Belgien und fast ganz HollandWas bedeuten die Reisewarnungen für den Herbsturlaub?

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Radeln durchs Wasser: Überall in den Niederlanden gibt es außergewöhnliche Rad-Erlebnisse, wie hier in Limburg.

  • Nachdem vergangene Woche zuerst ganz Belgien zu Corona-Risikogebiet erklärt wurde, gilt nun auch für fast die ganze Niederlande eine Reisewarnung.
  • Kurz vor den Herbstferien schwinden immer mehr mögliche Reiseziele.
  • Was bedeuten die Reisewarnungen? Kann man noch durch Belgien zur Ferienunterkunft in Zeeland fahren? Die wichtigsten Fragen und Antworten lesen Sie hier.

Köln – In Nordrhein-Westfalen beginnen mit dem Wochenende die Herbstferien. Viele Familien nutzen die Zeit für eine kurze Auszeit am Meer. Doch die Bundesregierung hat weitere Länder zu Risikogebieten erklärt. Die möglichen Urlaubsziele schwinden.

Für die Niederlanden gilt bis auf eine der zwölf Provinzen eine Reisewarnung. Mit der Einstufung der Provinz Limburg als Corona-Risikogebiet betrifft es nun neben Belgien auch alle fünf niederländischen Provinzen, die an Deutschland grenzen. Kann man noch durch ein Risikogebiet zur Ferienunterkunft in Zeeland fahren? Was bedeuten die Reisewarnungen?

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Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Für wo gelten neue Reisewarnungen?

Die Bundesregierung hat ganz Rumänien, Tunesien, Georgien und Jordanien sowie einzelne Regionen in sieben EU-Ländern zu Corona-Risikogebieten erklärt. Das Robert Koch-Institut aktualisierte seine Risikoliste am Mittwochabend entsprechend. Darauf sind jetzt elf niederländischen Provinzen zu finden. Am Mittwoch kam Limburg hinzu, Zeeland an der Nordseeküste ist die einzige der zwölf niederländischen Provinzen, die noch kein Risikogebiet ist.

Erstmals wurden Teile der Slowakei zu Risikogebieten erklärt. In Slowenien kam unter anderem die Hauptstadt Ljubljana hinzu, außerdem Regionen in Kroatien, Ungarn, Litauen und Bulgarien. Das Auswärtige Amt sprach für alle diese Gebiete auch eine Reisewarnung aus.

In Großbritannien wurden mit Wales und Nordirland bereits letzte Woche Mittwoch die ersten Regionen auf die Risikoliste des RKI gesetzt. Am vergangenen Freitag kamen Schottland und die drei nordenglischen Regionen North West, North East und Yorkshire and the Humbers hinzu.

Auch Belgien, Island und einzelne Regionen in weiteren europäischen Ländern wurden wegen steigender Infektionszahlen bereits letzte Woche Mittwoch zu Corona-Risikogebieten erklärt. In Frankreich kamen die Regionen Pays de la Loire und Burgund (Bourgogne) hinzu. Damit ist im größten Nachbarland Deutschlands nur noch die einst besonders stark von der Pandemie betroffene Grenzregion Grand Est von der Einstufung als Risikogebiet ausgenommen.

Es wurden aber auch zwei Regionen wieder von der Risikoliste gestrichen: Die auch bei deutschen Urlaubern beliebte Insel Korsika und eine Region in Kroatien.

Welche Urlaubsregionen sind in den Niederlanden betroffen?

Die Bundesregierung rät von nicht notwendigen, touristischen Reisen in die Niederlanden ab – ausgenommen ist allein die Provinz Zeeland. Zuvor galten Reisewarnungen nur für die Provinzen Nordholland, Südholland und Utrecht. Zu Nordholland gehört die Stadt Amsterdam sowie Alkmaar und Haarlem. Ebenfalls zu Nordholland gehört die beliebte Urlaubsinsel Texel und der Küstenort Zandvoort. In Südholland befinden sich Den Haag, Rotterdam, Leiden und Dordrecht. Hier liegen auch Katwijk und Noordwijk. Auch die beliebten zu Frysland gehörigen Wattinseln sind von der Reisewarnung betroffen.

Wie hoch sind die Corona-Infektionszahlen?

In den niederländischen Provinzen liegen die Inzidenzen derzeit bei mehr als 50 Fällen pro 100.000 Einwohner auf sieben Tage. Nach den europäischen Zahlen des European Centre for Disease Prevention and Control liegt der Wert für die ganzen Niederlande bei mehr als 120 Fällen in den letzten 14 Tagen pro 100.000 Einwohner.

Wo kann ich in den Niederlanden noch Urlaub machen?

Ausgenommen ist das beliebte Urlaubsziel Zeeland. Hierzu gehört sowohl die Hauptstadt Middelburg als auch die Küstenstadt Vlissingen. Populär sind hier auch die Strände bei Renesse, Domburg und Cadzand. 

