Alkohol, Gummitiere, springenWas ist eigentlich im Freibad erlaubt und was nicht?

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Eine typische Freibadszene. 

Köln – Die Tage sind heiß, die Menschen brauchen Abkühlung, die Freibäder sind überlaufen. Da kommt es nicht selten zu Streitereien wie am Wochenende in Berlin. Nach einer zunächst harmlosen Spritzerei mit Wasserspistolen gerieten am Ende mehr als 100 Menschen in eine Massenschlägerei. Dieser Vorfall führt zu der Frage, was im Freibad eigentlich alles erlaubt ist und was nicht. Der Schwimmmeister und Sozialpädagoge Eric Voß von der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen gibt Antworten.

Schwimmbadbetreiber entscheiden selbst über die Regeln

Zunächst mal vorweg: Für das richtige Benehmen in Freibädern gibt es keine allgemeingültigen Regeln, sondern jeder Betreiber entscheidet selbst darüber, wie man sich auf seinem Gelände zu verhalten hat. Meist sind die Vorschriften in Form einer Allgemeinen Schwimmbadordnung ausgehängt. Dazu dient oft die Muster-Haus-und Badeordnung der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen als Vorlage. 

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Der Schwimmmeister und Sozialpädagoge Eric Voß von der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB). 

Im Allgemeinen gelten die üblichen Vorschriften für öffentliche Räume: Lärmbelästigungen, fahrlässiges Verhalten und die Störung des öffentlichen Friedens sind auch beim Schwimmen zu unterlassen. Die Bäderbesitzer haben aber auch Pflichten und müssen zum Beispiel sicherstellen, dass die Becken vorschriftsgemäß und regelmäßig desinfiziert werden und dass die Anlage entsprechende Sicherheitsstandards erfüllt.

Hier die Antworten von Eric Voß auf die typischen Freibad-Fragen:

Muss ich vor dem Schwimmen duschen? Ja, wir empfehlen das Duschen vor dem Schwimmen, weil erstens das Beckenwasser nicht so sehr mit Schmutz verunreinigt wird und zweitens der Temperaturunterschied beim Hineinspringen ins Wasser nicht zu groß ist, was bei Risikopatienten auch mal zum Herzinfarkt führen könnte.

Darf man von allen Seiten ins Becken springen? Das ist von Bad zu Bad unterschiedlich geregelt. In Springerbecken und in Schwimmerbecken mit Startblöcken ist es von Vorteil, wenn man wenigstens von einer Seite springen darf. Oft wird das seitliche Hineinspringen nicht erlaubt, damit im Becken schwimmende Gäste nicht durch Springer verletzt werden. In Nichtschwimmerbecken ist die Wassertiefe oft zu gering, um das Springen zu erlauben. Die Verletzungsgefahr ist zu groß.

Ab wann dürfen Kinder alleine ins Freibad? Das Mindestalter wird von den Kommunen oder einem anderen Betreiber durch die Bade-Ordnung festgelegt. Meist wird dabei ein Alter von sieben Jahren genannt. Auf jeden Fall muss das Kind gut schwimmen können.

Gibt es Regeln für die abgetrennten Schwimmerbahnen oder dürfen dort auch langsame Schwimmer planschen?  Mittlerweile hat sich in vielen Bädern mindestens eine Schnellschwimmerbahn etabliert. Auf dieser Bahn soll es den leistungsorientierten Schwimmern ermöglicht werden, ihr Training zu absolvieren, ohne die langsameren Schwimmer zu stören. Das Gleiche gilt auch umgekehrt. Größtes Problem: Es gibt keine allgemeine Definition von Schnellschwimmen. Das führt dazu, dass auch Menschen, die glauben, dass sie schnell schwimmen, aber eher wie eine „lahme Ente“ unterwegs sind, sich auf die Schnellschwimmerbahn begeben. So kommt es deshalb öfter zu Diskussionen zwischen den Schwimmern und auch mit dem Personal.

Darf man Alkohol trinken? In unserer Haus- und Badeordnung steht, dass Alkohol im Bad nicht erlaubt ist. Die Praxis zeigt aber, dass es gar nicht zu vermeiden ist. Schwimmmeister dürfen keine Taschenkontrollen durchführen, und oft wird in den Bädern am Kiosk Alkohol ausgegeben. Dennoch muss das Personal einschreiten, wenn es brenzlig wird und daher muss auch in der Haus- und Badeordnung stehen, dass alkoholisierte Personen vom Baden ausgeschlossen werden können und das Bad verlassen müssen.

