SegelsportEuskirchener war zum zweiten Mal bei der Worrell 1000 vor der Ostküste der USA

Lesezeit 4 Minuten
Der Euskirchener André Hauschke ist links im Bild zu sehen. Er posiert mit dem Team Australia 2 und Team MLP am Strand vor einem aufgespannten Segel.

Arm in Arm mit Team Australia 2 und endlich gelöste Stimmung im Team MLP: André Hauschke (l.) und Steuermann Gerard Loos (2.v.r.).

Der Euskirchener Multisportler André Hauschke hat die längste Segelregatta der Welt, die Worrell 1000, heil überstanden – zum zweiten Mal.

Die wichtigste Nachricht: André Hauschke hat die längste Segelregatta der Welt, die Worrell 1000, heil überstanden und ist, im Gegensatz zu seiner Teilnahme vor zwei Jahren, ohne größere Blessuren geblieben. Die Erfahrung von 2022 hatte ihn Vorkehrungen treffen lassen: Die Skischuh-Einlegesohlen haben ebenso funktioniert wie die Segelhandschuhe kombiniert mit Tape an den Fingerspitzen.

Dennoch waren es zwölf Wettkampftage im Grenzbereich. „Der Körper ist ausgelaugt, ich spüre immer noch diese Grundspannung. Man wird eins mit dem Boot“, berichtet Hauschke. Ein paar Ereignisse blieben dem Bald-Wieder-Euskirchener, der für den RSC Zülpich segelt, besonders in Erinnerung.

Der Segelpartner

Vor zwei Jahren hatte Hauschke einen unerfahrenen Partner. Diesmal war das anders. Mit dem in Spanien lebenden Niederländer Gerard Loos als Steuermann, immerhin neunfacher Segel-Weltmeister, gab es Erfahrung satt auf dem Boot. 131 Lebensjahre: Hauschke ist 60, Loos 71 Jahre alt.

Doch wenn zwei Alphatiere, die sich sonst nur als Gegner kennen, plötzlich miteinander auskommen müssen, dann wird „gezankt und gestritten“, wie es Hauschke ausdrückt. Beide Segler seien hochkonzentriert, aber Hauschke glaubt, dass Loos' Erwartungen zu hoch gewesen seien. „Ich denke, er hatte einen Podestplatz im Kopf“, vermutet Hauschke. Es wurde, auch wegen mehrerer Defekte, Platz zehn. „Platz fünf oder sechs wäre realistisch gewesen“, schätzt Hauschke.

Ein einsames Segelboot auf dem Wasser bei der Worrel.

Die Einsamkeit des Seglers bei der Worrell.

Multisportler André Hauschke lacht in die Kamera und reckt vor seinem Boot den Daumen in die Luft.

Daumen hoch für das Boot: André Hauschke.

Was dem Euskirchener fehlte, war neben der hohen Konzentration ein Stück Lockerheit. „Aber bei uns auf dem Boot herrschte Stille, es wurde aufs Meer gestarrt, und Gerard gab nur die nötigsten Kommandos. Dabei muss man auch mal Blödsinn machen und gemeinsam lachen, um die Anspannung zu lösen.“

Gleichzeitig hätte Hauschke, der die Rolle des Vorschoters übernahm, sich ein druckvolleres und damit schnelleres Segeln gewünscht. „Gerard setzt auf ein Zwischending zwischen Schnelligkeit und Sicherheit“, fasst es Hauschke zusammen. Wenn an längeren Renntagen auch in der Dunkelheit gesegelt wurde, sei das Pendel sogar deutlich in Richtung Sicherheit ausgeschlagen.

Das Boot

„Man ist nur so gut, wie oft man ein Boot segelt“, nennt Hauschke eine Segler-Weisheit. Das Windrush F18 Edge ist einer der schnellsten Katamarane der Welt. Doch das Team MLP, wie sich Hauschke und Loos nannten, bekam es erst kurz vor dem Start der Worrell 1000. Während Hauschke die zwei Trainingstage für Fahrten auf dem Wasser nutzen wollte, um das Boot kennenzulernen, legte Loos sein Veto ein.

Ein Segelboot in Action: Zwei Personen sitze auf dem Segler, an den Seiten spritzt das Wasser.

Action pur gab es auf dem Wasser. Das Team MLP beendete die Worrell 1000 auf Platz zehn.

Er wollte lieber technische Veränderungen vornehmen. „Das Windrush muss am Limit gefahren werden, man muss das Boot fühlen und nicht nur seglerisch beherrschen. Das konnten wir nicht liefern“, gibt sich Hauschke selbstkritisch.

Die Defekte

Das Team MLP hatte gleich mehrfach Pech. Nicht nur, dass es am ersten Tag eine falsche Strategie wählte, am zweiten Tag brach das Ruder und musste repariert werden. „Dieser verlorenen Zeit sind wir dann hinterhergefahren“, so Hauschke. Zwölfter und damit letzter Platz an beiden Tagen. An Tag fünf und Tag elf brach dann jeweils der Spinnakerbaum. „Das hat uns mindestens 3,5 Stunden gekostet“, Platz zehn und elf, zu dem Zeitpunkt der letzte Rang, waren jeweils die Folge.

Die Gewitter

André Hauschke, der seit Jahrzehnten Wassersport auf höchstem Niveau betreibt, hat schon viel erlebt. Aber Tag drei der Worrell übertraf alles. „Das war das persönlich schlimmste Segelerlebnis“, sagt er. Gemeint waren gleich zwei aufeinanderfolgende Gewitter, das zweite verbunden mit einem Tornado. „Wir segelten in eine unvorstellbar schwarze Wand“, berichtet er. Kurz vorher sei es total ruhig gewesen, sodass sich die beiden Segler fragten: „Was braut sich denn da zusammen?“ In den beiden Gewittern, die insgesamt rund 45 Minuten dauerten, sei das Boot unfahrbar gewesen.

Während Hauschke im Trapez hing und ihm die Gischt ins Gesicht schleuderte, machte sich Loos' langjährige Erfahrung bemerkbar. „Er hat das Boot zitternd im Wind gehalten“, so Hauschke. Die Angst vor dem Kentern, wie es einem weiteren Team passiert ist, war groß. Und nicht nur die. Es gab ja auch noch die Blitze. „Scheiße, der Alumast! Hoffentlich wirst du nicht zum Blitzableiter“, hat sich Hauschke gedacht. Nachdem das Unwetter überstanden war und die Anspannung sich löste, flossen die Tränen bei den beiden Seglern. „Wir mussten perfekt funktionieren. Das war brutal.“

Der Eklat

Wer André Hauschke wirklich sauer erleben will, sollte ihn auf die drittletzte Etappe von Atlantic nach Ocracoke ansprechen. Denn während neun der elf Boote den vorgegebenen Weg um das Cape Lookout wählten, wo kaum Wind herrschte, kürzten zwei Teams ab – und waren damit zwischen einer und zweieinhalb Stunden schneller als der Rest. Eine Strafe gab es nicht.

Das Fazit

Die Anspannung auf der letzten Etappe nach Virginia löste sich. Loos sei sogar Hauschkes Rat, ein wenig aggressiver zu fahren, gefolgt und hatte sichtlich Spaß. Es kam beim Euskirchener die Erkenntnis: „Wir haben einen Riesenjob gemacht und die 1000 Seemeilen, ohne zu kentern, überstanden.“ 105 Stunden hat das gedauert. Anfang Juli nimmt das Team MLP an der Weltmeisterschaft in Spanien teil.