Jahrelange Haft oder legalAbtreibung im Ausland - so unterschiedlich sind die Regeln

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

In Argentinien wurden Abtreibungen entkriminalisiert. Hier sieht man die Demonstrantinnen für das Recht auf Abtreibung. 

Köln – Das Recht auf Abtreibung ist weltweit sehr unterschiedlich geregelt. Es gibt einige Länder, die einen Schwangerschaftsabbruch grundsätzlich kriminalisieren und in denen Frauen sehr hohe Strafen riskieren, wenn sie versuchen, eine ungewollte Schwangerschaft abzubrechen. Auf der anderen Seite gelten die Reformen in den erzkatholischen Ländern Argentinien und Irland als Meilensteine, auch in anderen Ländern wurden Abtreibungsregelungen gelockert.

Niederlande

Seit 1984 ist ein Schwangerschaftsabbruch nach dem Willen der Frau möglich, so lange der Fötus noch nicht außerhalb des Körpers der Mutter lebensfähig ist, was etwa der 22. bis 24. Schwangerschaftswoche entspricht. Ein Beratungsgespräch und eine fünftägige Bedenkzeit sind vorgeschrieben. Die Kosten werden von der Krankenkasse übernommen.

Polen

Die ohnehin schon strengen Gesetze wurden im Oktober 2020 noch einmal verschärft. Das Verfassungsgericht entschied, dass Frauen Föten mit schweren Fehlbildungen nicht mehr abtreiben dürfen. Eine Abtreibung ist nur legal, wenn die Frau vergewaltigt wurde oder in Lebensgefahr schwebt. Zudem gestattet es eine „Gewissensklausel“ Ärzten, den Eingriff zu verweigern.

Irland

Seit einem Referendum im Jahr 2019 sind Abtreibungen bis zur zwölften Woche erlaubt. Bis zum Referendum war das nur im Fall einer Lebensgefahr für die Mutter möglich. Viele Frauen fuhren deshalb ins Ausland.

Frankreich

Der Schwangerschaftsabbruch wurde bereits 1975 legalisiert, 2001 wurde die Fristenregelung auf die 14. Woche der Schwangerschaft verlängert. Zwei Beratungen sind vorab erforderlich. Bis zur fünften Woche sind auch medikamentöse Abtreibungen zugelassen. Zudem ist es hier sogar strafbar, Schwangerschaftsabbrüche zu behindern, etwa durch bewusste Fehlinformation.

Malta

Die sehr katholische Insel hat das strengste Gesetz europaweit: Hier sind Abtreibungen grundsätzlich verboten, auch bei Gefahr für Leben und Gesundheit der Frau. Frauen drohen bei einem Abbruch bis zu drei Jahre Haft. Eine Fristenregelung oder Ausnahmen wie in Deutschland, um die Strafbarkeit auszuschließen, gibt es nicht.

Das könnte Sie auch interessieren:

Kanada

Seit 1988 sind Abtreibungen in Kanada legal – ohne Fristen oder andere gesetzliche Beschränkungen werden sie wie jeder andere medizinische Eingriff behandelt. Nach Schätzungen finden 90 Prozent der Schwangerschaftsabbrüche im ersten Drittel der Schwangerschaft statt.

USA

In den USA ist Abtreibung seit 1973 erlaubt. Die Regelungen der einzelnen Bundesstaaten sind jedoch sehr unterschiedlich und erschweren den Zugang zum Teil erheblich. Aktuell sorgt vor allem Texas mit seinem strikten Abtreibungsrecht für Aufsehen: Es verbietet Schwangerschaftsabbrüche ab dem Zeitpunkt, zu dem der Herzschlag des Fötus festgestellt werden kann. Das ist etwa ab der sechsten Schwangerschaftswoche der Fall, wenn viele Frauen noch gar nicht wissen, dass sie schwanger sind. Selbst im Fall einer Vergewaltigung oder bei Inzest sieht das Gesetz keine Ausnahmen vor. Die US-Regierung von Präsident Joe Biden kritisierte das Gesetz als verfassungswidrig. Das Gesetz bleibt aber nach einer aktuellen Entscheidung des US-Supreme Court in Kraft. Allerdings dürfen Abtreibungskliniken dagegen klagen.

El Salvador

Abtreibung oder auch Fehlgeburten gelten als Mord. Auch Kinder und Frauen, die Opfer von Vergewaltigungen wurden, sind von dem Abtreibungsverbot nicht ausgenommen. Laut Gesetzgebung muss jede Schwangerschaft ausgetragen werde, auch wenn die körperlichen und psychischen Folgen verheerend sind. Schwangerschaftsabbrüche können mit Haftstrafen bis zu 40 Jahren geahndet werden.

Mexiko

Dort wurde Abtreibung vor kurzem entkriminalisiert: Demnach dürfen Abtreibungen im Frühstadium der Schwangerschaft sowie bei Vergewaltigung, Gefährdung der Gesundheit der Schwangeren oder lebensunfähigem Fötus nicht unter Strafe gestellt werden. Argentinien: Auch dort wurden Abtreibungen entkriminalisiert: Frauen dürfen bis zur 14. Woche abtreiben lassen. Dem Gesetz stimmten Abgeordnetenkammer und Senat im vergangenen Jahr zu.

Nicaragua

Ein neues Gesetz stellt seit 2008 Abtreibungen in jedem Fall und unter allen Umständen unter Strafe – auch dann, wenn das Leben der Mutter in Gefahr oder die Schwangerschaft aus einer Vergewaltigung entstanden ist. Lässt man den Eingriff trotzdem vornehmen, droht eine Strafe von ein bis zwei Jahren Haft.

Neuseeland

Schwangerschaftsabbrüche bis zur 20. Woche sind seit 2020 straffrei. Zuvor galten sie laut einem Gesetz aus dem Jahr 1961 als Straftat, den Ärzten, die sie durchführen, drohten bis zu 14 Jahre Gefängnis. Der Eingriff ist für Neuseeländerinnen kostenlos.