Günstig bis LuxuslinerDas sind die Camping-Trends auf dem Caravan-Salon

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Caravaning boomt. Ein Highlight der Düsseldorfer Messe: Der Frankia Titan Next. 

Einst galt Urlaub im Caravan auf dem Campingplatz als Inbegriff deutscher Kleinbürgerlichkeit. Wohnwagen mit Schränken in „Eiche-rustikal-Optik“ verkörperten das Image des Gelsenkirchener Barock. Wohnwagen, das war was für Menschen, die sich kein Hotel leisten können, war ein gängiges Klischee. Diese Zeiten sind vorbei. Ja, sie haben sich ins Gegenteil verkehrt. Wir erklären wie es zu dem Wandel kam, und stellen Ihnen die Trends der Düsseldorfer Caravan-Messe vor.

Der Durchschnittspreis eines Wohnwagens liegt bei 22.000 Euro, der wesentlich begehrterer Wohnmobile bereits bei fast 74.000 Euro. War ein Fünfer-BMW einst ein Status-Symbol der Aufsteiger-Klasse, so ist es heute eindeutig das Wohnmobil – entsprechende Marke und Ausstattung inbegriffen. Wie es zu dem Wandel kam? Schon lange vor Corona zeigte sich ein Trend, alte Feuerwehrfahrzeuge oder Bullys selbst zum Wohnmobil umzubauen und mit diesen recht preiswerten Großfahrzeugen weite, teils abenteuerliche Reisen zu unternehmen. Diverse Blogger posten auf eigenen Internetseiten oder bei Instagram Bilder und Berichte davon, wie sie mit Rundhaubern oder Unimogs aus den 1970ern durch Wüsten reisen.

78.000 neue Wohnmobile im Jahr 2020 verkauft

Doch nicht Jedermann ist in der Lage, aus einem fast schrottreifen Alt-Lkw ein Reisemobil zu erschaffen. Und so greifen viele zu einem Neufahrzeug, das bereits ab Werk über alle Annehmlichkeiten eines Campers verfügt. So stieg die Zahl der neu zugelassenen Wohnmobile in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres um fast 14 Prozent auf knapp 58.000. Und das auf extrem hohem Niveau. Allein im Corona-Jahr 2020 wurden in Deutschland 78.000 neue Wohnmobile verkauft. Das sind 45 Prozent mehr als 2019, dem letzten Jahr vor der Pandemie. Hätten die Freizeitfahrzeughersteller nicht wie viele andere Industrien Lieferprobleme durch Rohstoffmangel, könnten die Zahlen wohl noch deutlicher ausfallen.

Die Lockdowns in der Corona-Krise scheinen dem Wohnmobil – quasi als fahrender Quarantänezelle – einen besonderen Schub gegeben zu haben. „Die Urlaubsform Caravaning erlebt seit fast einem Jahrzehnt enormen und kontinuierlich wachsenden Zulauf. Die Corona-Pandemie hat den Trend zu individuellem, autarkem Urlaub und regionalen Reisen noch einmal verstärkt“, sagt Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer des Caravaning-Industrieverbands (CIVD).

Größte Campingmesse der Welt in Düsseldorf 

In Düsseldorf findet vom 28. August bis zum 5. September der Caravan-Salon, die größte Camping-Messe der Welt statt. Alle nennenswerten Hersteller sind vertreten. Fast das gesamte Messegelände ist belegt. Besucher müssen geimpft, genesen oder getestet sein, vor Ort ist kein Test möglich. Ebenfalls gibt es dieses Jahr nur Online-Tickets und keinen Vor-Ort-Verkauf.

Caravan-Salon 2021

Die Messe findet vom 28. August bis zum 5. September (8.30 bis 18.30 Uhr) auf dem Düsseldorfer Messegelände statt.

Tickets kosten 15 Euro für Erwachsene, ermäßigt (Schüler, Studenten) elf Euro, fünf für Kinder unter zwölf, sie können diesmal nur online gebucht werden: www.caravan-salon.de

Wer im eigenen Caravan übernachten will, bucht auf der Homepage einen Stellplatz auf dem Messeparkplatz (Caravan-Center P1). Im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr gelten Eintrittskarten als kostenfreie Fahrkarten zweiter Klasse.

Wir verlosen 5x2 Tickets für den Caravan-Salon. Schreiben Sie bis Freitag, 27. August, 15 Uhr, eine E-Mail, Stichwort „Caravan“, an

ksta-magazin@dumont.de 

Das Wohnmobil hat dem Wohnwagen den Rang abgelaufen, was die Beliebtheit bei den deutschen Urlaubern angeht. Allerdings fällt das Ergebnis je nach Kategorie höchst unterschiedlich aus. Bestseller sind auf jeden Fall die so genannten Kastenwagen. Damit gemeint sind Fahrzeuge, bei denen Bett, Küche und weitere Ausrüstungsteile in der serienmäßigen Blechkarosserie untergebracht werden. Darunter fallen neben Klassikern wie dem VW Bus oder dem Ford Transit auch Fahrzeuge diverser anderer Hersteller, auch größere, wie etwa der in Düsseldorf gebaute Mercedes Sprinter.

