Nach Corona-InfektionKinderkrankheit PIMS – auf diese Symptome sollten Eltern achten

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

PIMS kann gut behandelt werden, sagen Experten. 

Berlin – Das Coronavirus hat eine neue, seltene Erkrankung bei Kindern mit sich gebracht: Das Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome, kurz PIMS. Diese Entzündungserkrankung macht sich laut Robert Koch-Institut (RKI) in den meisten Fällen zwei bis sechs Wochen nach einer Corona-Infektion bemerkbar. Mit verschiedenen Anzeichen und einem Hauptsymptom, nämlich Fieber. Worauf Eltern achten sollten.

Betroffene: Rund 1000 Kinder haben PIMS

Experten schätzen, dass bislang rund 1000 Kinder in Deutschland daran erkrankt sind. Gemeldet worden sind seit Mai 2020 rund 660 Fälle, wie aus einem Register der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) hervorgeht, das auf freiwilligen Meldungen von mehr als der Hälfte der Kinderkliniken in Deutschland basiert. „Mit der Dunkelziffer dürften es insgesamt in etwa 1000 Pims-Betroffene sein“, sagt der Kinder- und Jugendmediziner Jakob Armann vom Universitätsklinikum Dresden, der die Meldungen ans Register verwaltet. Angenommen werde ein Pims-Fall auf 4000 Infektionen. Die Ursachen werden derzeit noch erforscht. Es wird vermutet, dass der Auslöser von PIMS eine überschießende Immunreaktion ist, die eine Entzündungsreaktion in Gang setzt, die oft die Gefäße betrifft und verschiedene Beschwerden verursacht.

Alles zum Thema Robert-Koch-Institut

Prognosen: Gut behandelbar und keine Todesfälle

Laut RKI ist PIMS gut behandelbar und hat eine gute Prognose, sprich: bleibende Schäden treten in der Regel nicht auf. Es sind hierzulande bislang auch keine Todesfälle gemeldet worden. Etwas mehr als die Hälfte der gemeldeten PIMS-Patientinnen und Patienten ist laut Armann intensivmedizinisch versorgt worden. Er bestätigt: „Es ist zwar ein schweres Krankheitsbild, aber es ist gut behandelbar. In der Regel können betroffene Kinder nach zwei bis fünf Tagen die Intensivstation wieder verlassen.“ Auch laut DGBI sind Folgeschäden eher selten. Bei nur 4,5 Prozent der knapp 700 erfassten Fälle wurden nach der Erkrankung vor allem Herzkreislaufprobleme nachgewiesen.

PIMS Symptome: Darauf sollten Eltern achten

Die Fachgesellschaften und Gesundheitsbehörden haben verschiedene Kriterien und Symptome festgelegt, die für eine PIMS-Erkrankung erfüllt sein müssen. Auch wenn PIMS eine relativ seltene Erkrankung ist, sollten Eltern, sobald ihr Kind sich nachweislich mit dem Corona-Virus infiziert hat, diese Symptome beachten:

Die DGPI definiert PIMS als Fälle, bei denen bis zu 20-jährige Betroffene unter einem mehr als zwei Tage anhaltendem Fieber leiden, erhöhte systemische Entzündungsparameter haben, mindestens zwei Organbeteiligungen und den Nachweis einer aktuellen oder durchgestandene Corona-Infektion. Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde CDC hat die Fiebersymptome genauer definiert: Demnach müssen PIMS-Erkrankte eine erhöhte Temperatur von mehr als 38 Grad für mindestens 24 Stunden haben.

Das könnte Sie auch interessieren:

Laut Weltgesundheitsorganisation WHO müssen bei einer PIMS-Erkrankung folgende Kriterien erfüllt sein: Die Betroffenen müssen zwischen 0 und 19 Jahre alt sein, einen Nachweis einer Corona-Infektion haben, mindestens drei Tage anhaltendes Fieber, sowie mindestens zwei der folgenden Beschwerden:

• Hautausschlag an Händen, Füßen oder im Mund • Nicht eitrige Bindehautentzündung an beiden Augen • Zu niedrigen Blutdruck (Hypotonie) oder Schock • Schmerzen hinter dem Brustbein • Entzündung des Herzbeutels oder der Herzklappen • Blutgerinnungsstörungen • Magen-Darm-Probleme wie Durchfall, Erbrechen und Bauchschmerzen • Niedrige Belastbarkeit • Erhöhter CRP-Wert, der auf Entzündungen im Körper hindeutet. 

PIMS und Corona-Virus-Varianten

Trotz des jüngst verzeichneten Anstiegs der PIMS-Zahlen sei das Niveau in diesem Winter eher etwas geringer als vor einem Jahr. „Das ist wahrscheinlich ein Effekt der Delta-Variante“, sagt Armann. Diese Virus-Variante scheine etwas seltener PIMS auszulösen als die Vorgängervarianten. „Es ist nicht zwangsläufig so, dass sich die Krankheit mit jeder Mutation des Virus verschlimmert.“ Die Auswirkung der neuen Omikron-Variante könne man derzeit wegen des verzögerten Vorkommens von PIMS noch nicht beurteilen. Zu bedenken sei auch, dass der Anteil der Geimpften auch unter Kindern und Jugendlichen wachse.

Therapie: Kortison und Antikörper

Ziel der PIMS-Behandlung ist es, mit einer Kortison-Behandlung die überschießende Immunreaktion im Körper abzuschwächen. Zudem empfehlen mehrere deutsche Fachgesellschaften eine Kombinationstherapie aus der intravenösen Gabe von Immunglobulinen und Steroiden. An PIMS erkrankte Kinder ohne Vorerkrankungen sollten zudem mit niedrig-dosierter Acetylsalicylsäure behandelt werden. Die Medikamente sollen Herzschäden vorbeugen und bei der Immunreaktion freigesetzte Botenstoffe neutralisieren.

Corona-Impfung: Guter Schutz vor Pims

Laut der US-Gesundheitsbehörde CDC schützt die Gabe von zwei Dosen des Biontech/Pfizer-Impfstoffs bei Kindern und Jugendlichen von 12 bis 18 Jahren in hohem Maße vor PIMS. (kro mit dpa)