Generell gilt, dass Reisende aus Ländern, deren Gesundheitsrisiko gleich oder niedriger als das der Niederlande eingestuft ist, einreisen können. Deutschland ist nach dem niederländischen Index gleich eingestuft.

Welche Maßnahmen gelten in den Niederlanden?

Seit dem 29. September gelten in den Niederlanden für zunächst drei Wochen wieder strengere Maßnahmen. Restaurants und Cafés müssen um 22 Uhr schließen und dürfen ab 21 Uhr niemanden mehr einlassen. Besuche zu Hause, im Garten oder auf dem Balkon sind auf drei Gäste beschränkt. In anderen Gebäuden als der eigenen Wohnung dürfen sich maximal vier Personen treffen – ausgenommen sind Kinder bis einschließlich 12 Jahre. In öffentlichen Verkehrsmitteln gilt Maskenpflicht ab einem Alter von 13 Jahren, ansonsten ist ein Mindestabstand von 1,5 Metern zu anderen Menschen überall einzuhalten.

Kann ich durch Risikogebiete in den Niederlanden oder durch Belgien durchfahren?

Durchreisen durch Risikogebiete sind möglich. So lange man sich dort nicht aufgehalten hat, gilt bei der Rückkehr nach Deutschland keine Quarantänepflicht. Sowohl zwischen den Niederlanden und Deutschland und Belgien und Deutschland sind die Grenzen offen. Die belgische Polizei kontrolliert stichprobenartig an den Landesgrenzen, ob das „Public Health Passenger Locator Form“ ausgefüllt wurde. Für Durchreisende, die sich weniger als 48 Stunden in Belgien aufhalten, ist das Formular allerdings nicht verpflichtend.

Was müssen Reiserückkehrer beachten?

Rückkehrer aus Risikogebieten müssen sich testen lassen und in Quarantäne, bis das Ergebnis da ist.

Bund und Länder beraten derzeit über Änderungen der Regeln für Reiserückkehrer aus Risikogebieten. So könnte ab Mitte Oktober eine fünftägige Quarantänepflicht gelten und eine Testung erst am fünften Tag nach der Rückkehr erfolgen. Das kann dann eine knappe Woche Quarantäne bedeuten. Gleichzeitig ist eine Verkürzung der Quarantäne von 14 auf zehn Tage im Gespräch.

Derzeit gilt die Corona-Einreise Verordnung allerdings bis zum 31. Oktober. Änderungen sind laut dem NRW-Gesundheitsministerium „nicht zuletzt aufgrund des dynamischen Infektionsgeschehens“ jeder Zeit möglich.

Was ist mit Belgien?

Für ganz Belgien gilt eine Reisewarnung. Dies ist zwar kein Verbot, soll aber eine möglichst große abschreckende Wirkung auf Touristen haben. Außerdem müssen Reisende nach Belgien innerhalb von 48 Stunden vor Einreise ein elektronisches „Public Health Passenger Locator Form“ ausfüllen und elektronisch versenden.

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In Brüssel gilt eine Maskenpflicht im gesamten öffentlichen Raum, im Rest des Landes unter anderem in öffentlichen Verkehrsmitteln, in Geschäften, zum Teil in Einkaufsstraßen sowie beim Betreten von Cafés und Restaurants. Wer trotzdem reist, sollte beachten, dass für Einreisende aus der Region rund um Köln in Belgien eine siebentägige Quarantäneempfehlung gilt.

Für welche Länder liegen keine Reisewarnungen vor?

Als Risikogebiet gelten derzeit 127 Länder ganz und15 teilweise. Für mehr als 40 weitere Länder wird unabhängig von der Infektionslage von Reisen abgeraten. Der Grund: Dort gelten noch Einreisebeschränkungen, Quarantäneregeln oder eine Ausreisesperre in die EU.

Unter dem Strich bleiben nur noch wenige Länder übrig, für die weder vor Reisen gewarnt noch von ihnen abgeraten wird. Dazu zählen die beliebten Urlaubsländer Italien, Griechenland, Zypern und Malta.

Georgien war bis Mittwoch das einzige Land außerhalb Europas, für das weder vor Reisen gewarnt noch davon abgeraten wurde. Jetzt gibt es keins mehr. Tunesien zählt neben Ägypten und Marokko zu den nordafrikanischen Reisezielen, die außerhalb der Sommermonate attraktiv für deutsche Urlauber sind. Das Auswärtige Amt hatte bereits von Reisen dorthin abgeraten, jetzt wurde das Land auch auf die Risikoliste gesetzt.

Können gebuchte Reisen storniert werden?

Sobald das Reiseziel zu einem Risikogebiet wird, können Pauschalreisen kostenlos storniert werden. Da aber deutsche Touristen in den Niederlanden Ferienhäuser oder Hotelzimmer oft einzeln buchen, kommt es auf die vereinbarten Stornierungsbedingungen an. (mit dpa)