Nahost-NewsblogHisbollah vermeldet nach Walkie-Talkie-Explosionen Tod von 20 Mitgliedern

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dpatopbilder - 17.09.2024, Libanon, Beirut: Menschen spenden Blut für die Verletzten der Pager-Explosionen. Bei der Explosion von zahlreichen Pagern der Hisbollah wurden am Dienstag in verschiedenen Gebieten des Libanon mehrere Menschen getötet und tausende weitere verletzt. Foto: Bilal Jawich/XinHua/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Beirut: Menschen spenden Blut für die Verletzten der Pager-Explosionen.

Nach dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel ist die Lage in Nahost eskaliert. Die Entwicklungen in Israel, Gaza und dem Iran im Newsblog.

Am 7. Oktober 2023 überfielen Terroristen der Hamas Israel. Sie richteten ein beispielloses Blutbad an und nahmen zahlreiche Geiseln. Israel antwortete mit einem Krieg im Gazastreifen. Inzwischen ist die humanitäre Lage dort katastrophal, Israels Vorgehen steht international in der Kritik. 

Die laufenden Entwicklungen in unserem Newsblog.


Alles zum Thema Nahostkonflikt

Donnerstag, 19. September

+++ Hisbollah vermeldet nach Walkie-Talkie-Explosionen Tod von 20 Mitgliedern +++

Nach der mutmaßlich koordiniert ausgelösten Explosion von Funksprechgeräten im Libanon hat die islamistische Hisbollah den Tod von 20 Mitgliedern bekanntgegeben. Die Miliz verkündete am Donnerstag den Tod der 20 Mitglieder, ohne offiziell die Ursache zu nennen. Aus der Hisbollah nahestehenden Kreisen hieß es aber, die Mitglieder seien durch die Explosionen der Walkie-Talkies getötet worden.

+++ Nach Pager-Explosionen: Israel kündigt neue Kriegsphase an – UN-Sicherheitsrat tagt am Freitag +++

Nach den Explosionen elektronischer Kommunikationsgeräte im Libanon mit Dutzenden Toten und Tausenden Verletzten hat Israel ein verschärftes Vorgehen gegen die Hisbollah-Miliz in dem nördlichen Nachbarland signalisiert. Während Israel weiter gegen die mit der Hisbollah verbündete Hamas im Gazastreifen kämpft, kündigte Verteidigungsminister Joav Galant nun eine „neue Phase“ des Kriegs an. 

Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah kündigte für den heutigen Nachmittag eine Rede an. Angesichts der brandgefährlichen Lage plant der UN-Sicherheitsrat eine Dringlichkeitssitzung. Das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen soll sich nach Angaben aus Diplomatenkreisen am Freitag um 21.00 Uhr MESZ treffen.

UN-Generalsekretär António Guterres sieht die „ernsthafte Gefahr einer dramatischen Eskalation“ in Nahost. „Die Logik hinter der Explosion all dieser Geräte besteht natürlich darin, dies als Präventivschlag vor einer größeren Militäroperation zu tun“, sagte Guterres bei einer Pressekonferenz in New York.

„Der Zweck einer solchen Operation war nicht, eine Eskalation herbeizuführen, sondern eine Einigung zu erzielen, die es den Menschen ermöglicht, in ihre Häuser zurückzukehren“, sagte Yossi Kuperwasser, ehemaliger Leiter der Forschungsabteilung des israelischen Militärgeheimdienstes, der US-Zeitung. Wegen der fast täglichen militärischen Konfrontationen zwischen der Hisbollah und dem israelischen Militär mussten Zehntausende Bewohner auf beiden Seiten der Landesgrenze ihre Wohnorte verlassen.

Mittwoch, 18. September

+++ Westliche Diplomaten beraten am Donnerstag in Paris über Lage in Nahost +++

Ranghohe Diplomaten der USA, Großbritanniens, Deutschlands, Frankreichs und Italiens treffen am Donnerstag in Paris zu Gesprächen über die Lage im Nahen Osten zusammen. Nach Diplomatenangaben aus Paris wird US-Außenminister Antony Blinken an dem Treffen in der französischen Hauptstadt teilnehmen, nachdem er zuvor bereits bei einem Besuch in Kairo die Wichtigkeit einer Feuerpause bekräftigt hatte.

Den Angaben aus Paris zufolge nimmt auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) teil. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es dagegen, für Deutschland werde der Politische Direktor des Auswärtigen Amtes an dem kurzfristig anberaumten Treffen teilnehmen.

