Nahost-NewsblogHisbollah-Chef kündigt nach Explosionen Vergeltung an

Lesezeit 9 Minuten
ARCHIV - 03.11.2023, Libanon, Beirut: Dieses Videostandbild zeigt Hisbollah-Führer Sayyed Hassan Nasrallah, der über eine Videoverbindung während einer Kundgebung in Beirut spricht. (zu dpa: «Hisbollah-Chef: Explosionen kommen Kriegserklärung gleich») Foto: Uncredited/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

ARCHIV - 03.11.2023, Libanon, Beirut: Dieses Videostandbild zeigt Hisbollah-Führer Sayyed Hassan Nasrallah, der über eine Videoverbindung während einer Kundgebung in Beirut spricht. (zu dpa: ´Hisbollah-Chef: Explosionen kommen Kriegserklärung gleich») Foto: Uncredited/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Nach dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel ist die Lage in Nahost eskaliert. Die Entwicklungen in Israel, Gaza und dem Iran im Newsblog.

Am 7. Oktober 2023 überfielen Terroristen der Hamas Israel. Sie richteten ein beispielloses Blutbad an und nahmen zahlreiche Geiseln. Israel antwortete mit einem Krieg im Gazastreifen. Inzwischen ist die humanitäre Lage dort katastrophal, Israels Vorgehen steht international in der Kritik. 

Die laufenden Entwicklungen in unserem Newsblog.


Alles zum Thema Nahostkonflikt

Donnerstag, 19. September

+++ Hisbollah-Chef: Explosionen kommen Kriegserklärung gleich +++

Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hat Israel nach den offensichtlich koordinierten Angriffen auf technische Geräte der Schiitenorganisation versuchten „Völkermord“ und ein „Massaker“ vorgeworfen. „Innerhalb von zwei Tagen und binnen einer Minute pro Tag hat Israel darauf abgezielt, mehr als 5.000 Menschen zu töten“, sagte der Generalsekretär bei einer im Fernsehen übertragenen Rede. „Dieser kriminelle Akt kommt einer Kriegserklärung gleich“, sagte er. Israel habe alle roten Linien überschritten.

Nasrallah kündigte Vergeltung an: „Die Bestrafung wird kommen“, sagte er. Wann, wo und wie werde man sehen, wenn der Zeitpunkt gekommen sei.

Es bestehe kein Zweifel daran, dass die Hisbollah einen schweren Schlag erlitten habe. Er sei „in der Geschichte unseres Widerstands und vielleicht in der Geschichte des Konflikts mit dem Feind beispiellos“, so Nasrallah. Der Hisbollah sei bewusst, dass Israel technologisch überlegen sei - „insbesondere weil es von den USA und dem Westen unterstützt wird.“

Der „Widerstand im Libanon“ werde seine Angriffe auf Israel nicht einstellen, bevor die „Aggressionen (Israels) gegen Gaza“ aufhörten, sagte Nasrallah. Israel könne Menschen erst wieder in Sicherheit in den No

+++ Berichte: Bewaffnete Palästinenser im Westjordanland getötet +++

Bei einem israelischen Armeeeinsatz im Westjordanland sind palästinensischen und israelischen Medienberichten zufolge mindestens drei militante Palästinenser getötet worden. Diese hätten sich auf dem Dach eines von israelischen Einsatzkräften umstellten Hauses in der Nähe der Stadt Dschenin befunden. Israelische Soldaten hätten das Feuer auf das Gebäude eröffnet, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa.

Israels Armee teilte auf Anfrage mit, die Berichte zu prüfen. Die israelische Zeitung „Times of Israel“ meldete unter Berufung auf Armeekreise vier getötete Bewaffnete. Demnach soll sich eine von Israel gesuchte Person in dem umstellten Gebäude versteckt haben. Israelische und palästinensische Medien meldeten heftige Schusswechsel zwischen den israelischen Einsatzkräften und bewaffneten Palästinensern in der Gegend.

