Caren Miosga zu HetzeRicarda Lang: Ich will nicht mit Samthandschuhen angefasst werden

Lesezeit 3 Minuten
Caren Miosga (M.) mit Ricarda Lang (Bündnis90/Die Grünen, l.) und Armin Laschet (CDU, r.)

Caren Miosga (M.)mit Ricarda Lang (Bündnis90/Die Grünen, l.) und Armin Laschet (CDU, r.)

Armin Laschet und Ricarda Lang diskutieren über die Verrohung des politischen Klimas und verbale Attacken des politischen Gegners.

Bei Caren Miosga ging es am Sonntagabend (2. Juni) in der ARD um das Thema „Hetze, Krisen, Umbrüche – kann Politik noch zusammenführen?“ Anders als in vielen Sendungen zuvor war nicht ein Hauptgast in der Sendung, der zunächst zum Einzelgespräch gebeten wurde, sondern es gab mit Ricarda Lang (Grünen-Chefin) und Armin Laschet (CDU) von Beginn an zwei Gesprächsteilnehmer.

Zunächst dreht sich der Talk um die neuesten Nachrichten aus Mannheim: Ein Polizist ist den Messerstichen eines mutmaßlichen Islamisten erlegen. Ob es nicht an der Zeit sei, stärker über Islamismus und die Gefahr, die von diesen muslimischen Extremisten ausgeht, zu sprechen, will Miosga wissen. Ricarda Lang wiegelt zunächst ab und sagt, darüber würde doch bereits intensiv diskutiert und es würde Maßnahmen ergriffen. Armin Laschet sieht dies anders: „Wir haben viele Extremismus-Formen zu spät erkannt“, so der ehemalige Unions-Kanzlerkandidat. Er verweist auf den Rechtsextremismus und hier besonders auf den Fall Walter Lübcke, dessen Tod sich am Sonntagabend zum fünften Mal jährte. Solch ein Fehler dürfe nicht erneut passieren.

Nach einem Einspieler, in dem CDU-Chef Friedrich Merz „Schluss mit falscher Toleranz“ forderte, meint Lang, es dürft aber auch keinen „Generalverdacht“ gegen alle Muslime geben. Man müsse „gemeinsam gegen Extremisten“ vorgehen.

Alles zum Thema Armin Laschet

Caren Miosga spielt Merz-Attacke auf Lang ein

Dann wird es persönlicher, als es um Hetze und Angriffe gegen Politikerinnen und Politiker geht, die in der vergangenen Zeit stark zugenommen haben. Zuletzt wurde der CDU-Politiker Roderich Kiesewetter angegangen. Laschet beklagt eine Enthemmung des politischen Klimas, auch bedingt durch Social Media, das letztlich auch die Schwelle zu körperlichen Attacken senke. Das Klima auch innerhalb der Politik sei rauer geworden.

Miosga blendet passend dazu erneut eine Äußerung von Friedrich Merz ein, der sagte: „Das sind diese 20-jährigen Studienabbrecher, die hier im deutschen Bundestag sitzen und uns von morgens bis abends die Welt erklären. Das lassen wir uns von denen nicht gefallen!“ 

Ricarda Lang kritisiert Markus Söder wegen Hunde-Äußerung

Merz fuhr damit eine Attacke speziell auf die Grünen und auch Ricarda Lang, die keine abgeschlossene Berufsausbildung hat. Lang, die in der Vergangenheit auch bei öffentlichen Auftritten heftig angefeindet worden war, lässt dies in der ARD-Sendung an sich abperlen. Die Bemerkungen zu ihrer Laufbahn ließen sie ziemlich kalt, so Lang. „Mir geht's nicht darum, dass ich mit Samthandschuhen angefasst werden muss“, so Lang. Sie könne auch verbal austeilen.

Allerdings schränkt die Grünen-Chefin ein, dass man zwischen „hartem Angehen und persönlicher Hetze“ unterscheiden müsse. Ein Beispiel für Grenzüberschreitung sieht Lang offenbar in der Äußerung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU). Dieser hatte am Aschermittwoch gesagt, sein Hund habe im Gegensatz zu Lang und SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert eine abgeschlossene Ausbildung.

Armin Laschet wurde sein Lachen während der Flut zum Verhängnis

Bei Armin Laschet wird deutlich, wie er persönlich unter den Anfeindungen während seiner Kanzlerkandidatur gelitten hat. Das Bild, auf dem er 2021 während eines Besuchs im Flutgebiet lachte, trug stark zu seiner Wahlniederlage gegen Olaf Scholz bei. Laschet wurde mit Häme überschüttet, auch von Seiten der Medien. Ricarda Lang sagt selbstkritisch, vermutlich habe auch sie verbal den unglücklichen Laschet-Auftritt genutzt. Für alle Seiten gelte allgemein leider, dass Häme immer mehr Likes bekomme als positive Meldungen.

Der CDU-Politiker sagt wiederum selbstkritisch, so ein Fehler dürfte einfach nicht im Wahlkampf passieren. Erstaunt über die Hetze ist er aber immer noch: „Ich eigne mich ja so gar nicht als Feindbild, so wie ich als Mensch und als Typ bin“, meint er. Dafür erntet er Lacher im Publikum.