Alltagstauglicher Kastenwagen

Die Vorteile des Kastenwagens sind der vergleichsweise niedrige Preis und die Möglichkeit, ihn wegen seiner kompakten Ausmaße auch im Alltag als Auto-Ersatz nutzen zu können. Durch Hochdächer bei einigen Fahrzeugen wird zwar die Alltagstauglichkeit eingeschränkt, dadurch aber aufrechtes Stehen im Fahrzeug ermöglicht. Einige Modelle setzen auf Klappdächer. Die Hälfte der Wohnmobil-Neuzulassungen waren 2021 Kastenwagen. Und etwa ein Drittel der neuen Wohnmobile entfallen auf das Segment der „Teilintegrierten“.

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Dabei bleibt das Fahrerhaus des Ursprungsfahrzeugs erhalten, der Wohnbereich aber besteht aus einem rechteckigen Aufbau. Oft sind die Fahrersitze drehbar, so dass auf dem Campingplatz auch der Fahrerraum genutzt werden kann. Im Gegensatz zu größeren Modellen gibt es meist aber nur ein festes Bett. Da kann ein Fahrzeug mit Alkoven, also einem festen Bett über dem Fahrerhaus helfen. Solche Modelle geraten aber – auch wegen der schlechten Aerodynamik – etwas ins Abseits. Ihr Anteil ist auf fast fünf Prozent gefallen. Die Königsklasse sind integrierte Wohnmobile, die größten Fahrzeuge – und entsprechend auch die teuersten.

Die Trends der Caravan-Messe

La Strada Nova EB: Robuster Typ mit Allradantrieb

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La Strada Nova, ein Mercedes Sprinter aus Düsseldorf.

La Strada Nova klingt zwar exotisch, ist aber eines der wenigen Reisemobile aus der Region, also zumindest die Basis. Denn alle geschlossenen Mercedes Sprinter entstehen im Düsseldorfer Daimler-Werk. Dennoch  ist der Nova nicht unbedingt ein Lieferwagen von der Stange. Die hier gezeigte Version ist das Spitzenmodell mit Allradantrieb statt dem serienmäßigen Heckantrieb. Das ermöglicht diesem Sprinter auch die Fahrt abseits befestigter Wege und Straßen. Mit automatischen Bremseingriffen kann der elektrische Allradantrieb laut Herstellerangaben die Wirkung von bis zu drei Differentialsperren simulieren: Längssperre, Hinterachs- und Vorderachssperre. Für die Wüstentour ist der Nova M also genauso geeignet wie für Abenteuerfahrten  in den Kaukasus.  Das Fahrzeug ist ein so genannter Teilintegrierter. Will heißen: Die Sprinterkarosserie wird erweitert durch den Wohnaufbau in langlebiger Monocoque-Bauweise aus glasfaserverstärktem Kunststoff.  Das ermöglicht eine recht gute Isolierung, was besonders bei Fahrten in kälteren Regionen ein enormer Vorteil ist. Angetrieben werden alle Sprinter aus dem Hause La Strada entweder mit 163 oder mit 190 PS starken Daimler-Motoren. Sie entsprechen alle der aktuellsten Abgasnorm Euro 6, wodurch auch der Besuch von Innenstädten mit Umweltzone nach deutschem Recht möglich ist. Der Nova M bietet insgesamt drei Schlafplätze und ist etwa zehn Zentimeter länger als sein Vorgängermodell. 

Der La Strada Nova M 4x4 ist ab Preisen von 113 380 Euro zu haben und wiegt 4,1 Tonnen.

Karmann-Mobil Davis: Kastenwagen sind stark gefragt

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Dieses Fahrzeug von Karmann basiert auf dem Fiat Ducato – hier in der Farbe Lanzarote Grey.  

Dieses Modell von Karmann steht repräsentativ für die inzwischen mit großem Abstand beliebteste Kategorie an Wohnmobilen: die Kastenwagen. Damit werden Fahrzeuge bezeichnet, die weitestgehend normalen Transporter- oder Busmodellen der Autohersteller entsprechen. Im Prinzip haben sie also die gleichen Ausmaße wie Serienfahrzeuge. Entsprechend groß ist das Angebot. Vorteilhaft sind die überschaubaren Abmessungen. Zum einen gibt es die kleineren Fahrzeuge wie den Klassiker VW Bus oder Fahrzeuge wie Ford Transit, Renault Traffic, Opel Vivaro und diverse andere. Mehr Raum und damit mehr Aufenthaltsqualität als Wohnmobil bieten die etwas größeren Kastenwagen: Sie basieren auf Fahrzeugen, die man von Paketdiensten kennt. Bekannte Modelle sind Mercedes Sprinter, VW Crafter, der baugleiche MAN TGE oder eben der Bestseller Fiat Ducato. Diesen verwendeten auch die Karosseriespezialisten von Karmann für den hier gezeigten Davis. Der hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen und kann daher noch gerade mit dem Führerschein der Klasse B gefahren werden, also dem Standard-Autoführerschein. Der hier gezeigte Trendstyle 590 hat als Extras eine 4-Kilowatt starke Dieselheizung und Gimmicks wie eine elektrische Trittstufe und Außenlicht. 