+++ Opferzahl nach Explosionen im Libanon angestiegen +++

Im Libanon ist die Zahl der Todesopfer nach den mutmaßlich von Israel koordinierten Explosionen technischer Geräte auf 37 gestiegen. Bei einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Beirut sagte Gesundheitsminister Firas Abiad weiter, dass an beiden Tagen insgesamt rund 3.000 Menschen verletzt wurden.

Nach den Explosionen Hunderter sogenannter Pager am Dienstag an verschiedenen Orten, explodierten nur einen Tag später zahlreiche andere technische Geräte, vor allem Walkie-Talkies. Diese Geräte seien deutlich größer als die Pager, sagte Abiad. „Das erklärt, warum wir am Mittwoch schwerere Verletzungen hatten als am Tag zuvor“, so der Minister.

Zuvor hieß es, allein am Dienstag habe es rund 2.800 Verletzte gegeben. Die Zahl wurde vom Gesundheitsministerium „nach eingängigen Untersuchungen“ herunter korrigiert. Einige der Verwundeten hätten sich bei verschiedenen Krankenhäusern vorgestellt, bevor sie behandelt werden konnten. Daher sei es zu Doppelungen gekommen. Die Zahl der Verletzten vom Dienstag beliefe sich nach derzeitigem Stand auf 2323, sagte der Minister. Am Mittwoch habe es 608 Verletzte gegeben.

Unter den Toten und Verletzten befinden sich zahlreiche Hisbollah-Mitglieder, aber auch Zivilisten. Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, ein Großteil der Opfer gehöre der Schiitenorganisation an. Die prorianische Hisbollah meldete seit den Explosionen am Dienstag 32 Tote in den eigenen Reihen. Sie machte allerdings keine Angaben darüber, ob diese Mitglieder durch die Explosionen von Pagern und Funkgeräten am Dienstag und Mittwoch getötet wurden. Derzeit ist unklar, wie viele Hisbollah-Mitglieder durch die Explosionen verletzt oder getötet wurden.

+++ Berichte: Verletzte in Israel nach Beschuss aus dem Libanon +++

Bei Raketenbeschuss aus dem Libanon sind in Nordisrael israelischen Medienberichten zufolge mindestens acht Menschen verletzt worden. Eine Person sei schwer verletzt, berichteten mehrere Medien übereinstimmend.

Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen nach dem Terrorangriff der islamistischen Hamas am 7. Oktober 2023 beschießt auch die mit der Hamas verbündete Hisbollah-Miliz aus dem Libanon fast täglich Ziele im angrenzenden Norden Israels. Das israelische Militär wiederum greift regelmäßig Ziele im Nachbarland an. Auf beiden Seiten gab es Tote - die meisten von ihnen waren Mitglieder der Hisbollah.

Israels Armee teilte mit, in der Nacht erneut Stellungen der Schiitenorganisation in mehreren Orten im Libanon attackiert zu haben. Darunter sei ein Waffenlager gewesen. Das Militär bestätigte zugleich, dass am Morgen Geschosse aus dem Libanon Richtung Israel gefeuert worden seien.

Die Hisbollah reklamierte einen Angriff auf einen Posten der israelischen Armee für sich. Dabei habe es Opfer gegeben, teilte die Miliz mit.

+++ Vom Iran für Morde rekrutiert – Israeli festgenommen +++

In Israel ist ein israelischer Staatsbürger verhaftet und angeklagt worden, der vom Iran für einen Mord an hochrangigen Regierungsvertretern angeworben worden sein soll. Ziel soll die Tötung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Verteidigungsminister Joav Galant oder des Chefs des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, Ronen Bar, gewesen sein, wie die israelische Polizei und der Schin Bet mitteilten. Bei dem Verdächtigen handelt es sich den Angaben nach um einen jüdischen Israeli.

Der Geschäftsmann habe längere Zeit in der Türkei gelebt und dort auch Kontakte zu Iranern gehabt. Er sei in den vergangenen Monaten für Treffen mit Vertretern des iranischen Geheimdienstes zweimal über die Türkei in den Iran geschmuggelt und für die Mordpläne auch bezahlt worden, hieß es. Der Israeli wurde demnach bereits vergangenen Monat festgenommen. Nun sei auch Anklage gegen ihn erhoben worden.

