Kein GewinnSo erleben Kölner Veranstalter von Klassik-Konzerten die Corona-Krise

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Blick in die Kölner Philharmonie

Blick in die Kölner Philharmonie

Köln – Aus eins mach zwei: Weil die neue Corona-Schutzverordnung des Landes NRW die Besucherzahl auch von Kulturveranstaltungen limitiert, war Martin Blankenburg, der Veranstalter der Kontrapunkt-Konzerte in der Kölner Philharmonie, jüngst gezwungen, die Aufführung von Beethovens neunter Sinfonie durch den Chor der Konzertgesellschaft Wuppertal, die Kölner Kartäuserkantorei und das Sinfonieorchester Wuppertal unter Patrick Hahn gleich zweimal am selben Tag anzubieten.

Die finanziellen Probleme, die die Regelung für den Veranstalter mit sich bringt, liegen auf der Hand. Blankenburg beschreibt sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „In der Tat ist es so, dass wir ohne die Zweiteilung einen Profit erwirtschaftet hätten. Jetzt aber sind wir, weil uns die Miete von der Philharmonie zweimal in voller Höhe berechnet wurde, in die Roten Zahlen gerutscht. Das Sinfonieorchester Wuppertal „ist uns allerdings sehr entgegengekommen.“ Fazit: „Gelohnt hat sich das Konzert für uns ausschließlich aus künstlerischen Gründen.“

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Wie Blankenburg weiter ausführt, konnte man immerhin den staatlichen Ausfallfonds angehen: „Das 11-Uhr-Konzert haben wir angemeldet, da hier der größere Verlust entstand. Das Konzert um 14 Uhr haben wir nicht angemeldet. Wir erwarteten hier einen minimalen Gewinn. Dies hat sich nicht bewahrheitet. Insgesamt entstand somit ein finanzielles Minus.“

Besucher zeigten sich kooperativ

Die Besucher waren laut Blankenburg bis auf wenige Ausnahmen mit der Zweiteilung einverstanden: „Eine generelle Verlegung oder die Ausführung von nur einem Konzert – hier hätten wir mindestens 500 Kunden absagen müssen – hätte sicher größeren Unmut ausgelöst.“

Mit solchem „Unmut“ könnte sich jetzt Philharmonie-Intedant Louwrens Langevoort konfrontiert sehen, denn KölnMusik musste zum Auftritt des Mahler Chamber Orchestra unter Daniele Gatti am kommenden Montag auf der Homepage diese Mitteilung platzieren: „Aufgrund der ab 28. Dezember geltenden neuen Coronaschutzverordnung NRW und der darin vorgeschriebenen Kapazitätsbegrenzung findet das Konzert nun exklusiv als Abonnementkonzert für Abonnenten der Reihe Internationale Orchester statt.“

Kunden, die Konzertkarten im Vorverkauf erworben haben, könnten leider nicht an der Veranstaltung teilnehmen. Die Erstattung des Kartenpreises erfolge „automatisch auf das bei der Bestellung angegebene Zahlungsmittel“.

Tatsächlich wurde in besagter Corona-Verordnung die Kapazitätsregelung „angepasst“ – zum Nachteil der Veranstalter. Es gibt dafür eine Berechnungsformel, die allerdings bei der Zahl von 750 Besuchern „aussetzt“. Anders gesagt: 750 ist die absolute Obergrenze, Räume wie die Kölner Philharmonie (oder auch und sogar die Lanxess-Arena) könnten auch dann nicht mehr Publikum aufnehmen, wenn sie doppelt so groß wären.

Keine Probleme bei kleinen Formaten

Bei Kammermusik- und Liederabenden und überhaupt kleineren Formaten ist diese Deckelung erfahrungsgemäß kein Problem, bei Konzerten mit großen Orchestern schon. Und allein wegen der fixierten Belegungstermine ist Blankenburgs Ausweg einer Konzertverdopplung meist versperrt.

Wie Langevoort auf Nachfrage mitteilt, gibt es bereits Terminannullierungen seitens privater Anbieter, „weil unter diesen Umständen keine Gewinne zu machen sind“. Allemal können Veranstalter Hilfen aus dem „Sonderfonds Kulturveranstaltungen“ des Bundes beantragen (was auch KölnMusik tut, wenngleich sie dank öffentlicher Subventionierung eh nicht so schlecht wie andere dasteht). Solche Hilfen verhindern indes nur – diese Erfahrung musste auch Martin Blankenburg machen – exorbitante Verluste, sie ermöglichen keine oder kaum Gewinne.

Die Devise: „Spielen, auch wenn nur 150 Personen da sind“, bezeichnet Langevoort als sein „Credo“ – „den Ausfall müssen Sie sich dann eben beim Fonds reinholen“. Ein Problem, das mit Kapazitätsbeschränkungen nichts zu tun hat, aber Aufführungen ebenfalls verhindert, ist die Tatsache, dass Corona auch vor den Orchestern nicht halt macht. Der Intendant berichtet von einschlägig verursachten Auftrittsausfällen des Wiener Staatsopernorchesters.

Minimale Infektionsgefahr

Von einem möglichen neuerlichen Lockdown hält der Intendant „gar nichts“: Dank ihrer guten Belüftung, dank der 2G- und der Maskenverpflichtung für das Publikum sei die Gefahr, sich in der Philharmonie anzustecken, minimal. Langevoort sieht zwar auch, dass in vielen Konzerten die Zuhörer in bestimmten Blöcken dicht an dicht sitzen, während woanders gähnende Leere herrscht, kann und will daran aber nichts ändern, will auch nicht zum Schachbrettmuster zurückkehren:

„Mit Umplatzierungen bei gekauften Karten wären wir logistisch überfordert. Es ist unmöglich.“ Im übrigen sitze man „in Bussen und Bahnen ja auch nah beieinander“. Und niemand werde daran gehindert, „einen anderen Platz einzunehmen“ oder, im Extremfall, „auf den Konzertbesuch zu verzichten“.

Auch andere Veranstalter im -Bereich Klassische Musik mussten auf die veränderte Verordnungslage reagieren. Wie etwa die Pressestelle der Kölner Oper mitteilt, hat auch diese ihre Kapazitätsdeckel für Aufführungen im Deutzer Staatenhaus gesenkt: „Im Saal 1 gibt es eine Maximalbelegung mit 550 Zuschauern (Vorstellungen der Cäcilia Wolkenburg: 625), im Saal 2 mit 525 und im Saal 3 mit 200 Zuschauern.“ Sämtliche Vorstellungen seien beim Sonderfonds Kulturveranstaltungen angemeldet.