Infografik

Nach der Europawahl
So stark ist der Rechtsruck in der Region um Köln

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau mit Europa-Hoodie wirft ihren Stimmzettel in die Urne.

Eine Frau mit Europa-Hoodie wirft ihren Stimmzettel in die Urne. In Deutschland haben viele Leute bei der Europawahl gewählt. (Symbolbild)

Europa hat gewählt – und zwar deutlich mehr rechts als 2019. Wie sieht das in der Region um Köln aus? Wir geben einen Überblick.

Keine zehn Prozent trennen die Siegerin der Europawahl in Deutschland, die CDU, von der erstmals bundesweit zweitstärksten Kraft bei einer Europawahl, der AfD. In ganz Europa ist der Rechtsruck deutlich – und wird deutlicher, je mehr Ergebnisse der Mitgliedsstaaten endgültig ausgezählt werden.

Zwar kann sich die Europäische Volkspartei (EVP), zu der auf europäischer Ebene auch die CDU/CSU gehört, als stärkste Fraktion im Europäischen Parlament behaupten, in mehreren europäischen Ländern gewinnen rechte Parteien aber deutlich. Italien mit Giorgia Melonis Fratelli d'Italia, das Rassemblement National mit Marine LePen in Frankreich, die FPÖ in Österreich hinter Harald Vilimsky. 

Europawahl: AfD in 22 Gemeinden der Region zweitstärkste Kraft

23,7 Prozent der Stimmen bekam die CDU bundesweit – hätten alle Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik so gewählt, wie in Ostdeutschland, hätte die AfD die Wahl gewonnen und sogar mit einem größeren Anteil der Stimmen. Im Osten Deutschlands, inklusive Berlin, kam die Partei, die kurz vor der Wahl noch aus dem rechtspopulistischen Parteienbündnis EKS und ID ausgeschlossen worden war, auf mehr als 27 Prozent. 

In NRW und der Region sehen die Verhältnisse anders aus, allerdings längst nicht mehr so deutlich wie noch bei der Europawahl 2019. Während in allen Kommunen und Gemeinden der Region um Köln die CDU die meisten Stimmen bekam (abgesehen von Köln, dort siegten die Grünen), liegt die AfD immerhin in 22 von 64 Kommunen auf Platz zwei.

Anders als bei Bundestags- oder Kommunalwahlen werden bei der Europawahl keine Wahlbezirke gewonnen oder verloren, alle Stimmen zählen zum deutschen Gesamtergebnis. Dementsprechend groß ist die Differenz zwischen NRWs Stimmenverteilung – die AfD kommt hier auf 12,7 Prozent und liegt auf Platz vier hinter CDU, SPD und Grünen – und manchen Einzelergebnissen. 

AfD in der Region: Meiste Stimmen in Waldbröl, wenigste in Bonn

Die meisten Stimmen gaben die Waldbröler und Waldbrölerinnen für die rechte Partei ab. Fast ein Viertel der Wählenden machten ihr Kreuz für die Partei von Spitzenkandidat Maximilian Krah, von dem sich die Partei am Morgen nach der Wahl distanzierte. Krah war wegen möglicher Verbindungen zu Russland und China zuletzt besonders umstritten. Nach seinen Äußerungen zur nationalsozialistischen SS hatte die ID-Fraktion die Abgeordneten der AfD ausgeschlossen.

In Elsdorf, bei der Europawahl 2019 noch die Hochburg der Region für die Partei, steigerte die AfD ihr Ergebnis um drei Prozentpunkte auf 19,7 Prozent. Waldbröl hingegen verdoppelte den Anteil der AfD-Stimmen. 

Europawahl 2024: NRW-AfD sendet zwei Abgeordnete nach Brüssel

Besonders im Oberbergischen Kreis und im Kreis Euskirchen nähern sich die Werte zwischen Wahlsieger und der AfD an. Hier ist die rechte Partei in den meisten Gemeinden die zweitstärkste Kraft. 

Bei der Europawahl 2019 waren 13,3 Prozent der Stimmen das stärkste Ergebnis für die Rechten in der Region. Bei der Europawahl 2024 unterschreitet die AfD dieses Ergebnis überhaupt nur noch in wenig mehr als der Hälfte der Gemeinden. Die wenigsten Stimmen bekam sie von den Bonnerinnen und Bonnern (6,7 Prozent), gefolgt von Köln (7,3 Prozent) und Bad Honnef (8,1 Prozent).

Zwei Politikerinnen oder Politiker vertreten die AfD diesen Ergebnissen entsprechend zukünftig in Europa. Insgesamt senden die Rechtspopulisten 15 Mitglieder ins Europäische Parlament. Weder Spitzenkandidat Krah noch der Listenzweite, Petr Bystron, werden darunter sein.