahr der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Am vergangenen Freitag schloss der Senderverbund EBU (Europäische Rundfunkunion) als ESC-Veranstalter Russland wegen der Invasion vom diesjährigen Song Contest aus. Beim Vorentscheid soll laut verantwortlichem Norddeutschem Rundfunk (NDR) eine besondere Version des ESC-Klassikers „Ein bisschen Frieden“ erklingen.

Außerdem hieß es von der ARD: „Der Eurovision Song Contest steht wie kein anderes Event für die Verbundenheit der Länder Europas und für ein friedliches Miteinander. Die Sendung bringt diese Zusammengehörigkeit musikalisch zum Ausdruck und erinnert daran, dass Kiew 2005 und 2017 Gastgeber des Eurovision Song Contests war.“ (dpa)