Optimismus in Zeiten der PandemieVon der Zuversicht hängt unsere Zukunft ab

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Sektgläser Silvester

Auch für private Treffen von Geimpften – wie an Silvester – wird es Kontaktbeschränkungen geben.

Köln – Von Albert Einstein stammt die Erkenntnis: „Ich wäre lieber ein Optimist und ein Narr als Pessimist und hätte Recht.“ Vielleicht ist das aber auch gar keine Erkenntnis, sondern ein guter Vorsatz. Wer positiv denkt, wer an die guten Möglichkeiten des nächsten Tages oder des kommenden Jahres glaubt, der gelangt besser und schneller ans Ziel als der Miesepeter, der in Grübelei und Übelnehmen versinkt.

Alle sind erschöpft

Das ist natürlich leichter gesagt als getan in einer Zeit, da uns die Pandemie fester als je zuvor im Griff zu haben scheint und wir müde sind, erschöpft von sozialen Abstandsregeln, Inzidenzzahlen und immer neuen Virus-Varianten. Man kann natürlich niemanden zwingen, an das Gute zu glauben, und auch die Religion hat als Trostspender und Zukunftsvision für viele ihre Glaubwürdigkeit verloren, und dennoch ist er so hilfreich – der Ruck, den man sich gibt und optimistisch nach vorne schaut: Die Krise ist immer nur die erste Strecke auf dem Weg zur Besserung.

Die Zeit der Utopien ist vorbei

Die Zeit der weitreichenden Gesellschaftsentwürfe, der großen Utopien ist vorbei. Ernst Bloch, der mit seinem „Prinzip Hoffnung“ die Erfüllung des Sozialismus meinte, ist Geschichte – genauso wie der Versuch, diese Utopie im Zuge des real existierenden Sozialismus in die Tat umzusetzen. Unsere Zukunftsansprüche sind kleinteiliger, verzagter vielleicht, in jedem Fall realistischer. Dafür sorgt schon so ein Ereignis wie die Pandemie, das uns beinahe täglich auf den harten Boden der Tatsachen stellt. Ohne Zuversicht hätte die Menschheit niemals ihre größten Krisen und Katastrophen überstanden und letztlich bewältigt – den 30-jährigen Krieg nicht, auf dessen Zerstörung eine Blüte der Wissenschaft, ein neues Zeitalter folgte, und ebenfalls nicht den Zweiten Weltkrieg, der dazu führte, dass Europa wieder neu aufgebaut werden musste, geistig, moralisch, aber auch handfest, Stein für Stein. Ganz besonders wir Deutsche sollten uns dankbar daran erinnern, denn uns wurde nach der Nazi-Barbarei mit der Demokratie eine Gesellschaftsform geschenkt, die positiv und für die Zukunft aufgeschlossen ist. Dies werden Querdenker, AfD-Politiker und Rechtsextremisten nicht so einfach zerstören.

Zuversicht hilft auch materiell

Besonders berührend und auch alarmierend wirkt in diesem Zusammenhang eine jüngst veröffentlichte Studie, die sich mit den Auswirkungen der Pandemie auf junge Menschen befasst. Viele seien „traumatisiert“ – keinen geringeren Begriff verwenden die Autoren des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung als diesen, und sie vergleichen die Stimmungslage unter Abiturienten, Berufsanfängern und Erstsemestern mit derjenigen unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Älteren werden dieser Generation nicht einfach sagen können, sie solle sie zusammenreißen, und auch leutselige Schönfärberei wäre fehl am Platz. Aber es gilt, denen, die in dieser Pandemie viel zugunsten ihrer Eltern und Großeltern zurückgesteckt haben, Mut zu machen und Hilfe zu spenden, auch materiell – durch gute Job- und Studienaussichten und notfalls auch durch einen Ausbau von Therapieplätzen für alle, die ihre Zuversicht dauerhaft verloren haben und in Depression versinken.

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Es ist also kein frommer Wunsch, keine Naivität, wenn wir daran glauben, dass es 2022 wieder aufwärts geht – oder dass das kommende Jahr zumindest ein besseres als 2021 werden könnte. Von diesem Glauben hängt unsere Zukunft ab. Gewiss, darauf haben wir vergangenes Silvester auch schon die Gläser erhoben, und doch: Was wäre ein Jahreswechsel ohne Optimismus, auch auf die Gefahr hin, dass man uns zu Narren erklärt? Ein solcher war doch Albert Einstein ganz gewiss nicht. In Köln sagt man: Es ruckelt sich zurecht!