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Große Gummitiere sind in den meisten Freibädern nicht so gerne gesehen. 

Darf man Luftmatratzen oder große Gummitiere mit ins Wasser nehmen? Davon raten wir dringend ab. Nicht alle Produkte sind DIN-getestet und weisen oft Mängel auf. Dazu kommt, dass die Luftmatratzen oder Gummitiere so groß sind, dass man ein darunter schwimmendes Kind nicht erkennen kann. Nichtschwimmer sollten daher nie ohne geprüfte Schwimmhilfen und nur unter Aufsicht der Eltern ins Wasser gehen.

Sind Meerjungfrauenschwänze überall erlaubt? Nein! Auch hier gibt es unterschiedliche Produkte, zum Beispiel einzelne Meerjungfrauenschwänze oder in ein Kostüm eingenähte Flossen. Die Gefahr, andere damit zu verletzen oder sich selbst auf Grund der Schwere des Anzuges in Gefahr zu bringen, ist groß. Einige Bäder sperren zu diesem Zweck für eine gewisse Zeit eine oder mehrere Bahnen und erlauben dann den Gästen, dort das Meerjungfrauenschwimmen durchzuführen.

Dürfen Frauen sich mit nackter Brust sonnen? Einheitliche Regeln dazu gibt es nicht. Die Bandbreite reicht von „oben-ohne-Verbot“ über „FKK-Schwimmen“, „FKK-Flächen“ oder neuerdings „Freie Brust für alle – überall im Bad“, wie in Göttingen und Siegen

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Darf man auf den Liegewiesen Ball spielen? An ausgewiesenen Fläche soll das möglich sein. Generell muss der Betreiber aber dafür sorgen, dass kein anderer Badegast durch Bälle verletzt wird.

Welche Rechte hat der Bademeister? Fachangestellte oder Meister für Bäderbetriebe (Schwimmmeister) haben das Hausrecht. Es befugt sie, Personen, die sich nicht an die Regeln halten, des Bades zu verweisen. Ansonsten haben sie wie jeder andere Bürger das Recht auf Notwehr und das Recht, jemanden vorläufig festzunehmen.

Darf man quer durchs Becken tauchen? Solange ich ausreichend Luft dazu habe und keine weiteren Badegäste dadurch belästige: ja!

Wer haftet, wenn mir jemand vom Beckenrand auf den Kopf springt? Das wird von Fall zu Fall individuell vom Richter entschieden. Das kann die Person sein, die trotz Verbot hineinspringt, aber auch die Aufsichtsperson, die nicht einschreitet und ein solches Verhalten duldet. Aber auch die Person, der auf den Kopf gesprungen wurde, könnte eine Mitschuld bekommen, wenn sie zum Beispiel quer durch das Springerbecken schwimmt oder selbst nicht darauf geachtet hat, dass eine Person sich kurz vor dem Absprung befindet – vorausgesetzt, es ist an dieser Stelle erlaubt. 

Darf man in Straßenkleidung schwimmen? Zum Beispiel in Unterhose unter der Badehose oder im T-Shirt? In unserer Haus- und Badeordnung steht: „übliche Badekleidung“. Dazu gehören keine Unterhosen oder Straßenkleidung. T-Shirts sind teilweise erlaubt, damit ein gewisser Sonnenschutz erreicht wird. Bei den modernen Badeshorts ist manchmal ein Bund eingearbeitet, der aussieht, als wäre eine Unterhose darunter. Das macht es für das Aufsichtspersonal schwierig, es zu unterscheiden. Wenn die Aufsicht aber fragt, muss der Gast vorzeigen, dass es keine Unterhose ist.

Darf man überall rauchen? Rauchen ist nur an Plätzen im Bad gestattet, die der Badbetreiber dafür bereitstellt. Allerdings gibt es mittlerweile nur noch wenige Bäder, die Rauchen überhaupt erlauben. Schließlich ist ein Bad auch ein Ort der Gesundheit.

Darf man überall fotografieren? Zu diesem Punkt haben wir als Verband den Betreibern empfohlen, das Fotografieren nicht zu erlauben. Damit soll verhindert werden, dass Gäste Kinder halbnackt oder nackt fotografieren und diese Bilder dann im Internet erscheinen.  Wenn man die Mitarbeiter freundlich fragt, ob man ein Bild von der Familie machen darf, sagen die allerdings bestimmt nicht Nein. Es muss nur darauf geachtet werden, dass keine anderen Gäste auf dem Foto zu sehen sind.