„Krewelshof“Ausbau der B266-Kreuzung rückt in weite Ferne

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B266_Kreuzung

Während im Hintergrund das Gebäude der Firma Hochwald kurz vor der Vollendung steht, liegt der Ausbau des Knotenpunkts an der B 266 noch in weiter Ferne.

Kreis Euskirchen – Dr. Hans-Peter Schick auf den Mund gefallen? Das hört man eher selten über den Mechernicher Bürgermeister. Doch Bernd Egenter, Leiter der Abteilung Planung beim Landesbetrieb Straßen NRW, will genau das erlebt haben. Als er Schick vor einiger Zeit mitgeteilt habe, dass sich die Stadt am Ausbau der Kreuzung B 266/L 11 („Krewelshof“) bei Obergartzem beteiligen müsse, sei es so weit gewesen. „Da war er erstmal zehn Sekunden still, was ja selten ist“, sagte Egenter zur leichten Erheiterung im Kreis-Planungsausschuss, der sich auf SPD-Antrag mit der Thematik befasste.

Bei einer kleinen Lösung des Ausbaus käme die Stadt mit ein paar Tausend Euro davon, so der Planer. Beim großen Ausbau, etwa mit Rechtsabbiegespur und Ampelschaltung für den Radverkehr sowie einem Regenbecken, was alles rund 1,5 Millionen Euro kosten dürfte, müsste sie schon tiefer in den Stadtsäckel greifen. „Er war überrascht, dass er bei einer großen Lösung mit etwa 200 000 Euro in die Bütt gehen muss – und sein Kämmerer weiß nichts davon“, so Egenter über das Gespräch mit Schick.

Konsequenzen seien zu tragen

Damit nicht genug. Auch das Mechernicher SPD-Kreistagsmitglied Hans Schmitz dachte an Schick, als er sagte: „Ich kann mich nicht dafür feiern lassen, dass die Firma Hochwald ins Gewerbegebiet kommt, sondern muss dann auch die Konsequenzen tragen.“

Landesbetrieb stehe auf der Bremse

Als Schick am Donnerstag von dieser Zeitung dazu um eine Stellungnahmen gebeten wurde, reagierte er wenig erfreut. Es sei die Stadt Mechernich gewesen, die sich seit Jahren um einen Ausbau der B 266 samt dem Knotenpunkt bei Obergartzem bemühe, während der Landesbetrieb auf der Bremse stehe. „Ich habe immer gedrängt und gesagt: Lasst uns das machen“, so Schick.

Auch sein Beigeordneter Thomas Hambach hat nach eigenem Bekunden Straßen NRW gegenüber immer wieder deutlich gemacht: „Das Schlimmste wäre: Hochwald geht in Betrieb – und ihr fangt an, den Knotenpunkt auszubauen.“ Ende dieses Jahres soll die Großmolkerei in Betrieb gehen. Dann dürften die Lkw und die Autos der rund 250 Mitarbeiter die Straßen zusätzlich befahren.

Stadt habe in die Bresche springen wollen

„Wir haben schon vor drei oder vier Jahren angeboten, Baurecht für den Bereich zu schaffen“, stellte Schick klar: „Wir haben den Grunderwerb für den Landesbetrieb getätigt.“ Auch für den vierspurigen Ausbau von der Kreuzung bis zur Grenze des Stadtgebiets – kurz hinter dem Park & Ride-Platz an der Panzerstraße in Richtung Satzvey – habe die Stadt in die Bresche springen wollen. Darin sei sie ja geübt, wie sie beim Knotenausbau an der Zikkurat und zum Gewerbegebiet Monzenbend in Kommern unter Beweis gestellt habe.

Dort schnürte die Stadt das ganze Paket: vom Grunderwerb über die Erstellung des Bebauungsplans bis hin zu Ausschreibung und Überwachung der Bauleistungen. Der Landesbetrieb habe quasi nur noch die Kosten für die Maßnahmen auf seiner Straße übernehmen müssen – ein Vorgehen, das einzigartig in NRW sei und vom Verkehrsminister als vorbildlich gelobt worden sei, sagte Schick.

„Schlafphase“

Nach einem ähnlichen Angebot der Stadt für die „Krewelshof“-Kreuzung sei vom Landesbetrieb dann aber nur wenig zu hören gewesen. In der Tat, so Egenter im Ausschuss, sei das Projekt „in eine Schlafphase hineingeraten“. Der Landesbetrieb habe angesichts personeller und fachlicher Umstrukturierungen Prioritäten setzen müssen – und die hätten zunächst im Autobahnbereich gelegen.

Denn selbst, wenn die Stadt die Aufgaben für den Knotenpunkt übernommen oder einem Fachbüro übergeben hätte, wäre angesichts der Größe der Aufgabe eine ständige fachliche Begleitung durch den Landesbetrieb nötig gewesen, so Egenter.

Kostenbeteiligung keine Überraschung

Dass die Stadt sich möglicherweise an den Kosten beteiligen müsse, habe ihn keineswegs überrascht, stellte Schick am Donnerstag auch klar. Auch ihm sei diese Bestimmung des Bundesfernstraßengesetztes bekannt. Die 200 000 Euro könne die Stadt auch verkraften – vor allem angesichts der Bedeutung, die die Hochwald-Ansiedlung für die Kommune habe.

„Ob wir uns aber überhaupt beteiligen müssen, muss noch gecheckt werden“, so Hambach. Fest steht: Für das Stück von der B 266 nach Obergartzem und dem dortigen Gewerbegebiet trägt die Stadt die Verantwortung. Aber sie wird erst zur Kasse gebeten, wenn sich dort 20 Prozent des Gesamtverkehrs am Knotenpunkt abspielen. Laut einer Verkehrszählung fahren in diesem Bereich im Schnitt etwa 17 000 Autos und 850 Lkw täglich über die Bundesstraße. 2600 Pkw und 80 Lkw werden von der B 266 aus über die Enzener Straße bis zum Kreisel, der ins Gewerbegebiet führt, gesteuert.

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Darin ist der Hochwald-Verkehr noch nicht enthalten. Dem gegenüber stehen für den eventuellen städtischen Kostenanteil 3800 Pkw-Fahrten und 270 Lkw-Fahrten von und nach Obergartzem. Gemessen an diesen Zahlen stehe es Spitz auf Knopf, so Hambach. Aber selbst wenn die Stadt zahlen müsse, sollte es daran nicht scheitern, so Schick.

Wann aber wird nun gebaut? „Bei einer großen Lösung sind wir mindestens zwei Jahre älter, bevor die Bagger anrollen“, so Egenter. SPD-Mann Hans Schmitz kann sich vorstellen, dass aber schon sehr bald Fakten für einen rascheren Ausbau geschaffen werden. Spätestens, wenn der Verkehr durch Hochwald rollt.