Grüne Oasen in NRW in Gefahr?Nach Plänen der SPD sollen mehr Kleingärten entstehen

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Köln: Kleingärten am Lohsepark sind aus der Vogelperspektive zu sehen.

Begehrt, aber schwer zu kriegen: Kleingärten - hier eine Anlage am Lohsepark in Köln.

Kleingärten sind begehrt, aber rar. Die SPD im Düsseldorfer Landtag fordert, beim Wohnungsbau auch Neuanlagen zu sichern.

Michael Franssen ist der Vorsitzende des Landesverbands der Gartenfreunde im Rheinland. Am Mittwoch reist er nach Düsseldorf – Franssen nimmt als Experte an einer Anhörung im Landtag teil. Im Umweltausschuss geht es um die Zukunft der Kleingärten in NRW. In den Metropolen liegen die Areale oft in guten Lagen – was in der Immobilienbranche den Appetit auf eine Umnutzung weckt. Die Opposition schlägt jetzt Alarm: Sie sieht die Zukunft der grünen Oasen in Gefahr.

Die SPD-Landtagsfraktion hat die Frage nach dem künftigen Umgang mit den Kleingärtnern jetzt auf die Tagesordnung gesetzt. In NRW gibt es landesweit 92.000 Kleingärten, allein in Köln sind es rund 14.000. „Viele Kommunen können der Verlockung nicht widerstehen, Kleingartenanlagen für Wohnraum oder für eine gewerbliche Nutzung zu opfern“, so Anja Butschkau, Umweltexpertin der SPD, im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.  Die Kleingartenkultur sei bedroht. „Aber Schwarz-Grün tut nichts, um sie zu retten“, kritisiert die Abgeordnete aus Dortmund.

In Köln warten rund 10.000 Interessenten auf eine Gartenparzelle

In einem Antrag fordert die SPD die Landesregierung auf, Kleingärten bei der Neuplanung von Wohngebieten „als unverzichtbaren Bestandteil der Quartiere“ zu berücksichtigen und deren Neuschaffung besonders zu prüfen. Zudem sollen finanzielle Anreize her, damit Kommunen Teile ihrer Grünanlagen für neue Gartenanlagen bereitstellen. Ziel soll es sein, in den nächsten Jahren landesweit 5000 neue Kleingärten zu schaffen. Denn die Nachfrage ist enorm.  „Gerade bei jungen Stadtfamilien gibt es eine große Sehnsucht nach einem eigenen Garten“, sagt Anja Butschkau. Die „Koalition der Besserverdienenden“ habe aber offenbar eine andere Zielgruppe im Blick – und verkenne die Renaissance der Schrebergärten.

In Köln warten nach Angaben der SPD rund 10.000 Interessenten auf eine Gartenparzelle. Kleingartenvereine ermöglichen gerade Menschen mit niedrigem Einkommen ein eigenes Gartenstück zur Selbstversorgung und Erholung. Viele Familien sehen auch den ökologischen Nutzen, wollen einen Beitrag zur Biodiversität in den Städten leisten. „Aus Sicht der kommunalen Spitzenverbände ist es daher von besonderer Bedeutung, Kleingärten trotz des vorherrschenden Wohnungsmangels und des zunehmenden Flächendrucks in den Städten zu erhalten“, schreibt Christine Wilken, Beigeordnete des Städtetags NRW, in ihrer Stellungnahme für die Expertenanhörung. Grünflächen für die Allgemeinheit dürften aber nicht zu kurz kommen.

Die Grünen weise die Forderung nach einer bestimmten Zahl von neuen Kleingärten zurück. Mit einer „unflexiblen Kleingartenquote“ sei niemandem geholfen, sagt Umweltexperte Norwich Rüße. „Das Ziel müssen naturnahe Kleingartenanlagen sein, die die Artenvielfalt fördern und vielen Menschen gerade in den Großstädten auch zukünftig einen Raum der Ruhe, der Naturnähe und der Erholung bieten.“

Auch die CDU will dem Antrag der SPD nicht zustimmen. Man setze sich bereits für die Kleingärten ein, erklärt Markus Höner, Sprecher für Landwirtschaft, Verbraucherschutz, Forsten und ländliche Räume der Landtagsfraktion. Die CDU stehe dem Kleingarten-Konzept positiv gegenüber: „Wir haben trotz der schwierigen Rahmenbedingungen in diesem Bereich nicht gekürzt und planen 500.000 Euro für das Kleingartenwesen ein."

Die Kleingartenverbände in NRW feiern in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Die Unterstützung der Schrebergärtner hat sogar Verfassungsrang. In Artikel 29, Absatz 3 der Landesverfassung heißt es: „Die Kleinsiedlung und das Kleingartenwesen sind zu fördern.“