Menopause„Wechseljahre sind nicht das Ende, sondern der Beginn einer neuen Phase“

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Nach der Umbruchphase kehren Energie und Gelassenheit zurück. 

  • Die Wechseljahre sind für viele Frauen immer noch ein Tabu, sie wissen nicht, was genau mit ihnen passiert.
  • Angela Löhr betreibt Blog und Podcast zum Thema und findet, dass man mehr auf die guten Seiten dieser Zeit schauen sollte.
  • Am 27. Oktober ist sie bei den Women's Health Moments zu Gast. Hier erklärt sie, wie Frauen gut durch die Wechseljahre kommen.

Köln – Frau Löhr, Sie selbst sind schon mit Anfang 40 in die Wechseljahre gekommen und waren davon total überrascht. Welche Veränderungen haben Sie an sich bemerkt?

Angela Löhr: Ich hatte zu der Zeit ein ganzes Potpourri an Wehwehchen, die vorher alle nicht da waren. Kein Mensch hat das den Wechseljahren zugeordnet, darauf hat mich erst eine Gynäkologin gebracht, bei der ich mich untersuchen lassen habe. Ich war selbst sehr überrascht, weil ich noch so jung war. So geht es vielen Frauen. Ich fing an, nach Informationen zum Thema zu suchen und habe nur wenig gefunden. Also habe ich schließlich meinen eigenen Blog und Podcast gegründet und ein Buch darüber geschrieben. Je mehr ich mich damit beschäftigt habe, desto klarer wurde mir, dass Wechseljahre nicht nur Hitzewallungen, Schlafstörungen und das Ende der Menstruation bedeuten. In Wirklichkeit findet im Körper ein riesengroßer Umbau statt und vieles gerät durcheinander.

Wie kommt es, dass wir heute immer noch so wenig über die Wechseljahre wissen? Tatsächlich haben die Frauen unglaublich viele Fragen, das stelle ich häufig fest. Die Wechseljahre sind immer noch ein Tabuthema: Die meisten Frauen schieben das von sich und reden nicht darüber. Wahrscheinlich hängt das damit zusammen, dass bei uns das Älterwerden so stigmatisiert ist. Als Frau will man einfach nicht zu den Älteren gehören, aber mit den Wechseljahren muss man realisieren, dass man so ganz jung nicht mehr ist.

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Angela Löhr (52) ist Autorin, Kommunikationsberaterin und Schreibcoach und betreibt mit Lemondays.de einen Blog und Podcast rund um die Wechseljahre. 

Vielen Frauen ist aber auch nicht klar, dass die Wechseljahre so lange dauern. Man denkt einfach, dass man irgendwann seine Tage nicht mehr bekommt und fertig. In der Tat kann der Umbruch sechs bis zehn Jahre dauern. Das heißt aber nicht, dass man über so lange Zeit Beschwerden haben muss, aber der Körper braucht so lange, bis er sich komplett umgestellt hat und bis die Menopause – also das Ende der Blutung – tatsächlich eintritt. Auch danach kann es noch ein oder zwei Jahre dauern, bis alles wieder rund läuft.

Von welcher Altersspanne sprechen wir da? Bei den meisten Frauen beginnen die Wechseljahre mit Mitte 40, bei einigen sogar schon mit Ende 30. Die letzte Monatsblutung bekommen Frauen durchschnittlich mit etwa 52 Jahren.

Als klassische Symptome der Wechseljahre gelten Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen. Viele Frauen berichten auch von einem unregelmäßigen Zyklus und starken, schmerzhaften Blutungen. Unregelmäßigkeiten sind zu Beginn der Wechseljahre ein großes Thema, man kann nicht mehr mit der Menstruation planen. Oft werden in dieser Zeit die Abstände zwischen den Blutungen kürzer und die Blutungen stärker. Von Geburt an haben Frauen eine bestimmte Anzahl Eizellen im Körper, die im Laufe des Lebens bis zur Menopause immer weniger werden. Der Eisprung wird unregelmäßiger und seltener. Die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron, die die unterschiedlichen Phasen im Zyklus bestimmen, sind nicht mehr in Balance. Deshalb kommt es bei einigen zu längeren und stärkeren Blutungen und schlimmeren PMS-Beschwerden.

Was raten Sie Frauen mit diesen Beschwerden? Sie sollten sich auf jeden Fall ihrer Gynäkologin oder ihrem Gynäkologen anvertrauen. Es gibt für fast alle Beschwerden eine Lösung. Sprechen Sie auch mit Ihrer Umgebung, damit Partner, Familie, Freunde und Kollegen Bescheid wissen. Gehen Sie offen mit den Wechseljahren um und schämen Sie sich nicht dafür. Achten Sie auf eine gesunde Ernährung und essen Sie regelmäßig. Gehen Sie möglichst immer zur gleichen Zeit ins Bett und stehen Sie zur gleichen Zeit auf. Denn wenn wir aus der Balance sind, sind Routinen und ein regelmäßiger Rhythmus für den Körper ganz besonders wichtig. Es hilft auch, wenn irgendwie möglich, den Stress herunterzufahren, denn der ist ein großer Auslöser von PMS und Wechseljahresbeschwerden wie Schlafstörungen und Hitzewallungen. Der allerwichtigste Schritt ist aber, es zu akzeptieren: Sie können die Wechseljahre weder ignorieren noch verhindern, sie sind einfach da. Es hilft, sich zu sagen: Das ist kein Ende, sondern ein Wechsel in eine neue Lebensphase.

Was erwartet Frauen in dieser neuen Lebensphase? Bei den meisten Frauen lassen die Stimmungsschwankungen wieder nach und es tritt eine Gelassenheit ein, die man früher nicht hatte. Man besinnt sich auf sich selbst, kümmert sich mehr um sich und rennt keinen überhöhten Idealen mehr hinterher. So kann es gelingen, mehr in sich zu ruhen. Wenn man herausfindet, was einem guttut, ist auch der Druck von außen nicht mehr so groß, man muss nicht mehr so viel kämpfen. Auch die Energie kehrt irgendwann zurück. Es ist dann wieder Kraft und Lust da, nochmal was zu bewegen und zu machen. Nicht umsonst starten viele Frauen in ihren 50ern noch einmal neu durch und verwirklichen ihre Träume. Wir sind ja noch lange nicht am Ende, wenn wir in den Wechseljahren sind.

Sollten wir also lieber den Fokus auf die guten Seiten der Wechseljahre legen? Es ist noch eine lange Zeit, die da kommt. Es lohnt sich, darüber nachzudenken, was man damit noch anfangen will.

Buchtipp: Angela Löhr: „Crazy, sexy Wechseljahre. Dein Start in die spritzigste aller Lebensphasen“, Trias-Verlag, 192 Seiten, 17,99 Euro

Veranstaltungstipp: Am 27. Oktober ist Angela Löhr in der Zeit von 18.30 Uhr bis 20.30 Uhr als Referentin bei den Women’s Health Moments zu Gast und beantwortet Fragen rund um die Wechseljahre. Die Veranstaltung ist kostenlos und findet online statt. Weiteres Thema dieses Abends ist gesunder Schlaf. Referentin Birgit Schröder informiert darüber, wie wichtig es dafür ist, Darm und Leber in Einklang zu bringen. Weitere Informationen und Tickets finden Sie hier: www.moments.womenshealthday.de