EuskirchenDer ETSC braucht Hilfe

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Euskirchen – Hartwig Schulz-Holstege verspricht: „Ich werde den ETSC nicht im Stich lassen. Er ist meine Heimat.“ Der kommissarische Vorsitzende des Euskirchener Turn- und Sport-Clubs   fügt hinzu: „Ich habe im Moment keine Zweifel, dass es den ETSC im kommenden Jahr geben wird.“ 

Ist das nicht zu optimistisch angesichts der Tatsache, dass es bei dem Verein seit Jahren bergab geht? Das räumt  auch Schulz-Holstege im Gespräch mit dieser Zeitung ein. Denn der ETSC-Chef hat den Verwaltungsausschuss des Vereins aktiviert und zudem  den Landesportbund um Hilfe gebeten. Das interne Gremium, das nur dann zusammenkommt, wenn es größere Schwierigkeiten gibt, und ein externer Fachanwalt sollen nach Möglichkeiten suchen, den Verein fit für die Zukunft zu machen.

Auch eine veränderte Vereinsstruktur sei nicht auszuschließen, sagt Schulz-Holstege. Aktuell ist der ETSC ein  hybrider Verein mit einem Hauptvorstand und autonom  arbeitenden Abteilungen. Als Termin für ein erstes Treffen des Gremiums und des Experten steht Dienstag, 12. November, im Raum. „Bis Ende des Jahres soll eine funktionierende Lösung gefunden sein“, so Schulz-Holstege.

Vorstand zieht sich zurück

Zuletzt habe der Verwaltungsausschuss nach dem Rauswurf eines langjährigen Vorsitzenden und wegen der Problematik rund um die Datenschutz-Grundverordnung  getagt, sagt Schulz-Holstege. Er sagt auch, dass es Nachwuchssorgen im Vorstand des Hauptvereins gibt.

Wie die bisherige Kassenwartin Rachel Bondy erläutert, werde sie ihr Amt zum 31. Dezember dieses Jahres endgültig abgeben. Auch Willi Schömer stehe als stellvertretender Vorsitzende nicht mehr zur Verfügung.  Obwohl es noch keine Nachfolger gebe,  sei die Zukunft des Vereins nicht gefährdet, betont Schulz-Holstege fast schon gebetsmühlenartig.  Doch was stimmt den kommissarischen ETSC-Chef so positiv? „Die einzelnen Abteilungen“, sagt Schulz-Holstege: „Die Reha-Abteilung ist ein Aushängeschild geworden, und auch die Turnabteilung macht erstklassige Arbeit.“ Auch in die Arbeit der Fußballabteilung unter der Leitung von Dirk Esser habe er „durchaus Vertrauen“. Und weiter: „Was ich sehe und weiß, ist okay.“  Dabei seien  die finanziellen Rahmenbedingungen der Abteilung sehr spartanisch.

Nicht viel Geld vorhanden

Auch im Hauptverein sei die Kasse in der Vergangenheit schon mal üppiger gefüllt gewesen. „Es ist eine gewisse Liquidität vorhanden, aber wir sind kein reicher Verein“, sagt Schulz-Holstege. In der  Vergangenheit hätten „einige  Löcher gestopft werden müssen. Es hat anderthalb Jahre gedauert, bis wir sauber waren.“  Zudem sei die Satzung so verändert worden, dass ein „solches Desaster“, so  der kommissarische  Vereinschef,  nicht mehr möglich sei. Eine Person alleine könne keine Entscheidungen mehr treffen.

Zu Spitzenzeiten habe der Verein mehr als 1500 Mitglieder gehabt, aktuell seien es etwa 600. Zuletzt löste sich die Volleyball-Abteilung auf.  2011 gründeten die Tischtennis-Abteilungen des ETSC und des Postsportvereins Euskirchen den TTV Euskirchen (siehe „Die Damen kamen später dazu").

Abteilung denkt an Abschied

Schon bald könnte ein weiterer  Mitgliederschwund drohen.  „Man muss ja gucken, wo man bleibt“, sagt Rachel Bondy, die nicht nur Kassenwartin des Hauptvereins ist, sondern auch Leiterin der Leichtathletikabteilung: „Der ETSC ist nicht mehr das, was er einmal war. Auch die Abteilung ist es nicht mehr. Wir haben noch etwa 50 Mitglieder.“ Um den Leichtathleten eine zukunftssichere Heimat bieten zu können, habe sie ins Auge gefasst, mit der Abteilung zum  LAGV Stotzheim zu wechseln. Eine Kooperation mit dem langjährigen Leichtathletik-Widersacher, der LGO Euskirchen/Erftstadt, sei auszuschließen, so Bondy.

Christoph Sina, Kassierer der Turnabteilung des ETSC, hofft, dass der Verein weiter am Netz bleibt: „Wir haben uns einen Namen im Verbandsgebiet gemacht und vertreten unsere Stadt gerne als ETSC.“ Auch in der Turnabteilung ist die Ungewissheit  in puncto  Nachfolge beim  Hauptvorstand virulent. „Das einzige Problem im Verein ist, dass es trotz  der funktionierenden Abteilungsstrukturen  zurzeit schwer ist, Personen zu finden, die im Hauptverein Verantwortung übernehmen“, so Sina.

Mehr als nur Fußball

In der Badminton-Abteilung haben sich die Verantwortlichen bereits vor Jahren mit dem Gedanken befasst, den ETSC zu verlassen und einen eigenen Verein zu gründen. Ein Grund dafür sei auch der Frust über die  Fußballer gewesen. Da man aber mit den Mannschaften nicht wieder in der untersten Liga anfangen wolle, habe man bislang  davon  abgesehen.

Dass der Gesamtverein unter  der Fußballabteilung zu leiden gehabt habe, sagt auch Schulz-Holstege: „Das hat uns schon belastet.“ Es sei  ein großes Manko, dass der ETSC in der Öffentlichkeit stets als Fußballverein wahrgenommen werde. Das glauben offenbar  auch die Autoren eines  Online-Lexikons. Unter dem Schlagwort TSC Euskirchen findet sich dort der Eintrag, dass es sich dabei um einen  deutschen Fußballverein aus Euskirchen handele.