Hummeln aus Belgien als BestäuberDom-Escher Landwirt baut im großen Stil Erdbeeren an

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Erdbeerhof rumänische Erntehelferin

Eine Schale nach der anderen füllen die Erntehelferinnen und -helfer, hier Ancuta Iacoban.

Euskirchen-Dom-Esch – Florentina und Elsanta wachsen bei Heiner Rothkopf weder im Freiland noch im Tunnel. Nein, der Landwirt aus Dom-Esch baut seine Erdbeeren im Gewächshaus an. In der Region ist er einer der Wenigen, die diese Methode im großen Stil anwenden. Sie ermöglicht es ihm, sieben Monate am Stück im Jahr zu ernten.

2000 hatte Rothkopf begonnen, Tomaten und Feldsalat im Gewächshaus zu ziehen. Weil aber die Wärme liebenden Tomaten einen hohen Energieeinsatz verlangten, stieg er sechs Jahre später auf Erdbeeren um. Ein Schritt, den er trotz gestiegener Energiepreise nicht bereut hat. Der Jahresverbrauch in seinen Gewächshäusern, die mittlerweile eine Fläche von 35.000 Quadratmetern umfassen und Platz für etwa 200.000 Pflanzen bieten, beläuft sich auf 1,2 Millionen Kilowattstunden Erdgas.

Großes Angebot drückt den Preis bei Erdbeeren

Auch wenn die Energiekosten regelrecht explodiert sind: „Höhere Preise, die eigentlich logisch wären, lassen sich im Handel nicht durchsetzen“, sagt der 52-Jährige mit Blick auf die großen Lebensmittelkonzerne, die nach seinen Angaben bis weit ins Frühjahr hinein Ware aus dem Ausland beziehen. Die Folge: „Das Angebot ist groß und das drückt den Preis“, erklärt der Landwirt, der seine Produktionskosten mit 4,40 Euro je Kilogramm Erdbeeren beziffert.

Früchte mit einem Durchmesser unter 25 Millimetern braucht der Dom-Escher gar nicht erst anzubieten: „Die nimmt mir der Handel nicht ab.“ Rothkopfs Erdbeeren wachsen in einem Kokos-Torf-Substrat in Kästen, die an Stangen von der Decke hängen. In etwa 1,50 Meter Höhe lassen sich die Früchte vergleichsweise bequem pflücken. Die Erntehelferinnen und -helfer stehen in aufrechter Haltung in den Gängen zwischen den Kastenreihen, während sie mit ihren flinken Fingern eine Schale nach der anderen füllen.

Erdbeerhof Heiner Rothkopf

Die Erdbeeren, die Heiner Rothkopf produziert, gelangen zum einen über Supermärkte zu den Verbrauchern, zum anderen über den Hofladen und weitere Verkaufsstellen seiner Schwägerin Regina Rothkopf.

„Die Arbeit ist rückenschonend“, sagt Heiner Rothkopf und verweist auf weitere Vorteile der hängenden Kultur, wie er seine Anbaumethode nennt. An ihren langen Ranken reifen die Erdbeeren ohne Bodenkontakt. So bleiben sie sauber und die Belichtung ist optimal, was zu einer gleichmäßigen roten Färbung führt. „Hinzu kommt, dass die Pilzgefahr nicht so hoch ist wie beim Freiluftanbau“, ergänzt der Landwirt. „Um zwei bis drei Spritzungen im Jahr komme ich trotzdem nicht herum.“

Erntehelfer kommen aus Rumänien

Für die Ernte und andere Arbeiten, die in seinem Betrieb anfallen, engagiert Rothkopf seit vielen Jahren Männer und Frauen aus Rumänien. Im Durchschnitt sind bei ihm 20 Leute im Einsatz, denen er als Unterkunft ein Haus in der Nähe der Dom-Escher Kirche zur Verfügung stellt. Auch tierische Helfer sind unverzichtbar. Das Bestäuben der Erdbeerblüten zum Beispiel übernehmen Hummeln, die der Landwirt sich in speziellen Kisten von einem Anbieter aus Belgien kommen lässt.

Hofladen-Verkauf

Seine Erdbeeren verkauft Heiner Rothkopf an große Lebensmittelkonzerne und an den Betrieb Rothkopf Eifelgemüse, den seine Schwägerin Regina Rothkopf führt. Die Zentrale ist der Hubertushof in Dom-Esch. Dort und an anderen Standorten unterhält Regina Rothkopf Verkaufsstellen mit eigenen und mit regionalen Produkten. Weitere Hofläden im Kreis haben finden Sie hier.

Insektizide setze er nicht ein, sagt Rothkopf. Die Bekämpfung von Thripsen, die gerne die Blüten der Erdbeeren zerfressen, und Spinnmilben überlässt er stattdessen Raubmilben mit den Bezeichnungen Californicus und Cucumeris. Diese Nützlinge werden in kleinen Tüten angeliefert, die sie durch winzige Löcher verlassen, um auf biologisch Art den Schädlingen zu Leibe zu rücken.

Immer im Juli bestückt Heiner Rothkopf seine Kästen neu mit jungen Pflanzen. Schon rund sechs Wochen später beginnt in den beheizten Hallen, in denen Erdbeeren der Sorte Elsanta gedeihen, die Herbsternte, die sich über drei Monate erstreckt. Auch in der Zeit danach, etwa bis Weihnachten, muss Rothkopf die Gewächshäuser beheizen, damit die Pflanzen die Anlagen für die nächste Blüh- und Fruchtperiode ausbilden können. Die zweite Erntephase dauert dann in der Regel vom 20. April bis zum 20. Juni.

Dom-Escher testet neue Erdbeersorte

Dass der Dom-Escher seine Abnehmer auch zwischen der Frühjahrs- und der Herbsternte beliefern kann, liegt an der „immertragenden“ Sorte Florentina, deren Pflanzen kontinuierlich von Mai bis Oktober Früchte hervorbringen – und das in Gewächshäusern ohne künstlich erzeugte Wärme.

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Der Anbau im geschützten Raum sorgt dafür, dass die Erdbeeren keinen extremen Witterungseinflüssen ausgesetzt werden. Frost und übermäßige Hitze bleiben draußen. Gegen zu starke Sonneneinstrahlung, die im schlimmsten Fall bei noch kleinen Früchten eine Notreifung herbeiführt, helfen auch spezielle Schirme, die Rothkopf unter der Hallendecke installiert hat.

Schon bald bringt er womöglich eine weitere Erdbeere in den Verkauf. Sie trägt den Namen Falco. Die ersten Erfahrungen mit der Versuchssorte sind vielversprechend: „Der Geschmack ist gut und der Ertrag stimmt.“