Die Mordvorhaben seien als Rache für die Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija in der iranischen Hauptstadt Teheran, die Israel zugeschrieben wird, geplant worden. Bei den gemeinsamen Treffen sollen die iranischen Beamten dem Israeli demnach auch vorgeschlagen haben, Russen oder Amerikaner ausfindig zu machen, die bereit seien, Kritiker der iranischen Regierung in Europa oder den USA zu ermorden.

+++ Hisbollah vermeldet nach Walkie-Talkie-Explosionen Tod von 20 Mitgliedern +++

Nach der mutmaßlich koordiniert ausgelösten Explosion von Funksprechgeräten im Libanon hat die islamistische Hisbollah den Tod von 20 Mitgliedern bekanntgegeben. Die Miliz verkündete am Donnerstag den Tod der 20 Mitglieder, ohne offiziell die Ursache zu nennen. Aus der Hisbollah nahestehenden Kreisen hieß es aber, die Mitglieder seien durch die Explosionen der Walkie-Talkies getötet worden.

+++ Nach Pager-Explosionen: Israel kündigt neue Kriegsphase an – UN-Sicherheitsrat tagt am Freitag +++

Nach den Explosionen elektronischer Kommunikationsgeräte im Libanon mit Dutzenden Toten und Tausenden Verletzten hat Israel ein verschärftes Vorgehen gegen die Hisbollah-Miliz in dem nördlichen Nachbarland signalisiert. Während Israel weiter gegen die mit der Hisbollah verbündete Hamas im Gazastreifen kämpft, kündigte Verteidigungsminister Joav Galant nun eine „neue Phase“ des Kriegs an. 

Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah kündigte für den heutigen Nachmittag eine Rede an. Angesichts der brandgefährlichen Lage plant der UN-Sicherheitsrat eine Dringlichkeitssitzung. Das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen soll sich nach Angaben aus Diplomatenkreisen am Freitag um 21.00 Uhr MESZ treffen.

UN-Generalsekretär António Guterres sieht die „ernsthafte Gefahr einer dramatischen Eskalation“ in Nahost. „Die Logik hinter der Explosion all dieser Geräte besteht natürlich darin, dies als Präventivschlag vor einer größeren Militäroperation zu tun“, sagte Guterres bei einer Pressekonferenz in New York.

„Der Zweck einer solchen Operation war nicht, eine Eskalation herbeizuführen, sondern eine Einigung zu erzielen, die es den Menschen ermöglicht, in ihre Häuser zurückzukehren“, sagte Yossi Kuperwasser, ehemaliger Leiter der Forschungsabteilung des israelischen Militärgeheimdienstes, der US-Zeitung. Wegen der fast täglichen militärischen Konfrontationen zwischen der Hisbollah und dem israelischen Militär mussten Zehntausende Bewohner auf beiden Seiten der Landesgrenze ihre Wohnorte verlassen.

Mittwoch, 18. September

+++ Westliche Diplomaten beraten am Donnerstag in Paris über Lage in Nahost +++

Ranghohe Diplomaten der USA, Großbritanniens, Deutschlands, Frankreichs und Italiens treffen am Donnerstag in Paris zu Gesprächen über die Lage im Nahen Osten zusammen. Nach Diplomatenangaben aus Paris wird US-Außenminister Antony Blinken an dem Treffen in der französischen Hauptstadt teilnehmen, nachdem er zuvor bereits bei einem Besuch in Kairo die Wichtigkeit einer Feuerpause bekräftigt hatte.

Den Angaben aus Paris zufolge nimmt auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) teil. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es dagegen, für Deutschland werde der Politische Direktor des Auswärtigen Amtes an dem kurzfristig anberaumten Treffen teilnehmen.

+++ Lufthansa setzt Flüge vorerst aus +++

In Erwartung einer möglichen Reaktion der Hisbollah wurden Luftabwehr, Luftwaffe und Militärgeheimdienst in Israel in erhöhte Einsatzbereitschaft versetzt. Eine Elitedivision soll außerdem an die Grenze zum Libanon verlegt werden, meldete der Armeesender am Mittwoch in Tel Aviv.

