Ewiges StreitthemaFenster bei Hitze offen oder geschlossen halten – was ist besser?

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Ein gekipptes und ein geschlossenes Fenster in einem Raum.

Fenster bei Hitze auf oder geschlossen halten? Nicht einfach zu beantworten.

Bei Hitze Fenster geschlossen halten – diesen Rat widerlegt Wetterexperte Jörg Kachelmann seit Jahren hartnäckig. Aber was ist nun richtig?

Es scheint ein Dauerbrenner in heißen Zeiten zu sein: Immer dann, wenn die Temperaturen steigen, bemüht sich der Meteorologe Jörg Kachelmann darum, die Menschen – und vor allem Ältere – zum Lüften zu bewegen. Seine Meinung zu dem Thema hat in den vergangenen Jahren schon zu mancher Auseinandersetzung in den sozialen Netzwerken geführt. Bei den jüngst hohen Temperaturen meldete er sich bei Twitter erneut zu Wort.

Oma und Opa würden bei geschlossenem Fenster im Sommer schneller sterben, prophezeit der Wetter-Experte. „Fenster zu“, beschwören die anderen, wie die Verbraucherzentrale NRW, um die Hitze vermeintlich auszusperren. Was ist nun richtig? Und was kann man noch tun, um die Wohnung abzukühlen?

Lüften bei Hitze: Durchzug oder Fenster zu?

Kachelmann und andere Wetter-Experten, wie Hana Hofman sagen: Bei Hitze mache Fenster schließen nur in Wohnungen Sinn, in denen sich tagsüber niemand aufhält. Gerade für ältere Menschen sei es sogar gefährlich, die Fenster geschlossen zu halten – wegen der hohen Luftfeuchtigkeit.

In einem Blogeintrag schrieb Kachelmann schon 2018:  „Es ist dunkelster Aberglaube, dass man Fenster schließen soll, sobald es draußen wärmer ist als drin. Sie produzieren drin zu viel Feuchtigkeit und Kohlendioxid bei stehender Luft.“ Durchzug sei also wichtig, um Schweiß und Luftfeuchtigkeit aus den Räumen zu transportieren. Nur so bleibe die Raumatmosphäre angenehm.

Hitze im Sommer bekämpfen: Das sagen die Verbraucherzentralen

Durchzug kühle zwar den Menschen, weil der Schweiß verdunste, aber das Zimmer werde aufgeheizt, sagen Experten der Verbraucherzentralen. Und raten dazu, an heißen Tagen alle Fenster tagsüber geschlossen zu halten. Und wenn, dann nur sehr kurz zu öffnen, um sauerstoffhaltige Luft reinzulassen. Dafür sollte man nachts möglichst ausgiebig querlüften, vor allem dann, wenn es mehrere Hitzetage in Folge gibt. Das kühlt die schweren Bauteile im Haus, sodass sie sich am folgenden Tag nicht zu sehr aufheizen. 

Die goldene Mitte gegen aufgeheizte Räume im Sommer

Wie so oft scheint ein Mittelding der richtige Weg: Immer mal wieder durchlüften, und nicht gerade am Mittag, wenn die Sonne ungehindert in einen Raum scheint. Dann ist eine Kombination aus offenem Fenster und (halb) heruntergelassenen Rollläden besser. Und: Wer ausreichend lüftet, hebt nicht nur die Luftqualität, auch die Schimmelgefahr sinkt.

Tipp der Verbraucherzentrale: Wärmequellen ausschalten

Dieser Tipp der Verbraucherzentralen spart nicht nur Energie, er ist auch ein guter Schutz gegen die Hitze: das Umstellen der Heizung auf Sommerbetrieb. Denn im Normalbetrieb wird heißes Wasser durch die Heizungsrohre gepumpt, selbst wenn die Thermostate der Heizkörper ausgeschaltet sind, was die Räume erwärmt. Beim Umstellen auf Sommerbetrieb wird die Heizkörperversorgung abgeschaltet, die Rohre bleiben kalt.

Auch Elektrogeräte sollten aus diesem Grund vollständig abgeschaltet werden, denn sie laufen warm. Zwar strahlen die meisten Elektrogeräte im Haushalt nicht sehr viel Wärme ab, aber in der Summe kann es schon etwas bewirken, wenn Fernseher, Computer und Küchengeräte ausgeschaltet werden, sobald sie nicht mehr genutzt werden. Vor allem Backöfen produzieren viel Wärme und erhöhen die Luftfeuchtigkeit, was die Hitze noch belastender macht. Deshalb sollte man, wenn man nicht ganz darauf verzichten möchte, besser in den kühleren Morgen- oder Abendstunden backen.

Gegen Hitzestau in der Wohnung: Teppich einrollen und Pflanzen aufstellen

Bewohner südlicher Länder bevorzugen Fliesen oder Holzbeläge, die eher nicht mit Teppichen belegt sind. Durch die nämlich wird die massive Fußbodenkonstruktion vom Rest des Raumes entkoppelt. Das heißt, wenn gelüftet wird, erreicht die kühle Luft den Fußboden nicht und die Wärme staut sich darin. Etwas Abkühlung können auch Zimmerpflanzen in den Wohnraum bringen, vor allem solche mit großer Oberfläche wie Einblatt, Nestfarn und Zyperngras geben kühlende Feuchtigkeit an die Umgebung ab. (mit dpa)