Der Karmann-Mobil Davis Trendstyle 590 kostet ab etwa 49 000 Euro. 

Frankia Platin Final Six: Luxusliner mit Sechs-Zylinder-Motor

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Der PLATIN FINAL SIX überzeugt mit einem kraftvollen 6-Zylinder-Motor.

Das Modell von Frankia ist etwas für den anspruchsvollen Camper. Als Camping kann man eine Reise mit diesem vollintegierten Riesending allerdings kaum noch bezeichnen. „Integriert“ oder „vollintegriert“ heißt in der Caravaning-Sprache ein Fahrzeug mit einem komplett vom Wohnmobilhersteller gebautem Aufbau. Vom Ursprungsfahrzeug bleibt im Grunde nur Fahrgestell und Armaturenbrett. Allein der Mercedesstern im Kühlergrill erinnert daran, dass unter dem Frankia die Technik eines Sprinters von Mercedes-Benz steckt. Seit fünf Jahrzehnten arbeitet Frankia aus Oberfranken mit den Stuttgartern zusammen. Für Preise ab 180 000 Euro bietet der Platin Final Six Luxus, den manche nicht einmal zuhause haben. Unter der Haube arbeitet ein Sechszylinder-Motor mit 190 PS. Das feste Bett im Heck bietet bequeme Ausmaße. Der Innenraum ist durchgängig mehr als zwei Meter hoch und stufenlos. Viel Freiraum bietet eine Längssitzgruppe, daneben ist die ebenfalls längs eingebaute Küche. Die Polsterung ist aus braunem Echtleder. Das Fahrzeug hat Luftfedern hinten und Dämpfer vorn. Neben einer elektrischen Trittstufe gibt es eine ebenfalls elektrische Markise mit LED-Beleuchtung. Für angenehme Temperaturen sogt eine Klimaanlage. Im Wohnraum gibt es einen 32-Zoll-Flachfernseher mit Auszugsarm. Das Fahren im Frankia ähnelt schon eher dem im Reisebus. Er ist acht Meter lang, 3,23 Meter hoch und 2,30 Meter breit. Außerdem ist der kleine Lkw-Führerschein der Klasse C1 erforderlich (alte Klasse 3). 

Der Frankia Platin Final Six kostet ab 179 900 Euro.

Wohnwagen Beachy (Hobby): Strandgefühl auf Rädern

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Mit seinem günstigen Preis soll der Beachy eine junge Zielgruppe ansprechen. 

Verglichen mit den anderen Fahrzeugen für Camper ist der Beachy ein echtes Schnäppchen. Fairerweise sei aber auch gesagt, er ist ein Wohnwagen und kein Wohnmobil. Sprich: Man braucht ein Auto mit Anhängerkupplung, das knapp eine Tonne Gewicht ziehen darf. Denn der Beachy darf maximal 950 Kilogramm wiegen. Sie haben keinen Führerschein für einen Anhänger? Das dürfte beim Beachy kein Problem darstellen. Denn verglichen mit anderen Caravans ist er mit unter 1000 Kilogramm ein Leichtgewicht. Und für den Führerschein der Klasse B gilt, was viele nicht wissen: Falls Anhänger und Auto zusammen eine maximal zulässige Gesamtmasse von 3.500 Kilogramm nicht überschreiten, darf man ihn ziehen. Wer also ein Fahrzeug der gehobenen Mittelklasse (etwa 5er BMW) fährt, bleibt mit dem Beachy unter der kritischen Grenze. Markenkern des Beachy ist seine Einfachheit, angelehnt an die Wohnwagen der 1960er Jahre. Statt Hängeschränken gibt es Körbe und Spanngurte. Besonders am Beachy ist, dass er eine zweite Tür am Heck hat. Für die Klamotten hat er einen kleinen begehbaren Kleiderschrank, den man (wer will) per „Port a Potti“ zur Reisetoilette umbauen kann. Die runde Form lässt ihn sich von anderen Wohnwagen deutlich abheben. Mit dem Beachy zielt die Marke Hobby auf junge Kunden. 

Der Beachy vom Caravanhersteller Hobby ist für Preise ab 12 950 Euro zu haben.