„Fast zwei Jahrzehnte Leben in der Hölle“17 Jahre unschuldig in Haft – Brite fordert höhere Entschädigungen

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Aufnahme von Alex Chalk, Justizminister von Großbritannien, im Anzug mit Krawatte

Alex Chalk, Justizminister von Großbritannien, hat bereits vor den Forderungen eines Briten, der 17 Jahre zu Unrecht im Gefängnis war, eine Vorschrift aufgehoben, nach der die Lebenshaltungskosten von unschuldig Verurteilten für ihre Zeit im Gefängnis von den Entschädigungszahlungen abgezogen werden können.

Nach geltendem Recht stehen Andrew Malkinson maximal eine Million Pfund Entschädigung zu. Das reicht dem 57-Jährigen nicht.

17 Jahre hat ein Brite unschuldig hinter Gittern gesessen. Als Entschädigung kann Andrew Malkinson unter den geltenden Regeln maximal eine Million Pfund (1,16 Mio. Euro) vom Staat erhalten. Die maximale Summe für zu Unrecht verurteilte Menschen müsse deutlich angehoben werden, forderte der 57-Jährige in einem Interview mit der Zeitung „Daily Mail“ (Montag).

Seine Anwältin Emily Bolton rechnete vor, die maximale Entschädigung entspreche 58.824 Pfund für jedes Jahr, das er zu Unrecht im Gefängnis verbracht hatte. Das sei weniger als das Grundgehalt eines Abgeordneten von 86.584 Pfund. „Der Staat hat Andy die besten Jahre seines Lebens geraubt“, sagte Bolton.

Da Malkinson auf seine Unschuld pochte, wurde seine Haft dramatisch verlängert

Malkinson war wegen Vergewaltigung zu mindestens sieben Jahren Haft verurteilt worden. Seine Strafe wurde um zehn Jahre verlängert, weil er sich uneinsichtig zeigte und seine Unschuld betonte. Ende Juli 2023 hob ein Berufungsgericht das Urteil auf, nachdem eine DNA-Probe einen anderen Täter ergeben hatte.

„Eine Million Pfund hört sich nach viel Geld an, aber das steht für fast zwei Jahrzehnte Leben in der Hölle, verpasste Gelegenheiten, verlorene Liebe und alles andere, was das Leben wertvoll macht“, sagte Malkinson.

Anwältin Bolton fordert Reform des gesamten Berufungssystems

Er verwies darauf, dass die Obergrenze für die Haftentschädigung bei zehn Jahren Gefängnis liegt. „Aber was passiert mit Leuten wie mir, die viel mehr als zehn Jahre gesessen haben, fast das Doppelte? Es wirkt sehr ungerecht“, betonte er. „Ich glaube nicht, dass irgendein Betrag ausreichen würde, aber er sollte deutlich höher sein, als er ist.“

Zuvor hatte Justizminister Alex Chalk eine Vorschrift aufgehoben, nach der die Lebenshaltungskosten von unschuldig Verurteilten für ihre Zeit im Gefängnis von den Entschädigungszahlungen abgezogen werden können. Anwältin Bolton forderte eine Reform des gesamten Berufungssystems, das einen „offensichtlichen Justizirrtum“ erst nach knapp zwei Jahrzehnten erkannt habe. (dpa)