Fußball-BezirksligaReisestrapazen für den SV Nierfeld

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Treuer Kunde des ÖPNV: Nierfelds Ghartey Anderson (l.) reist mittlerweile aus Wermelskirchen an.

Treuer Kunde des ÖPNV: Nierfelds Ghartey Anderson (l.) reist mittlerweile aus Wermelskirchen an.

Nettersheim – SV Nierfeld – SG Voreifel abbr. (1:1). Der Halbzeitpfiff war am Donnerstagabend im Nettersheimer Schneegestöber auch der letzte Pfiff von Schiedsrichter Luca Povoledo. Zwar bat der Referee die Teams nach der Halbzeitpause noch kurz auf den Platz – aber nach Rücksprache mit seinen Assistenten Lukas Feist und Nick Wild und den beiden Mannschaften brach er das Spiel ab.

Kurz vor Ende der ersten Halbzeit hatten starke Schneefälle begonnen. In der Pause waren die freigeräumten Linien auf dem ohnehin schon verschneiten Nettersheimer Sportplatz aber vollkommen zugeschneit. Auch an einem farbigen Ball mangelte es. So blieb Povoledo gar nichts anderes übrig, als abzubrechen.

Von oben wurde das Spiel entschieden: Kurz vor Ende der ersten Halbzeit setzten starke Schneefälle ein.

Von oben wurde das Spiel entschieden: Kurz vor Ende der ersten Halbzeit setzten starke Schneefälle ein.

Der Spielverlauf bis dahin

Die ersten zwei bis drei Minuten des Spiels gehörten der von Dominik Peiffer trainierten Heimelf, die auch direkt die ersten Torschüsse abgab. Voreifel kämpfte sich aber buchstäblich in die Partie zurück – nicht immer mit fairen Methoden.

Die Nierfelder zeigten sich von den drei ruppigen Aktionen der Gäste beeindruckt. Voreifel war bissig, presste enorm und ließ nicht zu, dass Nierfeld das Spiel in Ruhe aufbauen konnte. Die Führung der Gäste in der 15. Minute war deshalb verdient. Torhüter Marc-Andre Virnich parierte nur kurze Zeit später im eins gegen eins und hielt Nierfeld im Spiel.

Und die Gastgeber wurden immer stärker. Besonders, als der Schneefall einsetzte gab es Chancen im Minutentakt, die teils kläglich vergeben wurden. In der 45. Minute gelang Jan Diederichs dann der verdiente Ausgleich.

Die weiteren Spiele

TuS Langerwehe – TuS Zülpich 2:2 (0:1)

Lange Zeit sah es so aus, als ob Zülpich beim Tabellennachbarn als Sieger vom Platz geht. Der Lohn wäre der zweite Rang gewesen. Marco Podolski (41.) brachte die Gäste in Führung – laut Co-Trainer Thorsten Lewin auch absolut verdient. David Sasse (70.) erhöhte. Das Anschlusstor wird zwar Langerwehes Arbent Hajdari (76.) zugeschrieben, war aber laut Lewin eher ein kurioses Eigentor der Zülpicher. „Das kam ein paar Minuten zu früh, ansonsten hätten wir das Spiel über die Zeit gebracht“, vermutete er. Am Ende sei der Akku leer gewesen, was auch den Corona-Problemen in der Vorbereitung geschuldet sei. Die Folge: Langerwehe erzielte in der Nachspielzeit den Ausgleich. „Vom Spielverlauf her fühlt sich dieses Unentschieden wie eine Niederlage an“, sagte Lewin.

Türkischer SV Düren – Euskirchener TSC 5:3 (2:2)

Ein torreiches Spiel lieferte sich der ETSC beim Tabellennachbarn. Gästecoach Hartmut Pitten lobte den Kampf und die Leidenschaft, die seine Mannschaft dem spielerisch überlegenen Gegner entgegensetzte: „Mit etwas mehr Abschlussglück hätten wir uns mit einem Punkt belohnen können.“ Mohamed Lamine Camara brachte den ETSC in Führung (2.) und traf auch zum 2:2 (38.). Fritz Friedrich Hilgers erzielte das 3:4 (67.).

SV Frauenberg – Hilal-Maroc Bergheim (So., 15 Uhr)

Laut SVF-Trainer Sebastian Kaiser braucht es gegen Bergheim wie gegen Welldorf-Güsten eine absolute Topleistung. Helfen soll auch der witterungsbedingt tiefe Rasenplatz. „Wir werden kratzen, beißen und kämpfen“, sagte Kaiser, der es nur schwer akzeptieren kann, dass zwei Spieler kurzfristig in Urlaub gefahren sind: „Ich bin da eine andere Einstellung gewohnt.“

Spieler des Spiels

Ghartey Anderson hat zwar am Donnerstag keine Sekunde gespielt. Aber er hat vermutlich den größten Einsatz von allen Spielern an diesem Tag gezeigt. Und war dabei auch noch sichtlich gut gelaunt.

Der Nierfelder Spieler wohnt mittlerweile in Wermelskirchen im Rheinisch-Bergischen Kreis. Bis Nettersheim sind es mit dem Auto mehr als 100 Kilometer, man braucht locker 1,5 Stunden. Aber Anderson nutzt öffentliche Verkehrsmittel und ist so mehr als drei Stunden unterwegs. Zuerst geht es bis Köln, dann weiter in die Eifel. Und weil durch die Flut ja auch noch die Eisenbahnstrecke in der Eifel zerstört ist, nutzt Anderson den Schienenersatzverkehr. Einmal pro Woche nimmt er am Training teil und an den Spielen.

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Am Donnerstag hat er den Schnellbus genommen in der Annahme, dass dieser am Bahnhof in Nettersheim hält. Tat er aber nicht. Stattdessen fuhr Anderson bis nach Jünkerath durch, wo ihn der Vater von Mitspieler Stephen Kinnen abholte und nach Nettersheim brachte. Nur wenige Minuten vor dem Anpfiff war Anderson dann da, weshalb er nicht von Beginn an spielen konnte. Ein Einsatz in der zweiten Halbzeit wäre aber wegen der spärlich besetzten Ersatzbank wahrscheinlich gewesen. Dazu kam es aber nicht mehr.

In Nierfeld geht man davon aus, dass Anderson, der seit der Saison 2017/18 bei den Schwarz-Weißen spielt, sich diese Reisestrapazen noch bis Sommer antun will.