Israel achte nun auf jede mögliche Aktion der Hisbollah-Miliz. Die Fluggesellschaften Lufthansa und Air France setzten ihre Flüge nach Israel vorerst aus, ebenso in die iranische Hauptstadt Teheran und auch nach Beirut.

+++ UN-Sicherheitsrat beruft nach tödlichen Explosionen im Libanon Dringlichkeitssitzung ein +++

Nach den tödlichen Explosionen hunderter Pager und Walkie-Talkies im Libanon hat der UN-Sicherheitsrat für Freitag eine Dringlichkeitssitzung einberufen. Die von Algerien beantragte Sitzung werde um 15.00 Uhr (Ortszeit; 21.00 Uhr MESZ) stattfinden, teilte die slowenische Ratspräsidentschaft mit.

Mit den in zwei Wellen erfolgten zeitgleichen Explosionen hunderter Kommunikationsgeräte der Hisbollah ist der pro-iranischen Miliz im Libanon am Dienstag und Mittwoch ein schwerer Schlag zugefügt worden. Die Hisbollah macht Israel für den Angriff verantwortlich und drohte Vergeltung an.

+++ UN-Vollversammlung: Israel muss Besatzung der Palästinensergebiete beenden +++

Die UN-Vollversammlung hat Israel aufgefordert, die Besatzung in den palästinensischen Gebieten binnen zwölf Monaten zu beenden. Eine entsprechende Resolution wurde am Mittwoch am Sitz der UNO in New York mit der Mehrheit von 124 Ja-Stimmen bei 14 Nein-Stimmen und 43 Enthaltungen verabschiedet.

Die Resolution folgt auf die Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs (IGH) in Den Haag, der die fortdauernde israelische Besatzungspolitik in den Palästinensergebieten Mitte Juli als unrechtmäßig einstufte. Sie ist aber völkerrechtlich nicht bindend.

+++ Taiwanische und ungarische Firma streiten Herstellung explodierter Pager ab +++

Nach der Explosion hunderter mit Sprengstoff präparierter Pager der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon haben sowohl das taiwanische Unternehmen Gold Apollo sowie auch sein ungarischer Partner BAC Consulting KFT abgestritten, die betroffenen Geräte produziert zu haben.

BAC sei ein „Zwischenhändler ohne Produktions- oder Betriebsstätte in Ungarn“, erklärte auch der ungarische Regierungssprecher Zoltan Kovacs im Onlinedienst X. Die betroffenen Geräte hätten sich nie auf ungarischem Boden befunden.

Die „New York Times“ hatte zuvor berichtet, dass Israel Sprengstoff in eine Lieferung von Pagern des taiwanischen Unternehmens Gold Apollo eingebaut habe. Gold Apollo erklärte daraufhin am Mittwoch, die Geräte seien „zu 100 Prozent“ nicht in Taiwan hergestellt worden - sondern von der in Budapest ansässigen BAC Consulting KFT.

+++ Walkie-Talkies explodieren im Libanon – Mindestens 300 Verletzte +++

In einer Hisbollah-Hochburg am südlichen Stadtrand von Beirut sowie im Süden und Osten des Landes sind am Mittwoch weitere Kommunikationsgeräte von Hisbollah-Mitgliedern explodiert. In einem südlichen Vorort der libanesischen Hauptstadt sei „eine Anzahl von Walkie-Talkies explodiert“, verlautete es aus Hisbollah-Kreisen.

Die staatliche libanesische Nachrichtenagentur meldete Explosionen von Pagern und anderen Kommunikationsgeräten im Osten und Süden des Libanon, AFP-Reporter berichteten von Explosionen in Sidon im Süden und in Baalbeck im Osten des Landes.

Bei den erneuten Explosionen zahlreicher elektronischer Geräte sind nach Behördenangaben mindestens 300 Menschen verletzt worden. Das libanesische Gesundheitsministerium teilte zudem mit, dass dabei am Mittwoch mindestens neun Menschen getötet wurden.