+++ Lufthansa setzt Flüge vorerst aus +++

In Erwartung einer möglichen Reaktion der Hisbollah wurden Luftabwehr, Luftwaffe und Militärgeheimdienst in Israel in erhöhte Einsatzbereitschaft versetzt. Eine Elitedivision soll außerdem an die Grenze zum Libanon verlegt werden, meldete der Armeesender am Mittwoch in Tel Aviv.

Israel achte nun auf jede mögliche Aktion der Hisbollah-Miliz. Die Fluggesellschaften Lufthansa und Air France setzten ihre Flüge nach Israel vorerst aus, ebenso in die iranische Hauptstadt Teheran und auch nach Beirut.

+++ UN-Sicherheitsrat beruft nach tödlichen Explosionen im Libanon Dringlichkeitssitzung ein +++

Nach den tödlichen Explosionen hunderter Pager und Walkie-Talkies im Libanon hat der UN-Sicherheitsrat für Freitag eine Dringlichkeitssitzung einberufen. Die von Algerien beantragte Sitzung werde um 15.00 Uhr (Ortszeit; 21.00 Uhr MESZ) stattfinden, teilte die slowenische Ratspräsidentschaft mit.

Mit den in zwei Wellen erfolgten zeitgleichen Explosionen hunderter Kommunikationsgeräte der Hisbollah ist der pro-iranischen Miliz im Libanon am Dienstag und Mittwoch ein schwerer Schlag zugefügt worden. Die Hisbollah macht Israel für den Angriff verantwortlich und drohte Vergeltung an.

+++ UN-Vollversammlung: Israel muss Besatzung der Palästinensergebiete beenden +++

Die UN-Vollversammlung hat Israel aufgefordert, die Besatzung in den palästinensischen Gebieten binnen zwölf Monaten zu beenden. Eine entsprechende Resolution wurde am Mittwoch am Sitz der UNO in New York mit der Mehrheit von 124 Ja-Stimmen bei 14 Nein-Stimmen und 43 Enthaltungen verabschiedet.

Die Resolution folgt auf die Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs (IGH) in Den Haag, der die fortdauernde israelische Besatzungspolitik in den Palästinensergebieten Mitte Juli als unrechtmäßig einstufte. Sie ist aber völkerrechtlich nicht bindend.

+++ Taiwanische und ungarische Firma streiten Herstellung explodierter Pager ab +++

Nach der Explosion hunderter mit Sprengstoff präparierter Pager der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon haben sowohl das taiwanische Unternehmen Gold Apollo sowie auch sein ungarischer Partner BAC Consulting KFT abgestritten, die betroffenen Geräte produziert zu haben.

BAC sei ein „Zwischenhändler ohne Produktions- oder Betriebsstätte in Ungarn“, erklärte auch der ungarische Regierungssprecher Zoltan Kovacs im Onlinedienst X. Die betroffenen Geräte hätten sich nie auf ungarischem Boden befunden.

Die „New York Times“ hatte zuvor berichtet, dass Israel Sprengstoff in eine Lieferung von Pagern des taiwanischen Unternehmens Gold Apollo eingebaut habe. Gold Apollo erklärte daraufhin am Mittwoch, die Geräte seien „zu 100 Prozent“ nicht in Taiwan hergestellt worden - sondern von der in Budapest ansässigen BAC Consulting KFT.

+++ Walkie-Talkies explodieren im Libanon – Mindestens 300 Verletzte +++

In einer Hisbollah-Hochburg am südlichen Stadtrand von Beirut sowie im Süden und Osten des Landes sind am Mittwoch weitere Kommunikationsgeräte von Hisbollah-Mitgliedern explodiert. In einem südlichen Vorort der libanesischen Hauptstadt sei „eine Anzahl von Walkie-Talkies explodiert“, verlautete es aus Hisbollah-Kreisen.

Die staatliche libanesische Nachrichtenagentur meldete Explosionen von Pagern und anderen Kommunikationsgeräten im Osten und Süden des Libanon, AFP-Reporter berichteten von Explosionen in Sidon im Süden und in Baalbeck im Osten des Landes.

Bei den erneuten Explosionen zahlreicher elektronischer Geräte sind nach Behördenangaben mindestens 300 Menschen verletzt worden. Das libanesische Gesundheitsministerium teilte zudem mit, dass dabei am Mittwoch mindestens neun Menschen getötet wurden.