Hurrikan „Helene“ in FloridaBehörde rät Anwohnern, sich Namen auf Arm zu schreiben – um sie später identifizieren zu können

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Der US-Katastrophenschutz warnt vor meterhohen Sturmfluten. Bei vielen Menschen im Südosten der USA werden dunkle Erinnerungen wach.

Kurz nachdem Hurrikan „Helene“ an der Westküste des US-Bundesstaates Florida auf Land getroffen ist, soll es nach Medienberichten bereits erste Tote geben.

„Uns liegt ein Bericht über einen Todesfall vor“, sagte Floridas Gouverneur Ron DeSantis bei einer Pressekonferenz. Ein Verkehrsschild sei umgestürzt und habe ein Auto getroffen, fügte er hinzu. Auch CNN berichtete über den Fall. Außerdem starben nach Angaben des Senders zwei Menschen im Bundesstaat Georgia, als sie in einen Tornado gerieten, der infolge des Hurrikans ausgelöst worden sei.

Erst in der Nacht auf Freitag hatte das nationale Hurrikanzentrum der USA den Wirbelsturm als „extrem gefährlichen Hurrikan“ der zweithöchsten Kategorie 4 eingestuft. Mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von bis zu 225 Kilometern pro Stunde befand sich das Zentrum des Sturms demnach in der Region Big Bend im Norden Floridas.

Dieses von der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) zur Verfügung gestellte Bild des GOES-16 GeoColor-Satelliten zeigt den Hurrikan «Helene» im Golf von Mexiko, der sich auf Florida zubewegt.

Hurrikan „Helene“ vor der Westküste des US-Bundesstaates Florida gewinnt an Stärke.

Die US-Katastrophenschutzbehörde Fema hatte eindringlich vor dem Sturm gewarnt, der mehrere Bundesstaaten treffen werde. An der Küste des Golfs von Mexiko seien bis zu sechs Meter hohe Sturmfluten zu erwarten, sagte Fema-Chefin Deanne Criswell. Besonders betroffen sei die gesamte Westküste Floridas sowie die Region Big Bend. Nach Daten der Website Poweroutage.us waren bereits am Abend rund 975.000 Haushalte in Florida ohne Strom. Zwischenzeitlich war von mehr als 1,1 Millionen betoffenen Haushalten die Rede.

Hurrikan Helene: Sheriff-Büro mit drastischem Aufruf

Das Büro des Sheriffs in Taylor County warnte mit einem drastischen Aufruf vor den Gefahren des Hurrikans. Über Facebook forderte es die Bewohner und Besucher auf, nicht in die Gefahrenzone zurückzukehren, da dies erhebliche Risiken bergen würde. Denjenigen, die sich gegen eine Evakuierung entschieden hatten, wurde geraten, ihre Namen und Geburtsdaten auf Arme oder Beine zu schreiben, um im Notfall identifiziert werden zu können. Diese Warnung wurde vor dem Eintreffen des Hurrikans an der Westküste ausgesprochen.

In den vergangenen Tagen hatte „Helene“ bereits auf Kuba zahlreiche Überschwemmungen und Stromausfälle ausgelöst. Heftige Überflutungen schnitten mehrere Ortschaften auf der Karibikinsel von der Außenwelt ab.

Ron DeSantis ruft Ausnahmezustand für weite Teile Floridas aus

Floridas Gouverneur Ron DeSantis hatte den Ausnahmezustand für weite Teile des Bundesstaates ausgerufen und die Nationalgarde mobilisiert. „Die Auswirkungen werden weit über das Auge des Sturms hinausgehen“, warnte DeSantis am Donnerstag. Sechzehn Bezirke in Florida ordneten teilweise Evakuierungen an, zwei sogar die Evakuierung aller Einwohner.

Ein Mann läuft mit einem Schwein über eine überschwemmte Straße.

In Kuba richtete der Hurrikan schon große Schäden an.

DeSantis zufolge wurden mehr als 60 Krankenhäuser und Altenheime geräumt. „Sie werden die Folgen dieses Sturms wirklich auf der ganzen Halbinsel Florida spüren“, warnte der Gouverneur.

Sollten die Vorhersagen sich bestätigen, dürfte „Helene“ der stärkste Hurrikan in der Region seit mehr als einem Jahr werden. Im August 2023 hatte Hurrikan „Idalia“ den Nordosten Floridas getroffen.

2022 kamen bei Hurrikan „Ian“ mehr als 100 Menschen ums Leben

Die Ankunft „Helenes“ dürfte bei vielen Menschen in Florida jedoch weitere düstere Erinnerungen wecken. Vor zwei Jahren richtete Hurrikan „Ian“ dort gewaltige Schäden an, mehr als 100 Menschen kamen ums Leben. Damals zog das Zentrum des Sturms über dicht besiedeltes Gebiet im Südwesten des Bundesstaats und fegte mit Windgeschwindigkeiten von rund 240 Kilometern pro Stunde über Küstenstädte hinweg.

Tropische Wirbelstürme entstehen über warmem Ozeanwasser. Die zunehmende Erderwärmung erhöht laut Experten die Wahrscheinlichkeit starker Stürme. Die Hurrikansaison beginnt im Atlantik am 1. Juni und dauert bis zum 30. November.

„Wir sind daran gewöhnt“, sagte die 44-jährige Lehrerin Lorraine Major mit Blick auf die Stürme und Hurrikans, die den Bundesstaat jedes Jahr heimsuchen. „Aber in den vergangenen Jahren sind die Hurrikans wirklich, wirklich heftig geworden“, sagte sie. (dpa/afp)